# taz.de -- Prostitution in Berlin: Von Dassel hört sich um
       
       > Mittes grüner Bezirksbürgermeister lässt Anwohner befragen, ob sie sich
       > durch das Rotlichtmilieu belästigt fühlen. Nachbarbezirk beteiligt sich
       > nicht an der Umfrage.
       
 (IMG) Bild: Hinterlassenschaften im Rotlichtviertel
       
       Im letzten Sommer hatte Stephan von Dassel ein Verbot des Straßenstrichs
       gefordert, jetzt legt der grüne Bezirksbürgermeister von Mitte nach. Die
       Universität Potsdam hat in seinem Auftrag eine Anwohnerumfrage in Form
       eines vierseitigen Fragebogens entwickelt. Der Brief wird in den nächsten
       Tagen an 6.100 Haushalte in dem von Prostitution betroffenen Kiez entlang
       der Kurfürstenstraße und weiter nördlich verschickt. Erstmals werde man
       einen seriösen Überblick haben, wie viele Bewohner sich durch Auswirkungen
       des Rotlichtmilieus belästigt fühlten, sagte von Dassel am Donnerstag auf
       einer Pressekonferenz.
       
       Der Nachbarbezirk Tempelhof-Schöneberg hat eine Beteiligung an der Umfrage
       abgelehnt. Der Strich befindet sich diesseits und jenseits der
       Bezirksgrenze. Die Kurfürstenstraße gehört zu Mitte. Alle Haushalte
       nördlich, westlich und östlich von ihr bis zum Lützowplatz, dem Schönberger
       Ufer und der Flottwell- und Dennewitzstraße erhalten Post. Die
       Tempelhof-Schöneberger, die im südlichen Bereich des Strichs entlang der
       Froben-, Bülow- und Potsdamer Straße leben, bekommen keinen Brief. Die
       Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) begründete das gegenüber
       der taz so: Von Dassel habe sie mit der ausformulierten Umfrage vor
       vollendete Tatsachen gestellt. Die Fragen seien so gefasst, dass es
       geradezu eine Einladung an die Leute sei, sich für Restriktion
       auszusprechen. „Was sie wirklich stört, kriegt man so nicht heraus.“
       
       Die Uni Potsdam habe die Fragen entwickelt, sagte von Dassel. Geschehen sei
       das auf Grundlage von Anwohnerbeschwerden, die das Bezirksamt Mitte seit
       Jahren regelmäßig aus dem betroffenen Kiez erreichten. Es gehe dabei nicht
       nur um Prostitution, sondern auch um Müll, Verkehr und Baustellen. Gefragt
       werde zu all diesen Punkten. Jeder, der älter als 16 Jahre alt sei, werde
       angeschrieben, die Daten blieben vollständig anonymisiert. Geantwortet
       werden könne auch online.
       
       Auf Basis der Antworten, die er Anfang März veröffentlichen will, kündigte
       von Dassel weitere Maßnahmen an. Finanziert werden könnten diese von den
       100.000 Euro, die die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte im Herbst
       2017 zugesagt habe. Zur Erinnerung: Nach seinem Vorstoß für einen
       Sperrbezirk hatte die BVV von Dassel zurückgepfiffen, im Gegenzug aber Geld
       für ein Platzmanagement im Kurfürstenstraßen-Kiez in Aussicht gestellt.
       
       Einen Sperrbezirk könnte ohnehin nur der Senat erlassen. Dass sie von dem
       Vorschlag rein gar nichts hält, hatte die rot-rot-grüne Regierungskoalition
       schon im letzten Sommer klargestellt. Von Dassel indes lässt nicht locker.
       Wenn die Fragenbogenaktion zeige, dass die Situation im Kiez für die
       Mehrheit der Anwohner ein großes Problem darstelle, müsse Schluss sein mit
       dem In-die-Tasche-Lügen. Konkret forderte er, rund um Kitas und Schulen
       einen größeren Radius zu definieren, in dem keine Sexarbeit stattfinden
       dürfe. 100 Meter, lautet sein Vorschlag. Wenn der Senat schon alle
       weitergehenden Maßnahmen ablehne, „ist das ja vielleicht der Kompromiss“.
       
       25 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Plutonia Plarre
       
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