# taz.de -- Kommentar Nato-Gipfel und Trump: Die neue Freund-Feind-Konfusion
       
       > Die Nato-Partner blicken nervös auf die Anreise des US-Präsidenten zum
       > Gipfel in Brüssel. Es ist an der Zeit, ihm eine neue Politik
       > entgegenzusetzen.
       
 (IMG) Bild: Was stellt er diesmal an? Donald und Melania Trump bei der Abreise nach Brüssel
       
       Früher waren es die Linken, die die Abschaffung der Nato als Relikt das
       Kalten Krieges gefordert haben. Heute ist es ein Rechter wie Donald Trump,
       der die Organisation, je nach Übersetzung des englischen Wortes „obsolete“,
       für veraltet, abgenutzt oder überholt befindet. Die Nato ist in seiner
       Lesart „so schlimm wie Nafta“, das von Trump verachtete Nordamerikanische
       Freihandelsabkommen. Verkehrte Welt.
       
       Die Situation ist grotesk. 28 Nato-Partner sehen mit Nervosität und
       Unsicherheit der Anreise des 29. US-Präsidenten [1][zum Nato-Gipfel in
       Brüssel] entgegen. Regierungschefs lassen sich wie Schulkinder behandeln,
       die mit ihren Hausaufgaben antreten müssen. Selbst US-Vertreter können
       nicht vorhersagen, ob sich Trump vor Ort auf eine gemeinsame Erklärung
       einlassen wird. Sollte er das tun, bangen die Regierungschefs weiter.
       Schließlich könnte Trump auch im Flugzeug – wie beim G7-Treffen der
       Regierungschefs in Kanada – die Ergebnisse mit einem Tweet nichtig machen.
       Und was Trump bei seinem Vier-Augen-Gespräch mit dem russischen Präsidenten
       Wladimir Putin in der kommenden Woche dann verabreden wird, ist
       unberechenbar.
       
       Unverhohlen hat Trump immer wieder seine Verachtung für internationale
       Organisationen, Abkommen und Gepflogenheiten zum Ausdruck gebracht. Man
       weiß nie, ob die Institution nach einem Treffen mit Trump noch dieselbe ist
       wie davor. Auch die Nato behandelt er kaum besser als die EU, das Pariser
       Klima-Abkommen oder die G7: Er nutzt eine geschwächte Institution zum
       Vorteil der USA. EU-Ratspräsident Donald Tusk hat den Bündnispartner aus
       Washington vor seiner Europa-Tournee gemahnt, er solle doch bitte wissen,
       wer „strategischer Freund ist und wer strategisches Problem ist“. Die
       Mahnung strahlt auf Tusk selbst zurück. Kann die EU heute sagen, wer Freund
       und wer Feind ist?
       
       Wenig illustriert besser, dass der bisherige politische Umgang mit Trump
       scheitert. Das müssen sich die Nato-Partner, die EU und die deutsche
       Regierung nun eingestehen. Es ist Zeit, Trump eine andere Politik
       entgegenzusetzen, gerade auch in der Verteidigung. Sollte das passieren,
       hätte Trumps Gebaren etwas Gutes bewirkt. Es wäre ein richtiger Schritt,
       das Gefängnis des 2-Prozent-Ziels aufzubrechen. Eine moderne
       Verteidigungspolitik misst sich nicht nur an Panzern und Kampfflugzeugen,
       für deren Finanzierung 2 Prozent des Bruttoinlandprodukts der jeweiligen
       Länder verwendet werden. Die USA selbst zahlen ihre Verpflichtungen etwa
       gegenüber der UNO genauso wenig.
       
       Moderne Verteidigungspolitik würde vielmehr das erfüllen, was in der
       Migrationsdebatte so vehement eingefordert wird. Es hieße, Geld dort zu
       investieren, wo Krieg, Verfolgung oder Not die Menschen vertreiben.
       Angesichts der Fluchtbewegungen, der sterbenden Menschen im Mittelmeer und
       des Aufschwungs für rechtsaußen ist es Zeit für eine moderne Definition von
       Verteidigungspolitik.
       
       11 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nato-Gipfel-in-Bruessel/!5521580
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Junge
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Nato
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) Militär
 (DIR) North-Stream-Pipeline
 (DIR) Donald Trump
 (DIR) Nato
 (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Frauen-WM 2019 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nato-Gipfel in Brüssel: Trump schert wieder aus
       
       Der US-Präsident wettert gegen Deutschland und die Nato. Online folgt Tweet
       auf Tweet, in Gesprächen gibt Trump sich aber versöhnlich.
       
 (DIR) Heftige Proteste gegen US-Präsidenten: Trump schwebt in London ein
       
       Am Donnerstag wird Donald Trump für seinen Arbeitsbesuch in Großbritannien
       erwartet. Wo er auch hinkommt, erwarten ihn Gegendemos.
       
 (DIR) NATO-Gipfel in Brüssel: Trump gegen Merkel
       
       US-Präsident Donald Trump wettert beim NATO-Gipfel gegen Deutschland. Das
       zahle zu wenig und kaufe dann auch noch Gas bei Russland.
       
 (DIR) Nato-Gipfel in Brüssel: In der Nato geht die Angst um
       
       Vor Beginn des Nato-Gipfels herrscht unter Diplomaten weiterhin Sorge vor
       der Unberechenbarkeit des US-Präsidenten Donald Trump.
       
 (DIR) Blockierte Fluchtwege am Mittelmeer: An den Rändern Europas
       
       Die wahren Dramen um Europas Flüchtlinge spielen sich rund ums Mittelmeer
       ab. Drei Orte, drei Geschichten.
       
 (DIR) Fußball-WM und Propaganda: Nato kickt mit
       
       Vier Halbfinalisten, vier Nato-Mitglieder: Die westliche Militärallianz
       feiert sich. In Russland ist der Spott groß – Fußball in Zeiten der
       Propaganda.