# taz.de -- Atomkraftwerk Fessenheim: Stilllegung? Nein, danke!
       
       > Die französische Umweltministerin will das AKW im Elsass 2018 wie geplant
       > stilllegen. Das sei Augenwischerei, schimpfen die Grünen.
       
 (IMG) Bild: Gewerkschaftsmitglieder demonstrieren vor der Pariser Zentrale des Energiekonzerns EDF für den Erhalt des AKW Fessenheim
       
       Paris taz | Es war eines der großen Wahlversprechen von François Hollande:
       Noch während seiner Amtszeit werde das älteste der französischen AKW
       geschlossen, das in Fessenheim, im Elsass unweit der deutschen und
       schweizerischen Grenze steht. Diese Anlage hat mit vierzig Jahren die
       Altersgrenze erreicht, zudem hatte sie mehrfach wegen Pannen zu reden
       gegeben und nicht zuletzt befindet sie sich in einer erdbebengefährdeten
       Zone.
       
       Die Stilllegung von Fessenheim, die wegen dieser Sicherheitsprobleme
       namentlich auch aus dem benachbarten Ausland (von Basel bis Freiburg)
       dringend gewünscht wurde, sollte nach Hollandes Vorstellungen der Anfang
       eines schrittweisen Ausstiegs aus der Atomkraft oder wenigstens einer
       Verminderung ihres Anteils an der Stromproduktion von heute 75 auf 50
       Prozent im Jahr 2025 darstellen.
       
       Längst ist klar, dass dieses Versprechen nicht eingehalten werden kann. Die
       Betreiberin des AKW, Electricité de France (EDF), hat viel Geld investiert,
       um die beiden Reaktoren den Anforderungen der Aufsichtsbehörde anzupassen.
       Für einen eventuellen Verzicht forderte EDF anfänglich astronomische
       Summen. Der am ehemaligen Staatsmonopolunternehmen EDF weiterhin beteiligte
       Staat hat nun fast 500 Millionen Euro für die absehbaren Produktions- und
       Einnahmeeinbussen angeboten.
       
       Grundsätzlich wäre EDF nun bereit, die Endphase in Fessenheim einzuleiten.
       Die effektive Stilllegung wird nun aber auf Beschluss des Verwaltungsrats
       mit einer Bedingung verknüpft. Fessenheim werde erst vom Netz abgeschaltet,
       wenn in in Flamanville der derzeit noch im Bau befindliche EPR (European
       Pressurized Reactor) seine Tätigkeit aufnehme.
       
       Das war auch die ursprüngliche Logik der Regierung gewesen. Nur haben sich
       Bauarbeiten in Flamanville wegen ernsthaften Problemen mit der Qualität
       wichtiger Komponenten verzögert. Der EPR in Flamanville kann deshalb – wenn
       überhaupt – nicht vor 2019 den Betrieb aufnehmen.
       
       Für die Umwelt- und Energieministerin Ségolène Royal ändert sich mit dem
       Beschluss des EDF-Verwaltungsrats angeblich nichts am beschlossenen
       Fahrplan. Die definitive Stilllegung werde vor dem Amtsende von Hollande
       angeordnet und könne realistischerweise 2018 beginnen. Das bleibt eine
       Hypothese, denn falls ein anderer Reaktor ausfallen sollte, was regelmäßig
       passiert, will EDF Fessenheim als Reserve für die Stromproduktion
       beibehalten.
       
       Die Atomgegner haben mit Enttäuschung und Empörung auf diesen erneuten
       Versuch, die Entsorgung von Fessenheim auf unbestimmte Zeit
       hinauszuschieben, reagiert. Wenn EDF und die Regierung trotzdem von einer
       baldigen Stilllegung reden, ist das nach Ansicht ehemaligen Ministerin und
       Parteichefin der Grünen, Cécile Duflot, reine „Augenwischerei“.
       
       7 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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