# taz.de -- Joschka Fischers neues Buch: Post Pax Americana
       
       > Nach Trump und Brexit: In „Der Abstieg des Westens“ sagt der frühere
       > Außenminister Joschka Fischer eine neue Weltordnung voraus.
       
 (IMG) Bild: Joschka Fischer gibt sich nach seinem Ausscheiden aus der Politik noch immer repräsentativ, wie hier während des Matthiae-Mahls in Hamburg Anfang März
       
       Pressekonferenzen des früheren Außenminister Joschka Fischer können sehr
       unterhaltsam sein. Was sich denn nun seit seinem Ausscheiden aus der
       Politik 2006 alles geändert habe, wollte ein Fragesteller von Fischer bei
       der Vorstellung seines neuen Buches, „Der Abstieg des Westens“ (Kiepenheuer
       & Witsch, 240 Seiten, 20 Euro), wissen. Der antwortete am Montag in der
       Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin gewohnt schlagfertig: „Zum Beispiel: Ein
       amerikanischer Präsident stellt die Nato in Frage, und nicht der linke
       Flügel der grünen Partei.“
       
       In einem Monat wird die einstige Grünen-Leitfigur 70. In Berlin führte er
       aus, was viele seiner Meinung nach in Deutschland nicht sehen wollen. Nicht
       im Wahlkampf und nicht jetzt während des Gezerres um die passende
       Koalition: Nach 1989 und nun mit Trump und Brexit stehen die Europäer vor
       einer weltpolitischen Zäsur. Bis zum Fall der Mauer und dem Ende der
       Sowjetunion basierte die europäische Friedensordnung auf der Pax Americana,
       Resultat zweier desaströser Weltkriege, der Schoah und des Kalten Krieges.
       
       Doch derzeit erlebe Europa und die Welt, so Fischer, einen russischen
       Präsidenten, der stolz seine Waffen präsentiere, sowie einen
       amerikanischen, der Handelskriege vom Zaun breche. Die Entwicklung habe ihn
       „aufgewühlt und tief nachdenklich“ gestimmt. Was, wenn Deutschland in der
       Mitte Europas wieder zum „schwankenden Halm“ würde, umgeben und selbst
       getrieben von rivalisierenden nationalistischen Zielen? Emmanuel Macron
       habe diese Gefahr erkannt. Und gegen die Nationalisten Marine Le Pens
       konsequent auf die europäische Karte gesetzt. Und damit vorerst gewonnen.
       
       Und die Deutschen? Fischer musste in Berlin nicht extra betonen, dass dies
       die SPD aus Furcht vor der AfD nicht tat. Und sich der linke Flügel samt
       Jusos weiter im inhaltsleeren Distanzieren vom Regieren und
       substanzlosen Moralisieren gefällt. Doch wer saturiert ist und stagniert,
       so Fischer, wird Mächte wie China und Indien vorbeiziehen sehen. Sein Buch
       sei in diesem Sinne ein Weckruf, auch wenn die genannten Staaten einst
       ohnehin vor dem Westen die großen Mächte waren.
       
       5 Mar 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Fanizadeh
       
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