# taz.de -- Kolumne Behelfsetikett: Der Traum einer Schönefelder Freiheit
       
       > Der BER wird nie und nimmer eröffnen. Und das soll er auch nicht! Denn
       > man könnte so viele tolle Dinge auf diesem Gelände machen.
       
 (IMG) Bild: Eine Pilzaufzuchtanlage, Weltraumraketen von hier abschießen oder blöde Caféketten auslagern – das Flughafengelände des BER ist ein Feld der unbegrenzten Möglichkeiten
       
       Das Volk hat gesprochen. Jetzt müssen alle damit leben. Ein anderes Volk
       ist ja auch nicht zur Hand. In Berlin ging es am vergangenen Wahlsonntag
       bekanntlich nicht nur um den Bundestag, sondern auch um die Offenhaltung
       des Flughafens Tegel. Monatelang wurde darüber gestritten, das Für und
       Wider abgewogen. Am Ende stimmten 56,1 Prozent der BerlinerInnen dafür,
       Tegel weiterzubetreiben.
       
       Ich aber hatte meine Entscheidung schon längst getroffen – und die hat
       nichts mit Tegel zu tun, höchstens indirekt. Weil: Der BER wird nicht
       öffnen! Nie und nimmer und auch „keines schönen Tages“, wie man es so oft
       formuliert. Denn ich habe andere Pläne für den Standort am Rande Berlins.
       Und um das klarzustellen: Geflogen wird von und nach Berlin weiter. Tegel
       und auch Schönefeld, also der alte DDR-Flughafen, bleiben meinetwegen offen
       und dürfen (generalüberholt und aufgehübscht) bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag
       genutzt werden.
       
       Was soll denn dann aber mit dem BER passieren? Nun, es bieten sich viele
       Szenarien einer weiteren Nutzung an. Der gesamte weitläufige Gebäudekomplex
       könnte zum Beispiel zur Pilzaufzuchtanlage umfunktioniert werden.
       Champignons aus Schönefeld! Das wär’s doch! Lokaler und regionaler ginge es
       nicht. Salatköpfe wären aber auch okay.
       
       Aus dem BER ließe sich natürlich eine Filmkulisse zaubern – wobei sie das
       ja schon längst ist. Ein quasi fertiger Flughafen wäre ein ideales Setting
       für Liebesfilme (Abschieds- und Willkommensszenen) oder Katastrophenfilme
       (das müssen Sie sich jetzt leider selbst ausmalen). Drin wären Actionfilme
       (wilde Verfolgungsjagden) und typische Berlinfilme (dann aber müsste die
       Requisite aus einigen Imbissläden Spätis machen). Denk- und machbar wäre
       zudem die ultimative RBB-Endlosfernsehserie über einen florierenden
       Flughafen in Berlin. Das ergäbe dann die perfekte Scheinwelt in einem
       scheinbar funktionierenden Flughafen.
       
       ## Oder Weltraumraketen!
       
       Eine andere Idee: Einfach das ganze Areal der Bundeswehr oder noch besser
       dem Bundesgrenzschutz oder sonst einer Eliteeinheit zur Verfügung stellen –
       der Bund hat ja hier eh schon Abermillionen investiert. Hier ließe sich die
       Terroristenbekämpfung oder was auch immer authentisch proben. Okay, die
       Gebäude würden sicher bald Schäden davontragen und die Start- und
       Landebahnen von Panzerketten zerbröselt werden. Aber na ja, nix hält ewig.
       Und den BER haben wir ja ohnehin längst abgeschrieben.
       
       Oder könnte das Gelände nicht flugs zur Abschussrampe von Weltraumraketen
       umgebaut werden? Das käme der ursprünglichen Nutzungsidee ja auch am
       nächsten: der BER als Raumfahrtbahnhof.
       
       Man könnte das Ganze aber auch aufwerten und alle ausländischen Botschaften
       hier unterbringen. Denn dann wären auf einen Schlag viele Villen und andere
       Gebäude im gesamten Stadtgebiet frei und könnten einer anderen Nutzung
       zugeführt werden. Wohnungen braucht Berlin doch wie sonst nichts.
       
       Alternativ ließen sich aber auch alle Möbelläden dort zwangsplatzieren.
       Oder von mir aus die Autohäuser. Oder noch lieber alle großen
       Kaffeekettenläden (und vor allem die kleinen hippen, die kalt gebrauten
       Kaffee als neuen heißen Scheiß verhökern – alle anderen Cafés dürften
       bleiben).
       
       Na ja, in Zeiten von immer weiter verdichteter Stadt könnte man das Ganze
       aber auch einfach der Natur überlassen. Die ist nämlich gut darin,
       menschliche Bausünden mit ihrem Grün zu überwuchern. Und schnell dabei.
       Hase und Fuchs, Elch und Wolf wären hier am Rande Berlins, schon auf
       Brandenburger Land, auch zur Hand. Und natürlich ließe sich hier eine
       riesige Kleingartenanlage samt Gemeinschaftsgärten etablieren. Oder ein
       zweites Tempelhofer Feld, also ein Schönefelder Feld – eine Schönefelder
       Freiheit. Ach, das wäre doch wirklich echt schön.
       
       1 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Hergeth
       
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