# taz.de -- Kommentar zu Bausparverträgen: Ist der Ruf erst ruiniert
       
       > Die Bausparkassen dürfen jetzt Verträge einseitig kündigen. Kein Skandal,
       > sagen manche, die Sparer haben ja auch nicht eingelöst. Ist das wirklich
       > fair?
       
 (IMG) Bild: Nur Luftschlösser gebaut? So zumindest dürften sich manche Sparer jetzt fühlen
       
       Ein langfristiger Vertrag, [1][bei dem Zinsen eine Rolle spielen], ist
       immer eine Wette: Die Bank oder die Bausparkasse wettet darauf, dass die
       Wirtschaft im Allgemeinen und die Zinsen im Speziellen sich so entwickeln,
       dass sie dabei einen guten Deal macht. Der Verbraucher wettet darauf, dass
       er zumindest keinen grottenschlechten Deal macht. Denn wie bei einer Wette
       gilt auch hier: Die besseren Karten hat der Beteiligte mit dem
       Informationsvorsprung und den meisten Juristen, und das ist nun mal in der
       Regel das Geldinstitut.
       
       Doch nun hat der Bundesgerichtshof mit seinem Urteil, dass die Institute
       [2][gut verzinste Altverträge kündigen dürfen], leider auch noch den
       kleinen, unwahrscheinlichen Fall, dass der Kunde nicht nur keinen
       grottenschlechten, sondern einen ganz guten Deal macht, abgeschafft. Das
       Risiko der Wette liegt damit genau auf einer Seite: beim Kunden. Das ist
       nicht nur unfair, sondern widerspricht auch der eigenen Werbestrategie der
       Institute, die das Bausparen jahrelang als flexible Anlageform bewarben.
       Zumal sie mit den heute ungewollten Kunden über Jahre ganz gut Geld
       verdient haben. Und sollte den Instituten umgekehrt bei längerer Zahlung
       der vereinbarten Zinssätze der Bankrott drohen, spräche das nicht gerade
       für umsichtiges Wirtschaften.
       
       Man kann jetzt überlegen, was das Urteil für das Vertrauen in Banken,
       Bausparkassen und Geldanlagen bedeutet, aber erstens ist das vermutlich
       spätestens seit der Finanzkrise eh nur noch in Spuren vorhanden, und
       zweitens ist Vertrauen vielleicht nicht unbedingt die Maßeinheit für
       Beziehungen zu Banken.
       
       Was es aber braucht: Rechtssicherheit. Verträge müssen eingehalten werden.
       Die Institute selbst fordern das häufig genug von ihren Kunden, und das,
       selbst wenn das eigene Geschäftsgebaren eher unredlich ist – man denke an
       überhöhte Dispozinsen. Aber vielleicht ist das Teil des Problems: Wer
       ohnehin keinen Ruf mehr zu verlieren hat, muss sich um
       Verbraucherfreundlichkeit auch nicht kümmern.
       
       22 Feb 2017
       
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