# taz.de -- Neues Album von Jeff Özdemir: Voll am Start, der Mann
       
       > Sein Name ist Özdemir. Jeff Özdemir. Er spielt gern Songs mit seinen
       > Freunden ein. Und er hat eine größere Hörerschaft verdient.
       
 (IMG) Bild: In der Türkei geboren, in Bremerhaven aufgewachsen, in Berlin gestrandet: Jeff Özdemir
       
       Gibt es was Geileres, als im Plattenladen abzuhängen, sich durch Scheiben
       durchzuwühlen und über Musik zu sprechen? Für Jeff Özdemir stellt sich
       diese Frage gar nicht, denn in seinem Dayjob tut der 44-Jährige nichts
       anderes: Er ist Inhaber des 33rpm-Stores im Kreuzberger Wrangelkiez; Musik
       ist seine natürliche Umgebung.
       
       Seiner zweiten Betätigung kommt das zugute: Jeff Özdemir ist zudem als
       Solomusiker unterwegs, in diesen Tagen erscheint sein zweites volles Album,
       auf dem Kollaborationen mit befreundeten Musikern zu hören sind. [1][„Jeff
       Özdemir & Friends Vol. 2“] heißt es – und die 18 Stücke haben es in sich.
       
       Özdemir, der bürgerlich Adem Mahmutoğlu heißt und in der Türkei geboren
       ist, kam 2010 aus Bremerhaven nach Berlin – und brachte seinen Plattenladen
       gleich mit. Die Liebe zu ganz unterschiedlichen Genres zeigt sich schon in
       seinem Künstlernamen: Mahmutoğlu schätzt die US-amerikanische Kultur und
       deren Mix und Hybridität, also verband er einen typisch amerikanischen
       Vornamen mit einem typisch türkischen Nachnamen.
       
       Sein neues Album deckt eine breite Stilpalette ab. Da sind jazzige
       Cool-down-Stücke („König Rasulov“ mit Roderick Bell), spacig-krautige
       Tracks („Waiting For Lilou Bram“ mit Bram van der Poel), und es gibt
       zerhackstückt-gedrechselte Blubbersounds wie „Compression Study“ von Andrew
       Pekler.
       
       Die französische Produzentin und Sängerin Tigerlily dagegen sorgt für
       chansonesken Input („Dada N° 1“). Gemeinsam mit dem ständig produktiv im
       Berliner Untergrund rumwurschtelnden Berliner Musiker F. S. Blumm gibt
       Özdemir sich gegen Ende dann ganz der groovenden Beatmusik hin. Eine Stunde
       Sound, so vielfältig wie eine unsortierte, aber gut bestückte Plattenkiste.
       
       Ein bisschen trockener norddeutscher Humor klingt dabei auch durch, zum
       Beispiel in Songtiteln wie „Der Herr Doktor sieht das nicht gerne“ (mit
       Computerspielsound) und „Der Mann, der nicht voll am Start war“
       (hammondinfiziertes Easy Listening). Sogar über die Liebe vermag Herr
       Özdemir klug zu komponieren: Ein elegischer Schmachtfetzensong mit
       Streichern heißt „Wann ruft sie mich an?“ – und sein Alter Ego heißt in dem
       Song Jeff Özdemir's Heart Repair. Da sag noch einer, ein Herz könne man
       nicht reparieren.
       
       16 Jul 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://jeffoezdemir.bandcamp.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jens Uthoff
       
       ## TAGS
       
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