# taz.de -- Studierendenwerk will Weihnachtsfrauen: Lektionen unterm Tannenbaum
       
       > Die Weihnachtsmannvermittlung des Studierendenwerks kann nicht mehr alle
       > Anfragen von Eltern erfüllen. Deshalb dürfen jetzt auch Frauen den Job
       > machen.
       
 (IMG) Bild: Jetzt auch als Frau: der Weihnachtsmann
       
       Für viele Eltern ist es eine Grundsatzfrage, über die sich trefflich
       streiten lässt: Bindet man den Kleinen die Mär vom Weihnachtsmann auf die
       Nase oder lässt man’s? Schließlich soll man nie, niemals lügen, was man den
       Kinderchen ja sonst bei jeder Gelegenheit einbimst. Entscheidet man sich
       fürs Lügen, wird einem spätestens, wenn das Kind vier, fünf Jahre alt ist,
       von selbigem eine unbequeme Frage gestellt.
       
       Sie lautet: „Aber Mama, wie schafft es der Weihnachtsmann denn, allen
       Kindern auf der ganzen Welt ihre Geschenke zu bringen? Weil, das geht doch
       gar nicht!“ Tja, ähm – genau, mein Kind.
       
       Inzwischen schafft es der Weihnachtsmann selbst in Berlin nicht mehr, alle
       Kinder zu bescheren: Die Anfragen bei der studentischen
       Weihnachtsmannvermittlung übersteigen deutlich das zur Verfügung stehende
       Personal, teilte das Berliner Studierendenwerk Anfang der Woche mit. Also
       greift man in diesem Jahr zu einer recht drastischen Maßnahme: Den
       Weihnachtsmann gibt es jetzt auch als Frau.
       
       Selbstverständlich durften Studentinnen auch bisher schon von dem
       lukrativen Nebenjob am Heiligen Abend profitieren: Das Studierendenwerk
       zahlt 46 Euro pro erfolgter Bescherung in der „Hauptzeit“ von 15 bis 20
       Uhr, jede Bescherungstour hat mindestens zehn Termine. Aber sie waren dann
       eben weiße Engel mit Flügelchen. Und die waren offenbar nicht so gut
       gebucht wie die männlichen Pendants.
       
       Die Berliner Kinder beziehungsweise deren Eltern wollen den Weihnachtsmann.
       Eigentlich erstaunlich, dass es überhaupt bis zum Jahr 2017 gedauert hat,
       bis der Weihnachtsmann eine Frau sein darf – aber gut, die
       gleichgeschlechtliche Ehe gibt es auch erst seit diesem Jahr, und die
       Berliner Standesämter haben bekanntlich auf absehbare Zeit noch nicht
       einmal eine Software, die fortschrittlich genug ist, zwei Männer oder zwei
       Frauen als EhepartnerInnen zu registrieren.
       
       Jedenfalls sollen sich die Weihnachtsfrauen auch als solche zu erkennen
       geben dürfen: Der „saubere Kunstbart“ ist nur bei den Männern Pflicht. Sehr
       fortschrittlich.
       
       Nun müssen sich die Eltern nur noch überlegen, was sie auf die Frage
       antworten, die kommen wird: „Mama, warum ist der Weihnachtsmann eine Frau?“
       Man könnte dann antworten: „Geschlecht, mein Kind, ist doch nur ein
       Konstrukt!“ Das dürfte für einen Moment des Innehaltens unterm Baum sorgen.
       Und außerdem gibt’s den Weihnachtsmann ja auch gar nicht.
       
       25 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
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