# taz.de -- Stellenabbau bei Siemens Energiesparte: Leidtragende sind die Beschäftigten
       
       > Siemens schließt zwei Standorte in Sachsen und streicht Tausende Jobs.
       > Erneuerbare machen dem traditionellen Kraftwerksgeschäft zu schaffen.
       
 (IMG) Bild: 640 Stellen sollen am Standort in Mülheim an der Ruhr abgebaut werden
       
       Berlin taz | Siemens streicht weltweit 6.900 Jobs und schließt Standorte in
       Ostdeutschland. Das gab der Münchner Konzern am Donnerstagnachmittag
       bekannt. Als Grund für die Rationalisierung nannte Siemens die Umbrüche auf
       dem weltweiten Energieerzeugungsmarkt, die zu weniger Nachfrage etwa nach
       Gasturbinen führten. Etwa 3.500 Jobs soll in Deutschland abgebaut werden.
       
       „Die Energieerzeugungsbranche befindet sich in einem Umbruch, der in
       Umfang und Geschwindigkeit so noch nie dagewesen ist“, sagte
       Siemens-Vorstandsmitglied Lisa Davis. Der Ausbau der Nutzung erneuerbarer
       Energien setze andere Formen der Energieerzeugung zunehmend unter Druck.
       
       Die Nachfrage nach großen Gasturbinen (mit einer Leistung über 100
       Megawatt) am Weltmarkt ist laut Siemens drastisch gesunken – und wird sich
       voraussichtlich auf rund 110 Turbinen pro Jahr einpendeln. Die weltweite
       Fertigungskapazität aller Hersteller wird dagegen auf etwa 400 Turbinen
       geschätzt.
       
       Siemens will zwei Standorte seiner Gassparte in Sachsen komplett schließen,
       nämlich Görlitz mit 720 Arbeitsplätzen und Leipzig mit 200 Arbeitsplätzen.
       Die Standorte Offenbach (Hessen) und Erlangen (Bayern) im Bereich Solutions
       sollen zusammengelegt werden. Der Standort Erfurt steht noch auf der Kippe,
       hier prüft Siemens auch einen Verkauf. Darüber hinaus sollen etwa 640
       Stellen in Mülheim an der Ruhr und etwa 300 in Berlin abgebaut werden.
       
       ## Rekordzahlen für das Geschäftsjahr
       
       Schwierigkeiten sieht Siemens auch beim Bau großer Elektromotoren und
       Generatoren für den Bergbau, die Stahlerzeugung oder den Schiffbau.
       Leidtragende in diesem Feld sind vor allem die Beschäftigten des
       Dynamowerks in Berlin, wo 570 Stellen wegfallen sollen. Eine Schließung des
       Standorts ist nicht geplant, vor allem Jobs in Forschung, Service und
       Vertrieb sollen bleiben.
       
       „Ein Stellenabbau in dieser Größenordnung ist angesichts der hervorragenden
       Gesamtsituation des Unternehmens völlig inakzeptabel“, sagte
       IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, der auch im Aufsichtsrat des
       Münchner Industriekonzerns sitzt. Kerner warf dem Siemens-Vorstand vor,
       „trotz wiederholter Appelle“ nicht rechtzeitig auf die Krise in der
       konventionellen Kraftwerkstechnik reagiert zu haben. Die IG Metall beharre
       auf dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und Werksschließungen, der
       bei Siemens seit 2010 gilt. Ausnahmen könne es nur geben, wenn das
       Unternehmen als Ganzes gefährdet sei. Davon könne angesichts der
       Rekordzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017/18 aber keine Rede
       sein, sagte Kerner. Selbst die Kraftwerkssparte habe mehr als 8 Prozent
       Umsatzrendite erwirtschaftet.
       
       16 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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