# taz.de -- Trump-Tweets zum Londoner Anschlag: Erst nachdenken, dann twittern
       
       > Statt den Opfern sein Mitgefühl auszusprechen, wirbt Donald Trump auf
       > Twitter für den „Travel Ban“. Auch Londons Bürgermeister wird zum Ziel.
       
 (IMG) Bild: Soll nur eine App auf dem Handy haben: Donald Trump
       
       Berlin taz | US-Präsident Donald Trump hat mit einer Salve von Tweets nach
       der Terrorattacke von London ein weiteres Mal für Kopfschütteln gesorgt.
       
       Trump unterließ es am Samstag, als Erstes Mitgefühl mit den Opfern der
       Gewalttat in der britischen Hauptstadt zu äußern, sondern warb stattdessen
       für sein [1][Einreiseverbot], das bereits mehrfach von Gerichten in den USA
       außer Kraft gesetzt worden war. „Wir müssen smart, wachsam und hart sein“,
       [2][twitterte] Trump. „Die Gerichte müssen uns unsere Rechte zurückgeben.
       Wir brauchen den Einreisestopp als zusätzliche Absicherung!“ Diese
       Forderung erneuerte er dann am Sonntag noch einmal bei einer Spendengala in
       Washington.
       
       Trump diffamierte auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan, als er dessen
       Aussagen falsch zitierte. Trump unterstellte ihm, nach dem Anschlag mit
       sieben Todesopfern „nicht alarmiert“ gewesen zu sein. Der Bürgermeister
       hatte die Attacke aber in aller Deutlichkeit verurteilt und die Londoner
       aufgefordert, sich nicht vom Terrorismus einschüchtern zu lassen und wegen
       der hohen Polizeipräsenz nicht alarmiert zu sein. „Wir sind heute alle
       schockiert und wütend – aber dies ist unsere Stadt“, schrieb Sadiq Khan.
       „Wir werden diese Feiglinge nie siegen lassen, und der Terror kann uns
       nicht beugen.“
       
       Trump hatte auch eine Abkehr von „politischer Korrektheit“ gefordert und
       die Frage gestellt, ob die sonst übliche Debatte über Schusswaffen
       ausbleibe, weil die Täter einen Kleinlaster und Messer benutzt hätten.
       Dabei gibt es zwischen dem Waffengesetz in Großbritannien und dem der USA
       große Unterschiede. Auch hierauf gab es Reaktionen:
       
       Wie peinlich Trumps Tweets selbst für US-Diplomaten erschienen, zeigt die
       Reaktion von Lewis Lukens, dem geschäftsführenden Botschafter der USA in
       London, der sich offen hinter Sadiq Khan stellte. Er [3][twitterte] am
       Sonntag: „Amerika trauert mit Ihnen. (…) Ich lobe die starke Führung des
       @MayorofLondon, mit der er die Stadt nach dieser heimtückischen Attacke
       voranbringt.“ Auch eine Sprecherin des US-Außenministeriums verurteilte den
       Anschlag in einer kurzen Presseerklärung.
       
       Trump hatte am Samstag zunächst eine Nachricht der konservativen und oft
       sensationslüsternen Website „Drudge Report“ weitergetwittert, in der von
       „20 Toten“ die Rede war, anstatt eine offiziell bestätigte Information über
       die Ereignisse in London abzuwarten. Erst in seinem dritten Tweet bot er
       Großbritannien Hilfe und Unterstützung an.
       
       Selbst konservative Stimmen in den USA waren entsetzt über das Verhalten
       des Präsidenten. Die Kolumnistin Jennifer Rubin schrieb in der Washington
       Post: „Dies ist typisch Trump – impulsiv und grausam, ohne eine Unze Klasse
       oder menschlicher Würde.“
       
       5 Jun 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Streit-um-Einreisestopp-in-den-USA/!5417510
 (DIR) [2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/871143765473406976
 (DIR) [3] https://twitter.com/USAinUK/status/871435629569212416
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Schaaf
       
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