# taz.de -- Die Wahrheit: Corned Beef schlägt Köttbullar
       
       > Lag Englands Sieg am Maskottchen? Bei der EM 2016 hatte das Team einen
       > Plüschlöwen im Gepäck. Dieses Mal dient der Trainer als Plüschlöwe.
       
 (IMG) Bild: Vorsicht vor dem Maskottchen: Die können auch schon mal aggressiv
       
       Es wird böse enden. In Irland hat sich Entsetzen breitgemacht. Nicht
       auszudenken, sollte England Fußballweltmeister werden. Schon jetzt sind die
       TV-Kommentare unerträglich: „Gareth Southgate steht würdevoll am Rand.“ Was
       soll der Trainer denn sonst tun? Sich, wie die Fans auf den Rängen, mit
       warmem Bier betrinken?
       
       Die Folgen eines englischen WM-Triumphs würden vier Jahre andauern, warnte
       die Dubliner Presse. Für Außenstehende sehr beschwerlich, müsse man doch
       die englische Selbstgefälligkeit ertragen. Dagegen gebe es kein Mittel. Es
       könne allerdings nicht schaden, Jodtabletten einzunehmen.
       
       Bereits Dienstag war Irland kollektiv schockerstarrt: England gewann im
       Elfmeterschießen. Zählt Tradition gar nichts mehr? Im Fernsehen
       kommentierte jemand: „England war so einfallsreich wie eine Dose Corned
       Beef im Kühlschrank.“ Aber das gepökelte Rindfleisch hat die Butifarra
       Soledeñas, die kolumbianischen Partywürstchen, besiegt. Und nun auch noch
       die Köttbullar! Nicht auszudenken, wenn die Čevapčićis dran glauben müssen.
       
       Zum Spiel gegen Kolumbien kamen unsere Nachbarn, weil wir den größeren
       Fernseher haben. Der Nachteil eines Smart TV ist, dass er gar nicht smart
       ist. Er zeigt alles verzögert. Aus dem nahegelegenen Pub, das einen
       normalen Fernseher hat, hörten wir Jubelschreie, lange bevor auf unserem
       Bildschirm der verschossene englische Elfmeter gezeigt wurde. Und beim
       letzten Elfmeter, der England den Sieg brachte, lag der Ball im Pub bereits
       im Netz, begleitet von einem Massenseufzer, während sich der Schütze Eric
       Dier bei uns noch die Schuhe zuband.
       
       Lag Englands Sieg am Maskottchen? Bei der EM vor zwei Jahren hatte das Team
       einen Plüschlöwen im Gepäck. Das Tier wurde überallhin mitgeschleppt – zum
       Training, in die Sauna, zum Essen und natürlich zum Spiel. Nachts waren die
       Spieler reihum für seine Sicherheit verantwortlich. Nachdem England gegen
       Island im Achtelfinale ausgeschieden war, wurde der Löwe in die Wüste
       geschickt.
       
       Er traf es besser als das japanische Maskottchen. Rabiot, eine pazifische
       Riesenkrake, hatte alle japanischen Spiele korrekt vorausgesagt, indem das
       Tier jeweils in einen – mit Sieg, Unentschieden oder Niederlage
       beschrifteten – Korb krabbelte. Leider prophezeite es auch das Aus gegen
       Belgien. Verhängnisvoll. Der Krake wurde zu Sushi verarbeitet, weil man ihn
       offenbar für schuldig an der Niederlage hielt.
       
       Nach dem Sieg über Kolumbien ernannten die Engländer Southgate zum
       Maskottchen, weil er den Elfmeterfluch vermeintlich besiegt hat. Bei der EM
       1996 hatte er gegen Deutschland einen Elfer versiebt, und England schied
       aus. Sollte England gegen Kroatien im Elfmeterschießen verlieren, wird es
       Southgate wie Leo ergehen. Oder wie Rabiot.
       
       8 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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