# taz.de -- Kommentar Baukindergeld: Gegen Wohnungsnot hilft es nicht
       
       > Eine Bezuschussung des Wohnungskaufs unterstützt auch Menschen, die es
       > gar nicht benötigen – und treibt die Immobilienpreise in die Höhe.
       
 (IMG) Bild: Vielen Wohnungssuchenden bleibt heute kaum was anderes übrig, als sich eine Wohnung zu kaufen
       
       Immer dann, wenn es um Sozialleistungen für die Mittelschicht geht, wird es
       heikel. Denn in der Mittelschicht fühlen sich mehr Menschen als Bedürftige
       denn als Privilegierte. Diese verzerrte Selbstwahrnehmung gehört zum
       Sozialstaat.
       
       Die Gerechtigkeitsfrage stellt sich auch beim Baukindergeld: Sollte man
       Käufer von Wohnungen und Bauherren aus Steuermitteln subventionieren? Wo
       doch solche Subventionen auch Menschen helfen, die darauf gar nicht
       angewiesen sind? Einerseits. Andererseits aber bleibt vielen
       Wohnungssuchenden in den Ballungszentren heute kaum noch etwas übrig, als
       sich eine Wohnung zu kaufen und einen hohen Kredit aufzunehmen.
       
       [1][Kommt das Baukindergeld], werden erst recht Tausende von Menschen
       Wohnungen erwerben oder Häuser bauen. Es ist bezeichnend, dass den
       zuständigen Politikern erst jetzt das Kostenrisiko der neuen Subvention
       aufgefallen ist. Nur aus diesem Grund haben sich die zuständigen Minister
       Olaf Scholz (SPD) und Horst Seehofer (CSU) nun eine Limitierung bei der
       Wohnungsgröße ausgedacht.
       
       Wer einen Bauernhof mit 130 Quadratmetern kauft, kriegt keine Subvention
       mehr. Wer eine kleinere Wohnung in München erwirbt, egal wie teuer,
       vielleicht auch noch Erbe ist, bekommt aber das Geld vom Staat noch
       obendrauf. Die Quadratmeterbeschränkung ist dilettantisch.
       
       Aber sie wirft auch ein Licht auf die eigentliche Problematik: Eine
       Bezuschussung des Wohnungskaufs aus Steuermitteln unterstützt garantiert
       auch Menschen, die dieses Staatsgeld gar nicht benötigen, und treibt die
       Immobilienpreise in die Höhe.
       
       Das Baukindergeld hilft auch nicht bei der Bewältigung der Wohnungsnot in
       den Ballungszentren. Es ist ein Unding, wenn sich jemand aus Wohnungsnot
       beim Erwerb einer Immobilie auf Jahrzehnte hoch verschuldet und die
       Existenz Wohnungssuchender vom Zinsniveau abhängt. Wir brauchen eine Lösung
       für den Mangel an bezahlbaren Mietwohnungen. Die liefert das Baukindergeld
       nicht.
       
       25 Jun 2018
       
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