# taz.de -- Die Wahrheit: Der hässliche Schulz
       
       > Ist das Aussehen von Politikern wirklich wichtig? Die Unansehnlichkeit
       > des SPD-Vorsitzenden lässt sich jedenfalls nicht übersehen.
       
 (IMG) Bild: Er schreibt vor allem über sich, seine Person und sein Leben: Navid Kermani
       
       Schon in jungen Jahren hielt ich das Aussehen von Spitzenpolitikern für
       wichtig, aber in eher bedauernder Weise, fast wie ein bedenklicher
       Sozialkundelehrer: Wie schade, dass Äußerlichkeiten, eine schöne Larve und
       gewinnende Umgangsformen, solch eine große Bedeutung in der Politik haben,
       besonders in „Tele-Demokratien“, fügte man dann noch etwas abschätzig hinzu
       und meinte die USA.
       
       In der Bundesrepublik war die Gefahr, dass jemand seines angenehmen, gar
       „telegenen“ Aussehens wegen zum Kanzler gewählt werden könnte, gering:
       Adenauer war ein alter Mann, was das Aussehen betraf jenseits von Gut und
       Böse, sein SPD-Gegenkandidat mit dem unglückseligen Namen Ollenhauer war
       ein kleiner, dicklicher Mann gewesen, mit fliehender Stirn und lockigem
       Haar auch noch, in Heiratsannoncen hätte man ihn gerade noch „vorzeigbar“
       nennen können. Aber immerhin war bei uns, anders als bei den Amis, Politik
       mehr als nur Werbung und Showbusiness!
       
       Als Willy Brandt dann als Kanzlerkandidat auftrat, wurde über ihn wie
       ehemals über Kennedy gesagt, er sehe zwar gut aus, aber er sei doch, wie
       viele solcher Leute, ein Blender: noble Fassade, nichts dahinter.
       
       Bis heute hat sich das Schema nicht geändert: Ein gutaussehender Politiker
       ruft bei uns erst einmal Misstrauen hervor, Schröder galt auch seines
       angenehmen Äußeren wegen als Hallodri, und dass Lindner ein hübscher Mann
       ist, gerät ihm in den Medien nicht zum Vorteil.
       
       Trotzdem muss man die Hässlichkeit von Politikern benennen können
       angesichts einer Person: Martin Schulz ist von einer bemerkenswerten
       Hässlichkeit, die wässrigen Augen hinter den dicken Brillengläsern, der
       Zauselbart, die Glatze, der komische O-Bein-Gang, die Sprache („Chulz“),
       immer etwas verwahrlost wirkend …
       
       Dass er ein Alkoholiker war, mag man ihm nicht vorhalten, wenn er denn
       nicht so aussähe wie ein trauriger, trockener Alkoholiker eben. Zweifellos
       ist er intelligent, fleißig, ehrgeizig, und als er noch Europa-Fritze war,
       hatte niemand etwas gegen ihn. Aber selbst in der SPD nahm man ihn nicht
       recht ernst, das Europäische Parlament ist doch eher so etwas wie
       Schülermitverantwortung und Trockenschwimmen.
       
       Und plötzlich war dieser Mann, der in vier Sprachen akzentfrei dieselben
       schlichten Sätze sagen konnte, Kanzlerkandidat! Und Parteivorsitzender!
       Aber was ist mit dem „Schulz-Zug“? Das war schlicht moderner Medienhype, so
       ähnlich wie bei dem Casting-Sänger Paul Potts: Man ist gerührt, wenn so ein
       hässlicher Mensch plötzlich schöne Töne hervorbringt, aber taucht er
       wiederholt auf dem Bildschirm auf, sieht man nur seine schlechten Zähne.
       Ich fürchte, so wird es uns mit Martin Schulz auch bald gehen.
       
       Ich habe nichts gegen hässliche Menschen, auch in der Politik soll es sie
       geben dürfen! Aber doch bitte hinten, beim Schlagzeug. Als braver Sozi
       sollte Martin Schulz seiner Partei den letzten, großen Dienst erweisen und
       im zweiten Glied verschwinden.
       
       28 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kurt Scheel
       
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