# taz.de -- Interview zu G20-Musik-Festival: „Wir müssen in den Mainstream“
       
       > Beim „Global Citizen Festival“ treten internationale Musikstars im
       > Stadion auf. Die Veranstalter wollen so die Welt verbessern. Wie soll das
       > funktionieren?
       
 (IMG) Bild: Auch Herbert Grönemeyer wird beim „Global Citizen Festival“ auftreten
       
       taz: Herr Evans, warum veranstalten Sie ein Musikfestival am Vorabend des
       G20-Gipfels? 
       
       Hugh Evans: Wir nehmen den G20 zum Anlass, den Blick auf die Armen der Welt
       zu lenken. Bis 2030 wollen wir die globale Armut abschaffen.
       
       Für ein Festivalticket muss man sich mit politischen Aktionen Punkte
       verdienen. Wie genau läuft das? 
       
       Die einfachste Form sind Tweets, aber es gibt auch E-Mails und
       Onlinepetitionen. Punkte bringen außerdem Treffen mit Politikern, zum
       Beispiel einem Parlamentsmitglied. Aber wir fördern auch direkte Aktionen:
       Im vergangenen Jahr haben wir die Strände von Mumbai gesäubert. In
       Deutschland waren die Telefonanrufe am beliebtesten: Unsere Global
       Citizens kontaktierten Mitglieder der verschiedenen Parteien und luden sie
       zum Festival ein.
       
       Wie stellen Sie sicher, dass die wirklich engagierten Leute die Freikarten
       bekommen und nicht bloß die, die schnell ein paar Tweets absetzen? 
       
       Man musste auch komplexere Aktionen durchführen. Unser System bringt einen
       nach einer bestimmten Anzahl von Aktionen in die Lostrommel. Wenn man dann
       noch weitere, schwierigere ausführt, bekommt man ein weiteres Los.
       
       Man konnte sich aber auch mit 300 Euro für ein VIP-Ticket einkaufen. 
       
       Wir hätten gerne alle Tickets umsonst herausgegeben, nun werden 20 Prozent
       davon verkauft. Die Künstler treten alle ohne Gage auf. Die Erlöse dienen
       lediglich der Deckung der Produktionskosten in der Arena.
       
       Auf Ihrer Website finden sich viele Zahlen, bisher liegt allerdings nur ein
       Finanzbericht für 2015 vor. Für Laien ist es nicht ersichtlich, wie viel
       Geld in Verwaltungskosten fließt. Ist Global Citizen eine
       Non-Profit-Organisation? 
       
       Zu 100 Prozent. 22 Prozent unserer Einnahmen gehen in die Verwaltung.
       
       Im Aufsichtsrat von Global Citizen sitzen Vertreter der Bill und Melinda
       Gates Foundation genauso wie der CEO von Gucci. Checken Sie solche Firmen
       auf annehmbare Produktionsbedingungen? 
       
       Wir arbeiten sehr eng mit Gucci zusammen. CEO Marco Bizzarri ist stets sehr
       transparent gewesen. Sie stellen fast alle ihre Produkte in Italien her.
       
       Sie haben aber auch mit H&M gearbeitet, die vor allem in Billiglohnländern
       produzieren. 
       
       Wir haben nur mit einer der Sparten von H&M gearbeitet, der Conscious
       Commerce Line. Die Lieferkette wurde dort lückenlos dokumentiert und das
       finale Produkt entsprach ethischen Standards. Wir arbeiten mit solchen
       Firmen, weil wir den Dialog von den Rändern der Gesellschaft in den
       Mainstream verlagern müssen.
       
       Sie kennen viele der heute auftretenden Künstler persönlich. Woran merken
       Sie, dass die der Entwicklungshilfe und nicht bloß der Mehrung ihrer
       Popularität dienen wollen? 
       
       Ich gehe immer vom Besten im Menschen aus. Ich frage nicht nach ihrer
       Motivation, ich verwickele sie in Gespräche über unsere Ziele. Wir briefen
       sie zu all unseren Themen, wie Ernährung und Bildung, versuchen aber auch
       zu verstehen, welche ihnen besonders am Herzen liegen.
       
       6 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Paersch
       
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