# taz.de -- Bericht der Abfallwirtschaft: Deutsches Recycling hängt durch
       
       > China entdeckt Recycling als Zukunftsthema. Derweil tut sich beim
       > Weltmeister der Wiederverwertung aus Sicht der Abfallwirtschaft nur
       > wenig.
       
 (IMG) Bild: Der Müll wird gesammelt, aber nicht immer wiederverwendet
       
       Berlin taz | Die Recyclingindustrie beklagt ausbleibende Impulse aus der
       Bundesregierung. „Die Koalition hat sich zu wenig vorgenommen“, sagte Peter
       Kurth, Präsident des Bundesverbandes der Entsorgungswirtschaft (BDE) bei
       der Präsentation des [1][Statusberichts der deutschen Kreislaufwirtschaft]
       am Dienstag in Berlin.
       
       Darin geben neun Verbände aus der Abfallwirtschaft sowie der produzierenden
       Industrie einen Überblick etwa über das Abfallaufkommen oder
       Unternehmensdaten, und sie formulieren gemeinsame politische Forderungen.
       Interessant ist das zahlenreiche Werk schon deshalb, weil sich Verbände wie
       der BDE oder der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung vor noch
       nicht allzu langer Zeit spinnefeind mit dem Verband Kommunaler Unternehmen
       waren; andere Branchen, wie die Kunststoffindustrie, verweigerten
       beharrlich das Gespräch mit den Recyclern, obwohl sie nur gemeinsam besser
       wiederverwertbare Verpackungen herstellen können.
       
       Nun also ein gemeinsamer Bericht. „Das sei ein starkes Signal der Branche“,
       sagte der Vorsitzende der Ressourcenkommission am Umweltbundesamt, Martin
       Faulstich, der beratend an dem Überblick mitgewirkt hat. Neidisch blickt
       die Kreislaufwirtschaft auf die Autobranche mit ihrem Einfluss auf die
       Gesetzgebung.
       
       Hier sehen die Verbände ein deutliches Manko. Es nütze nichts, neue
       Recyclingquoten festzusetzen, wenn die Recyclingrohstoffe nicht nachgefragt
       würden, so Kurth. Die öffentliche Hand müsse im Rahmen grüner Beschaffung
       vorrangig Recyclingmaterial einsetzen, forderte er; bestehende Gesetze
       müssten stärker umgesetzt und überwacht werden, etwa das zur Biotonne, die
       seit drei Jahren bundesweit Pflicht ist, von vielen Kommunen aber bisher
       nicht angeboten wird.
       
       ## China holt auf
       
       In den 90er Jahren habe das Verbot von Abfalldeponien ab dem Jahr 2005 zu
       deutlichen Technologiesprüngen geführt, sagte BVSE-Geschäftsführer Erich
       Rehbock. Solche politischen Treiber fehlen den Verbänden heute.
       
       Getrieben werden sie aber vom globalen Wettbewerb. Denn während der
       „Recyclingweltmeister“ durchhängt, verstärken China, die USA und Japan ihre
       Anstrengungen. Deutlich wird das etwa an der Zahl der vergebenen Patente:
       Im Bereich Technik der Kreislaufwirtschaft ging der deutsche Anteil an den
       Patenten zwischen 2010 und 2014 jährlich um 4,6 Prozent zurück. Im gleichen
       Zeitraum steigerte China seinen Anteil jährlich um 13,1 Prozent. Vor allem
       in Zukunftsthemen, etwa der Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm oder
       dem Recycling von Lithium-Ionen-Batterien aus Elektroautos, zeigt sich
       China innovativ.
       
       Erst kürzlich hatte das Freiburger Öko-Institut darauf hingewiesen, dass
       Peking die Hersteller künftig verpflichtet, das Recycling von Batterien zu
       unterstützen. Die Firmen müssen Informationen über Ladekapazität und
       Inhaltsstoffe zur Verfügung stellen; unbrauchbare Batterien müssen dem
       geordneten Recycling zugeführt werden. „Damit ist China der Europäischen
       Union einen deutlichen Schritt voraus, was die Regulierung der Rohstoffe
       für die Elektromobilität angeht“, so das Öko-Institut.
       
       Zwar werde die Europäische Batterierichtlinie von 2006 gerade überarbeitet,
       doch das dauert. So lange gehen wertvolle Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und
       Nickel im Lebenszyklus der Batterien verloren. Laut dem Statusbericht der
       Kreislaufwirtschaft liegen die Recyclingquoten für Technologiemetalle oder
       Seltene Erden in der EU unter einem Prozent.
       
       9 May 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.prognos.com/uploads/tx_atwpubdb/Prognos_Statusbericht_2018.pdf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Holdinghausen
       
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