# taz.de -- Wahlen bei Spaniens Konservativen: Stimmung machen mit rechts
       
       > Spaniens Partido Popular wählt eine neue Führung. Die Kampfabstimmung
       > gerät zum Richtungsstreit der Partei zwischen Mitte und ultrakonservativ.
       
 (IMG) Bild: Soraya Sáenz de Santamaría erhielt bei der Mitgliederabstimmung der Partido Popular in Spanien 37 Prozent der Stimmen
       
       Madrid taz | Spaniens konservative Partido Popular (PP) wählt am kommenden
       Wochenende auf einem Sonderparteitag einen neuen Vorsitzenden. Erstmals
       haben dabei die Mitglieder zumindest teilweise direkt das Wort. In einer
       Basisabstimmung entschieden sie, wer aus fünf Kandidaten in die zweite
       Runde ging.
       
       Die ehemalige Vizeregierungschefin Soraya Saénz de Santamaría (47) erzielte
       vor zwei Wochen 37 Prozent der Stimmen, der 37-jährige Vizeparteisekretär
       für Kommunikation Pablo Casado 34 Prozent. Am Samstag müssen die 3.082
       Parteitagsdelegierten entscheiden, wer die PP führen und bei den kommenden
       Wahlen als konservativer Spitzenkandidat antreten wird.
       
       Der Sonderparteitag war notwendig geworden, nachdem der bisherige
       Parteichef [1][Mariano Rajoy im Juni zurücktrat]. Er zog damit die
       Konsequenzen aus einem [2][Misstrauensantrag] im spanischen Parlament, der
       ihn auf die Oppositionsbank verbannte und den Sozialisten Pedro Sánchez an
       die Macht brachte. Bis auf die rechtsliberalen Ciudadanos (Bürger) hatten
       alle Parteien Rajoy den Rücken gekehrt, nachdem seine PP in einem
       Korruptionsfall verurteilt worden war.
       
       Beide Kandidaten zeigen sich überzeugt, die Mehrheit der Delegierten hinter
       sich zu haben. Casado ist es gelungen die Unterstützung der unterlegenen
       drei Kandidaten, darunter die mächtige Generalsekretärin und ehemalige
       Verteidigungsministerin Dolores de Cospedal, zu erhalten. Das würde ihn auf
       65 Prozent der Delegierten bringen, erklärt er in den letzten Tagen immer
       wieder. Für Saénz de Santamaría ist dies „eine Milchmädchenrechnung“. Sie
       habe bereits 600 Delegierte mehr als nötig vereint.
       
       ## Stimme der Frauen versus Ultrakonservativismus
       
       Saénz de Santamaría verweist auf ihre Erfahrung in sieben Jahren
       Regierungsarbeit. Was ihr schadet: Anders als Casado hat sie sich nicht
       hochgedient, sondern stieg direkt in die Mannschaft Rajoys ein, als dieser
       noch in der Opposition war. Dass sie dennoch große Macht in ihren Händen
       vereinte und Rajoy all die Jahre den Rücken freihielt, macht die Juristin
       Saénz de Santamaría nicht bei allen beliebt.
       
       Im internen Wahlkampf wendet sie sich betont der politischen Mitte zu und
       wirbt um die Stimmen der Frauen. Eine öffentliche Debatte mit ihrem
       Konkurrenten lehnte sie ab. Man debattiere mit politischen Gegnern, aber
       nicht mit Parteifreunden, erklärte sie.
       
       Casado suchte in den vergangen zwei Wochen die politische
       Auseinandersetzung. Er macht gezielt mit rechten Themen Stimmung. Der
       Jurist redet von einem Verbot der katalanischen Parteien, die für die
       Unabhängigkeit eintreten, der Abschaffung der Fristenregelung bei der
       Abtreibungen und einem Ende jedweder Subventionen. Damit werde er die
       Steuern weiter senken, solle er es an die Regierung schaffen.
       
       Die Unterstützung seiner politischen Zieheltern – der einstigen
       Landesmutter von Madrid, Esperanza Aguirre und dem ehemaligen spanischen
       Regierungschef José María Aznar sind ihm ebenso gewiss wie die
       rechtsradikaler, ultrakatholischer Plattformen wie zum Beispiel Hazte Oír
       (Verschaff Dir Gehör), die gegen Abtreibung und Homoehe wettern. Casado
       will „das Spanien der Balkons“ hinter sich vereinen. Damit meint er
       diejenigen, die im Verlauf des Katalonienkonflikts die spanische
       Nationalfahne aufgehängt haben.
       
       Der zurückgetretene Rajoy verhält sich völlig neutral und unterstützt
       keinen der beiden Bewerber. Nicht so Rajoys sozialistischer Vorgänger als
       Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero. Der lobte Saénz de
       Santamaría. Das Lager Casados nutzte dies sofort gegen sie.
       
       20 Jul 2018
       
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