# taz.de -- EU-Politiker zur Zuckerberg-Anhörung: „Sonst machen wir nicht mit“
       
       > Er ist Europas größter Facebook-Dompteur – und heute Abend trifft er den
       > Löwen. Wie bändigt Jan Philipp Albrecht den Facebook-Chef?
       
 (IMG) Bild: Demütig und handzahm, damals: Zuckerberg bei seiner Anhörung im US-Kongress
       
       taz: Herr Albrecht, heute Abend soll Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor
       dem EU-Parlament Fragen beantworten. Was erwarten Sie sich davon? 
       
       Jan Philipp Albrecht: Ich hoffe natürlich, dass er Stellung dazu bezieht,
       was beim [1][Datenskandal rund um Cambridge Analytica] schief gelaufen ist.
       Wir wollen wissen, ob es noch weitere solcher Fälle gibt und ob wir
       überhaupt alle Fakten kennen.
       
       Dazu hat Zuckerberg doch schon in den USA etliche Male ausgesagt. Was soll
       da Neues kommen? 
       
       Es gibt durchaus Anhaltspunkte dafür, dass wir in der Sache noch nicht
       alles wissen. Damit wollen wir ihn heute konfrontieren. Außerdem erwarten
       wir, dass Mark Zuckerberg Fakten darlegt, die plausibel machen, wie sich
       Facebook künftig an die Europäische Datenschutzgrundverordnung halten will.
       
       Die Datenschutzgrundverordnung tritt am Freitag in Kraft. Was genau soll
       Zuckerberg liefern? 
       
       Bislang agiert das Unternehmen nach dem Prinzip „Friss oder stirb“. Die
       Transparenz von Facebook lässt ja sehr zu wünschen übrig. Oft wissen Nutzer
       gar nicht, dass ihre Fotos zum Beispiel der automatischen Gesichtserkennung
       unterliegen und was damit geschieht. Künftig muss Facebook den Verbrauchern
       etwa die Möglichkeit geben, da nein zu sagen. Da haben sich bisher nicht
       dran gehalten. Wir wollen wissen, ab wann sie das endlich tun.
       
       Geht es darum auch heute Abend? 
       
       Natürlich. Zuckerberg hatte ja in seiner Anhörung vor dem US-Kongress auf
       seinem Sprechzettel verräterischerweise den Hinweis stehen, dass Facebook
       sich noch nicht an diese Regeln hält. Wir erwarten, dass er dazu Stellung
       bezieht.
       
       Herr Albrecht, Sie sind Europas größter Facebook-Dompteur. Wie legen Sie
       den Löwen an die Leine? 
       
       Ich muss ihn nicht bändigen. Zuckerberg muss selbst wissen, wie viel
       Vertrauen er bei den europäischen Nutzerinnen und Nutzern gewinnen oder
       zurückgewinnen möchte. Wenn er nicht plausibel machen kann, was seine Linie
       ist, wird er Vertrauen verlieren. Im Kern geht es doch darum, ob das
       Unternehmen überhaupt ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Geschäftsmodell
       hat, das nicht nur darauf beruht, Nutzerprofile auszubeuten und zu
       überwachen.
       
       Wenn Sie sich ein Geschenk von Zuckerberg wünschen dürften: Welches sollte
       er mitbringen? 
       
       Ich erwarte keine Geschenke, sondern dass er respektvoll und offen und
       ehrlich ist. Das wäre schon ein Fortschritt zu allem was wir bislang von
       Facebook gesehen haben.
       
       Zuckerbergs Anhörung vor dem US-Kongress geriet [2][teilweise zur
       Lachnummer], weil sich Politiker selbst profilieren wollten. Das kann heute
       nicht passieren: Das Gespräch soll insgesamt eine Stunde und 15 Minuten
       dauern. Wieviele Sekunden Fragezeit haben Sie? 
       
       Das weiß ich selber noch nicht so genau. Da wir aber eine überschaubare
       Runde sind, glaube ich schon, dass ich ein paar Minuten Zeit habe, um ihm
       Fragen zu stellen – und diese auch beantwortet zu kriegen.
       
       Zuckerberg wollte das Gespräch ohne Beteiligung der Öffentlichkeit führen.
       Wie wurde er umgestimmt? 
       
       Wir haben enormen Druck auf die konservative Hälfte des EU-Parlaments
       ausgeübt. Der Parlamentspräsident wollte zunächst akzeptieren, dass das
       Gespräch hinter verschlossener Tür stattfindet. Wir Grünen, aber auch die
       Sozialdemokraten, Linken und Liberalen haben gesagt, dass wir unter solchen
       Bedingungen nicht teilnehmen werden. Das wäre auch für Facebook ein
       schlechtes Zeichen gewesen. So hat Zuckerberg letztlich eingelenkt.
       
       Die Anhörung wird [3][ab etwa 18.15 Uhr per Livestream] übertragen. Sind
       Sie nervös? 
       
       Offen gesagt: Ein bisschen schon. Es ist natürlich wichtig, dass es
       ordentlich wird, damit das keine PR-Nummer für Mark Zuckerberg wird.
       
       Die PR soll auf Seiten der Grünen sein. 
       
       Nein, sie soll auf Seiten des Europäischen Parlaments sein. Es geht ja hier
       um demokratische Rechte.
       
       22 May 2018
       
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