# taz.de -- Proteste gegen Regierung in Togo: Auf in den Straßenkampf
       
       > Bei Protesten gegen Togos Regierung sind wieder Menschen getötet worden.
       > Ein Aktivist erklärt, was die Menschen auf die Straße treibt.
       
 (IMG) Bild: Demonstranten auf der Flucht vor der Polizei in Lomé
       
       Lomé taz | Beißender Geruch steigt auf dem Gelände des
       Universitätskrankenhauses (CHU) Sylvanus Olympio im Zentrum von Lomé in die
       Nase. Es sind Reinigungsmittel: Immerhin wird noch geputzt. Ansonsten ist
       der Zustand des großen Hauptstadtkrankenhauses von Togo desolat: Mülltüten,
       die aus dem Fenster geworfen werden; ein Rohbau, der von grüner
       Schimmelflechte überzogen ist; ein paar Patienten, die zwischen den
       Gebäuden in Betten dahinsiechen.
       
       Auf dem Weg zwischen zwei Gebäuden bleibt ein Krankenpfleger stehen. „Hier
       funktioniert so viel nicht mehr. Uns fehlen die Medikamente. Uns fehlen die
       technischen Geräte“, sagt er halblaut. Einen anderen Eindruck macht
       lediglich der „Militärpavillon“, im dezenten Grün, mit Balkonen und
       Klimaanlagen. VIP-Pavillon wird er genannt.
       
       Dabei ist das CHU Sylvanus Olympio – Namensgeber ist der erste Präsident
       Togos, der 1963 durch einen Staatsstreich ums Leben kam – eine
       Vorzeigeeinrichtung. Im ländlichen Raum sieht die Versorgung noch ganz
       anders aus. „Das sind alles Gründe, weshalb immer mehr Menschen zu den
       Demonstrationen gehen. Wir wollen das nicht mehr“, sagt der Krankenpfleger.
       
       Mangel, Unterbezahlung, Abwanderung nach Europa – das treibt auch David
       Ekoué Dosseh an. Oft wird er „le docteur“ oder „le professeur“ genannt. Der
       Chirurg steht an der Spitze des zivilgesellschaftlichen Dachverbandes Front
       citoyen Togo debout – Bürgerfront aufrechtes Togo. Der Dachverband entstand
       Ende September als Reaktion auf die Gewalt von Polizei, Gendarmerie und
       Armee gegen die Demonstranten, die seit Monaten in Togos Städten auf die
       Straße gehen.
       
       ## Sohn des Diktators regiert als Präsident
       
       Was als Protest gegen eine Verfassungsreform begann, hat sich zu einer
       breiten Bewegung ausgeweitet, die den Rücktritt von Togos Präsident Faure
       Gnassingbé fordert – Nachfolger und Sohn des langjährigen Diktators
       Gnassingbé Eyadéma, der von 1967 bis zu seinem Tod 2005 regierte. Die
       Zivilgesellschaft, so Dosseh bei der Gründung des neuen Bündnisses, wolle
       die Forderungen nach mehr Rechtsstaatlichkeit verstärken.
       
       Entstanden sei sein Engagement vor allem durch seine Gewerkschaftsarbeit,
       berichtet der Chirurg. „Wir sind keine Politiker, haben uns aber mit
       nationalen Fragen befasst“, so Dosseh. Zu diesen Fragen gehöre das
       Gesundheitssystem, dessen Zustand der 48-Jährige mit einem Wort
       zusammenfasst: „Katastrophal“.
       
       Die endlose Problemliste fängt mit chronischer Unterfinanzierung an. „2001
       haben die afrikanischen Staatschefs entschieden, jährlich 15 Prozent des
       Budgets in den Gesundheitssektor zu investieren. In Togo liegen wir bei 5
       bis 6 Prozent.“ Es wird geschätzt, dass heute 60 Prozent der togoischen
       Ärzte im Ausland arbeiten. Allein im Norden Frankreichs soll es mehr Ärzte
       aus Togo geben als in ganz Togo selbst.
       
       David Ekoué Dosseh will deshalb in den kommenden Wochen immer mehr Menschen
       mobilisieren. „Diese Regierung kann kein Land mehr aufbauen“, ist sein
       Fazit.
       
       20 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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