# taz.de -- Neues Kondom, das keines ist: Penis-Hütchen statt Verhütung
       
       > Spaß beim Sex für alle verspricht eine Firma und entwickelt einen
       > Aufkleber, der auf die Eichel kommt. Wofür, steht nicht fest.
       
 (IMG) Bild: Untenrum frei ist schön aber auch antiquiert
       
       Langzeitverhütung in festen Beziehungen ist ein Thema, das hauptsächlich
       Frauen beschäftigt. Während sich viele für Methoden wie die Pille oder
       Vaginalringe entscheiden, sparen sich einige Frauen das Ganze aufgrund der
       lästigen Nebenwirkungen. Wenn sich die Partei mit dem Penis dann weigert,
       sich ein Kondom darüberzuziehen, weil sie so nicht auf ihre Kosten kommen
       würden, muss eine andere Lösung her. Wie zum Beispiel ein Aufkleber auf die
       Eichel … oder vielleicht auch nicht.
       
       Die Firma Jiftip hat jetzt ein solches Produkt entwickelt, das nach eigenen
       Aussagen Kondome ersetzen soll, damit alle Beteiligten mehr Spaß haben: ein
       Penisaufkleber. Auf der Website, auf der weder Informationen zu der
       Herstellerfirma noch deren Kontaktdaten zu finden sind, poppen aus allen
       Ecken Aussagen darüber auf, wie toll das Produkt sei und wie es den Sex
       verbessert: „Verliebt euch erneut in den Sex“, „Die Größe spielt keine
       Rolle mehr!“, „Null Geschmack“, „Echter Sex ohne Nebenwirkungen,“ und so
       weiter. Wie es genau funktioniert, wird nicht erläutert.
       
       Wenn man aber bei den häufig gestellten Fragen landet, ist die Offenbarung
       endlich da: Die Frage, ob der Aufkleber vor Schwangerschaften oder
       Geschlechtskrankheiten schützt, wird mit einem dicken NOPE beantwortet:
       „Das ist nicht unser Job – unser Fokus liegt alleine auf Freude und deren
       Schutz!“ Alles klar! Welche Nebenwirkungen vom Sex ursprünglich gemeint
       sind, die „der echte Sex“ nicht haben soll, vor denen sich Menschen so sehr
       schützen wollen, dass sie freiwillig einen Aufkleber auf ihren Penis kleben
       würden, bleibt wohl ein Rätsel.
       
       „Es begann als ein hoffnungsloser Versuch, auf Kondome zu verzichten“,
       heißt es über die Entstehungsgeschichte des Produkts. Offensichtlich bleibt
       der Versuch weiterhin hoffnungslos, wenn auf einer derart sensiblen Stelle
       des Körpers ein vermutlich starker Klebstoff verwendet werden soll, der
       aber schlicht keine Funktion hat. Wenn das Ding weder vor Krankheiten noch
       vor Schwangerschaften schützen kann, wofür ist es dann gut? Die Antwort auf
       der Website lautet: „Damit sich die Frauen den Weg ins Badezimmer sparen –
       jetzt sind Männer dran!“ Danke dafür!
       
       ## Keine Erklärung, dafür Vorurteile
       
       Keine einzige konkrete Information auf der gesamten Website, wofür der
       Artikel verwendet werden soll und wieso der Mann nach dem Sex ins
       Badezimmer muss – seine Eichel sollte doch zugeklebt sein!
       
       Keine Telefonnummer, keine Anschrift, lediglich ein Formular am Ende eines
       Flurs voller Werbesprüchen. Zum Schluss dieser Reise ins Nichts, auf der
       unter anderem beschrieben wird, was eine Vagina nicht ist („kein wieder
       verschließbarer Beutel“), und einer Grafik mit einer Anspielung auf
       verschiedenen Penisgrößen mit drei unterschiedlichen Eiscreme-Sorten –
       Schoko, Erdbeer und Vanille, mit dem man die rassistischen Vorurteile über
       die Penisgröße assoziiert – ist man noch verwirrter als vorher.
       
       7 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sibel Schick
       
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