# taz.de -- Berliner Wochenkommentar II: Startgelder von zwei Millionen
       
       > Seit letztem Wochenende ist Berlin um eine Sportveranstaltung reicher:
       > Das Springturnier Global Jumping Berlin feierte Premiere.
       
 (IMG) Bild: Springreiten in Berlin im Jahr 2009, damals im Flughafen Tempelhof
       
       Hufe klappern, Pferde traben, und jetzt springen sie auch wieder über den
       Wassergraben: Seit letztem Wochenende ist die Stadt Berlin um eine
       Sportveranstaltung reicher: Das Springturnier Global Jumping Berlin, Teil
       der Deluxe-Serie Global Champions Tour, feierte seine Premiere.
       Erfolgreich: ein Drittel mehr Besucher als erwartet, acht Vertreter aus den
       Top Ten der Weltrangliste, Erweiterungspläne fürs nächste Jahr.
       
       Eine Randsportart im Aufschwung – das passiert zu einem interessanten
       Zeitpunkt. In den vergangenen Wochen waren es vor allem die Leichtathleten,
       die laut über die wachsende sportliche Monokultur in der Stadt schimpften.
       Natürlich vor allem als taktisches Argument in der Debatte ums
       Olympiastadion, nach dem Motto: Wer unsere Wünsche nicht erfüllt, fördert
       die Monokultur.
       
       Berlin als trauriges sportliches „Monsanto“-Feld, ist da was dran? Für den
       Breitensport ist das populistisch und falsch: Es gibt über 2.000 Vereine,
       die rund 130 verschiedene Sportarten im Programm haben, und ein sich
       ständig ausdifferenzierendes Angebot. Vermutlich konnte man nie zuvor in
       Berlin so viel und vielfältig Sport treiben. Allerdings gibt es mit den
       Riesen Hertha und Union durchaus eine Monokultur im öffentlichen Diskurs.
       Wenn also nun ein Randturnier große Erfolge feiert, zumal in einer Sportart
       mit nennenswert weiblichem Anteil, kann das nur gut sein – oder?
       
       Doch so einfach ist es nicht. Die Lizenz für die Global Champions Tour
       kostet pro Team rund 2 Millionen Euro. Ja, wirklich. Töchter gut betuchter
       Väter – von Springsteen über Bloomberg bis Gates – haben sich in diesen
       Glitzerwettbewerb eingekauft. Den Fairness-Gedanken führen die
       Eintrittshürden ad absurdum, den sportlichen Wettbewerb auch. Diese
       Champions League für reiche Reiterkids und deren Sponsoren ist ein Schatten
       von einem Sportturnier. Mit den Preisgeldern in Millionenhöhe werden
       nebenbei Stars von kleineren Turnieren abgeworben. Und nicht zuletzt geht
       es um ein Event, bei dem Pferde zu tierschutzrechtlich streitbaren
       Leistungen gebracht werden, natürlich nicht aus freien Stücken.
       
       Kritisches zum Global Jumping aber war, mit positiver Ausnahme der
       Morgenpost, in der Berliner Presse wenig bis gar nicht zu lesen. Schade. Es
       geht nicht nur um vielfältigen Sport in der Stadt. Es geht auch darum,
       welchen Sport die Stadt will. Es wäre wirtschaftlich unrealistisch, ein
       Turnier wie das Global Jumping abzulehnen. Aber kritisches Hinterfragen
       darf und muss Berlin können.
       
       6 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Schwermer
       
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