# taz.de -- Volkspolizei-Gefängnis in Berlin-Mitte: Endlich rein in den Knast
       
       > Das berüchtigte Gefängnis am Alex soll ab 2018 zugänglich sein und zum
       > Gedenkort umgebaut werden. Darauf hatten vor allem DDR-Oppositionelle
       > gedrängt.
       
 (IMG) Bild: Ein dunkles Loch: Blick in den einstigen Volkspolizei-Knast in der Keibelstraße
       
       Würde sich Hollywood einen Paradeknast ausdenken, dann sähe er wohl so aus
       wie das einstige Volkspolizeigefängnis in der Keibelstraße am
       Alexanderplatz. Mit Metalltüren verschlossene, kahle Zellen auf sieben
       Stockwerken, rund um einen engen, düsteren Innenhof angeordnet. Kein
       Wunder, dass hier tatsächlich schon Spielfilme gedreht wurden. Für die
       Öffentlichkeit hingegen ist das Gebäude bisher nicht zugänglich, obwohl es
       ein wichtiger Ort des Widerstands in der DDR ist: In den 140 Zellen saßen
       viele Oppositionelle ein; auch Teilnehmer der Demos gegen das Regime im
       Herbst 1989 wurden hier inhaftiert.
       
       Symbolträchtig am 28. Jahrestag des Mauerfalls hat der Bildungsausschuss
       des Abgeordnetenhauses beschlossen, aus dem Knast nun doch einen Gedenk-
       und Informationsort zu machen. In dem von SPD, Linken und Grünen wie auch
       CDU und FDP unterstützten Antrag wird Bildungssenatorin Sandra Scheeres
       (SPD) aufgefordert, das Gebäude sukzessive einer breiten Öffentlichkeit
       zugänglich zu machen und den ganzen Hafttrakt zu sanieren. „Nach 20 Jahren
       Leerstand geht es endlich voran“, sagte der grüne Abgeordnete Andreas Otto
       am Freitag der taz.
       
       Das einstige Gefängnis, errichtet Anfang der 50er Jahre im Innenhof des
       damaligen Polizeipräsidiums, ist von der Straße aus nicht zu erkennen; der
       Zugang ist bisher nur über die seit einigen Jahre dort untergebrachte
       Senatsverwaltung für Bildung möglich. Diese wollte nur den 1. Stock des
       Gefängnisses für Schulklassen öffnen. Der Beschluss des Parlaments sieht
       nun deutlich mehr vor: Schon 2018 soll der sogenannte außerschulische
       Lernort eröffnet werden und „möglichst zeitnah“ auch für andere Gruppen
       zugänglich sein. Das Geld dafür stehe im Haushalt bereit.
       
       Die Bildungsverwaltung soll in den nächsten zwei Jahren zudem ein Konzept
       und die Sanierung des Hauses vorbereiten, sodass der ganze Knast besichtigt
       werden kann. Umstritten zwischen Koalitions- und Oppositionsfraktionen ist
       noch, wer für den Gedenkort zuständig sein soll. Die Union favorisiert die
       Stiftung Gedenkstätte Hohenschönhausen mit ihrem umstrittenen Direkter
       Hubertus Knabe; für Andreas Otto wäre auch die Stiftung Berliner Mauer eine
       Möglichkeit.
       
       Die Bildungsverwaltung betont die Bedeutung des Gebäudes in der DDR,
       insbesondere was die Rolle der Volkspolizei und Themen wie Widerstand und
       Haftbedingungen betreffe, so Sprecher Thorsten Metter. „Dies wollen wir
       herausstellen.“
       
       Bereits vor fünf Jahren hatte die Robert-Havemann-Gesellschaft eine
       Machbarkeitsstudie für einen solchen Ausstellungsort erstellen lassen. Sie
       schlägt den Bau eines Aufzugs an der Außenseite vor, um alle Etagen
       zugänglich zu machen, und sieht für alle Bauarbeiten Kosten von rund 1,2
       Millionen Euro vor.
       
       10 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bert Schulz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) DDR
 (DIR) Gefängnis
 (DIR) Gedenkort
 (DIR) Sandra Scheeres
 (DIR) DDR
 (DIR) Schwerpunkt G20 in Hamburg 
 (DIR) Schwerpunkt AfD
 (DIR) Schwerpunkt AfD
 (DIR) Mauerfall
 (DIR) Sandra Scheeres
 (DIR) Gefängnis
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Volkspolizei-Gefängnis in Berlin-Mitte: Spurensuche im DDR-Knast
       
       Das ehemalige Polizeigefängnis Keibelstraße wurde am Montag als Lernort
       eröffnet. SchülerInnen sollen lernen, wie verletzlich Demokratie ist.
       
 (DIR) Linksextremismus in Stasi-Gedenkstätte: Extrem erwartbare Debatte
       
       Konservative Herren diskutieren in der Stasi-Gedenkstätte über
       Linksextremismus. Anlass: der Jahrestag der G20-Krawalle.
       
 (DIR) AfD und Diktaturgedenken: Mehr als ein „innerer Konflikt“
       
       Die Berliner Gedenkstätte Hohenschönhausen im Ex-Stasi-Knast distanziert
       sich vom Förderverein. Dahinter steht mehr als persönlicher Streit.
       
 (DIR) Nach Holocaust-Relativierung: Keine Rundgänge mehr im Stasi-Knast
       
       Siegmar Faust saß in den 70ern in Einzelhaft. Heute relativiert er den
       Holocaust. Die Gedenkstätte Hohenschönhausen trennt sich von ihm.
       
 (DIR) Neue Trennlinien in Berlin: Die Mauer ist wieder da
       
       Am Montag ist die Mauer genauso lange weg, wie sie da gewesen war. Ein Fund
       in Schönholz zeigt, dass sie die Menschen noch immer beschäftigt.
       
 (DIR) Ein Jahr Rot-Rot-Grün: der taz-Check (3): Permanent im Verteidigungsmodus
       
       Bildung hat einen der größten Etats im neuen Haushalt. Doch Senatorin
       Sandra Scheeres (SPD) muss noch beweisen, dass sie ihr Ressort gestalten
       kann.
       
 (DIR) Gedenkstätte in Berliner Gefängnis: Polizeizellen zu Lernorten
       
       Eine Initiative will das Gefängnis der Volkspolizei am Alexanderplatz zum
       "Lernort" umgestalten.
       
 (DIR) DDR-Aufarbeitung: Das fast vergessene Gefängnis am Alex
       
       Das ehemalige Polizeigefängnis in der Keibelstraße soll zum Lernort für
       Schüler werden. Auch Florian Havemann saß hier ein.