# taz.de -- taz-Gast drohen drei Jahre Gefängnis: Im Knast nur wegen einer Drohne?
       
       > Der Teilnehmer eines Journalisten-Workshops der taz-Panterstiftung wurde
       > in Birma verhaftet. Der Vorwurf: der illegale Import eines Fluggeräts.
       
 (IMG) Bild: Nur einer von mehreren Journalisten, die in den vergangenen Monaten unter fadenscheinigen Gründen festgenommen wurden: Aung Naing Soe
       
       BERLIN taz | Der Fotograf und Journalist Aung Naing Soe, der 2015 am
       Myanmar-Workshop der taz-Panterstiftung in Berlin teilnahm, sitzt seit
       Freitag in einem Gefängnis nahe Birmas Hauptstadt Naypyitaw.
       
       Er wurde zusammen mit einer Reporterin aus Malaysia, einem Kameramann aus
       Singapur und einem lokalen Fahrer festgenommen. Ihnen wird Verstoß gegen
       das Im- und Export-Gesetz vorgeworfen, konkret die nicht lizensierte
       Einfuhr einer Drohne.
       
       Es drohen bis zu drei Jahre Haft. Das Team drehte einen Dokumentarfilm im
       Auftrag des türkischen Staatssenders TRT und hatte gerade einen
       Parlamentsabgeordneten interviewt. Es sollten noch Drohnenaufnahmen vom
       Parlamentsgebäude folgen.
       
       Aung Naing Soe diente im Team als Übersetzer und sogenannter Fixer, also
       als Organisator von Terminen und Vermittler von Kontakten. Ob er überhaupt
       direkt mit der Drohne zu tun hatte ist unklar.
       
       ## Einsatz für muslimische Minderheit
       
       Der 26-Jährige, der im buddhistischen Birma zur Minderheit der Muslime
       gehört, hatte sich bereits einen Namen und zugleich Feinde gemacht, weil er
       in Fotos das Leid der muslimischen Rohingya dokumentiert hatte oder über
       seine Freundschaft mit einem im Januar ermordeten muslimischen Anwalt
       schrieb.
       
       Der türkischer Sender TRT erklärte am Montag, Birmas
       Informationsministerium sei über die geplanten Filmaufnahmen informiert
       gewesen. Ein Ministeriumssprecher bestritt das.
       
       Noch am Freitag hatte die Polizei Aung Naing Soes Wohnung in Rangun
       (Yangon) durchsucht und seinen Computer und sowie Speichersticks
       beschlagnahmt. Journalistenkollegen vermuten deshalb, dass die Behörden
       generell seine Berichterstattung stört und sie ihn jetzt einschüchtern
       wollen.
       
       Zudem könnte das Vorgehen der Polizei gegen das TRT-Team auch mit der
       scharfen Kritik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan an der
       Verfolgung der Rohingya zu tun haben. Er hatte dies als „Völkermord“
       bezeichnet. Die Beziehungen zwischen Ankara und Naypyitaw sind seitdem
       angespannt.
       
       ## Zweierlei Maß bei Drohneneinsätzen
       
       Das in England ansässige Burma Human Rights Network räumt ein, dass die
       Nutzung einer Drohne angesichts der nicht ganz klaren Gesetzeslage illegal
       gewesen sein könnte.
       
       Zugleich verwies es auf den von den Behörden ganz anders gehandhabten Fall
       eines ausländischen Touristen. Der hatte von einer Drohne aus die berühmte
       Schwedagon-Pagode, Birmas Wahrzeichen, in Rangun gefilmt. Die Drohne wurde
       konfisziert, weitere Strafen oder gar eine Festnahme gab es nicht.
       
       In den letzten Monaten wurden in Birma bereits mehrere Journalisten unter
       fadenscheinigen Gründen festgenommen. Ein Zeichen, dass die neue
       Pressefreiheit längst nicht gesichert, sondern vielmehr bedroht ist.
       
       Der Myanmar-Journalistenworkshop der taz-Panterstiftung im Juli 2015 in
       Berlin, bei dem Aung Naing Soe einer von Teilnehmenden aus Birma war
       (darunter mit Esther Htusan auch die spätere erste Pulitzerpreisträgerin
       des Landes), drehte sich um das Thema Wahlberichterstattung. Denn vier
       Monate später fanden in Birma die ersten freien landesweiten Wahlen seit
       der Militärdiktatur statt.
       
       Sie brachten eine Reformregierung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San
       Suu Kyi an die Macht. Sie ist aber weiterhin von der Duldung durch das
       Militär abhängig.
       
       Aung Naing Soe beklagte in der am 29. Juli 2015 erschienenen taz-Beilage
       des Workshops die „politische Apathie“ von Birmas Muslimen. Beim Workshop
       selbst fiel er – ganz der Fotograf – vor allem dadurch auf, dass er stets
       alles filmte und abends in den sozialen Medien postete. Er war politisch
       sehr interessiert, diskussionsfreudig und wissbegierig, gute
       Voraussetzungen für einen vielversprechenden Nachwuchsjournalisten.
       
       2 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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