# taz.de -- Studio kündigt neue Superheldin an: Muslimische Marvel-Heldin kommt
       
       > Die Marvel Studios arbeiten am Debüt von Ms. Marvel und zwar in der
       > Version mit der Muslima Kamala Khan. Die Fans sind begeistert.
       
 (IMG) Bild: In den Comics hatte Ms. Marvel 2013 ihren ersten Auftritt
       
       Nick Fury löst sich in Feenstaub auf. Das unbestimmte Kommunikationsgerät
       mit dem letzten Notruf seiner Existenz fällt auf die Erde, bevor das
       Mastermind von S.H.I.E.L.D. zusammen mit der Hälfte der übrigen Population
       des Universums vom Winde verweht wird. Der Zuschauer erhascht einen letzten
       Blick auf den Pager und erblickt das Emblem von, ja von wem eigentlich? Die
       interessierten Zuschauer von [1][„Avengers: Infinity War“] werden gegoogelt
       haben und wissen inzwischen: Angekündigt wird die Figur von Captain Marvel
       – eine Superheldin aus dem Marvel-Universum, die 2019 als erste weibliche
       Figur mit einem Solofilm auf die Leinwand kommen wird. Im Zuge der
       Promotion des Avengers-Films hat Kevin Feige, Präsident von Marvel Studios,
       in einem BBC-Interview nun auch einen weiteren weiblichen Charakter
       angekündigt: Ms. Marvel. Ein Film mit der ersten muslimischen Superheldin
       sei definitiv in Arbeit.
       
       Ms. Marvel heißt mit bürgerlichem Namen Kamala Khan, ist eine 16-jährige
       US-pakistanische Studentin und muss das Superheldinnen-Dasein mit
       familiären und religiösen Alltagsproblemen balancieren: Die Mutter
       fürchtet, dass sich Kamala zu schnell mit Jungs einlässt, der Vater will
       seine Tochter studieren wissen, damit ihrer Karriere als erfolgreicher
       Ärztin nichts im Weg steht.
       
       Kamala Khan, mit den Kräften einer Formwandlerin, ist nicht die erste
       Superheldin mit Namen Ms. Marvel. Den Titel übernahm sie in den Comics 2014
       von ihrem Idol Carol Danvers, einer sehr blonden, sehr amerikanischen
       Heldin, die das Universum inzwischen unter dem Pseudonym Captain Marvel
       verteidigt und im nächsten Avengers-Film vermutlich auf Nick Furys Hilferuf
       reagieren wird. Carol Danvers wurde von ihrem Erfinder Gerry Conway 1968
       nach dem Vorbild der neuen Frauenbewegung geschaffen: eine Heldin auf der
       Suche nach Selbstbestimmung und Identität.
       
       ## Fans wollen kein Whitewashing
       
       Die Einführung von Kamala Khan leistet seit 2014 ähnliches in der heutigen
       Zeit. Die Erfinderin G. Willow Wilson, selbst konvertierte Muslima, sagte
       2013 im [2][Interview mit der New York Times] zur Einführung des
       Charakters, es sei ihr wichtig „Kamala als jemanden zu porträtieren, der
       mit seinem Glauben ringt.“ Gleichzeitig sei sie „stark, schön und frei von
       jedem Ballast Pakistani und ‚anders‘ zu sein.“ Kamala solle als Schablone
       für Jugendliche dienen, die sich „einsam fühlen und ihren Weg erst noch
       entdecken“. Von der Leserschaft wurde die neue Figur sehr positiv
       aufgenommen, ist sie doch inzwischen genauso vielfältig wie die
       amerikanische Gesellschaft.
       
       Auch auf die Film-Ankündigung von Ms. Marvel zeigt sich die Fangemeinde via
       Social Media begeistert und spekuliert über Besetzung und mögliches
       Erscheinen in kommenden Marvel-Filmen. Gleichzeitig nimmt ein weiteres
       Thema durchaus Raum ein: Whitewashing. In der Vergangenheit wurde
       beispielsweise in Doctor Strange der Charakter „The Ancient One“,
       eigentlich ein Mann der aus Tibet stammt, mit einer weißen Frau besetzt:
       Tilda Swinton. Eine Twitter-Userin schreibt deswegen, Kamala Khan „verdient
       es von einem dunkelhäutigen, muslimischen, pakistanischen Mädchen unter 21
       gespielt zu werden und wortwörtlich von niemand anderem“.
       
       Welche Wirkung Comic-Verfilmungen haben können, wenn sie vom Helden-Modus
       „männlich und weiß“ abweichen, ließ sich schon an [3][Wonder Woman] und
       [4][Black Panther] beobachten. Mit Ms. Marvel auf der Leinwand würde diese
       Entwicklung bestimmt noch einmal spannend werden. Aber auch als Heldin auf
       Papier hatte Kamala Khan schon Einfluss auf die reale Welt: Als 2015 die
       American Freedom Defense Initiative in San Francisco anti-islamische
       Werbung auf Bussen anbringen ließ, die den Islam mit dem
       Nationalsozialismus gleichstellte, übermalten Straßenkünstler die Anzeigen
       mit Bildern von Ms. Marvel und Nachrichten wie „Freie Rede ist keine
       Lizenz, um Hass zu verbreiten“. Aktueller geht es nicht.
       
       16 May 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Superhelden-in-Avengers-Infinity-War/!5501225
 (DIR) [2] https://www.nytimes.com/2013/11/06/books/marvel-comics-introducing-a-muslim-girl-superhero.html?_r=0
 (DIR) [3] /Comic-Verfilmung-Wonder-Woman/!5416633
 (DIR) [4] /Superheldenfilm-Black-Panther/!5484101
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johanna Kuegler
       
       ## TAGS
       
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