# taz.de -- Die Wahrheit: Der talentierte Mr. Trump
> Dem fahrlässig frisierten Alleinunterhalter im Weißen Haus irgendetwas
> Positives nachzusagen, fällt den meisten naturgemäß ziemlich schwer.
(IMG) Bild: So geht deutscher Kindergarten: alles schön in Reih und Glied
Es ist keine große Kunst, auf diesen Freak einzuteufeln, den sich die
Amerikaner da zum Präsidenten gewählt haben. Donald Trump hat für jede und
jeden was im Portfolio. Er ist wahlweise peinlich, ungebildet, ungehobelt,
sexistisch, chauvinistisch, nationalistisch, antidemokratisch,
fremdenfeindlich, rassistisch, rechtsradikal, und außerdem sieht er auch
noch aus wie der fahrlässig frisierte Alleinunterhalter, der für zehn
Dollar die Stunde den Bingonachmittag im Seniorenwohnheim moderiert. So
weit alle einverstanden? Geschenkt.
Etwas schwerer tun sich die meisten naturgemäß damit, Trump irgendetwas
Positives nachzusagen. Zugegeben, mir fällt auch nicht viel ein, mal
abgesehen davon, dass ich dem Mann nicht vorwerfen könnte, er habe vorher
irgendjemanden im Unklaren darüber gelassen, was er nachher als Präsident
für einer sein wird. Es wäre mindestens naiv, Trump Eigenschaften wie
Ehrlichkeit und Prinzipientreue zu unterstellen.
Mit herkömmlichen Politikermaßstäben gemessen fällt er aber schon mal
dadurch auf, dass er zumindest den Anschein erweckt, er werde seine
Wahlversprechen tatsächlich halten. Dass er dabei ab und zu wie ein Tölpel
durchs Watt trampelt und vom geschmeidigen Politbetrieb ausgebremst wird,
dürfte ihn bei seinen Fans eher noch beliebter machen. Die haben ihn auch
gewählt, weil er nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass er die herrschende
Politikerkaste und ihre Spielregeln gründlich verachtet. Mit einem
ähnlichen Konzept hatte vor nicht allzu langer Zeit ein sehr kleiner
italienischer Großunternehmer ebenfalls schöne Wahlerfolge erzielt.
Genau wie damals Silvio Berlusconi werden jetzt auch Donald Trump von
Politprofilern Geltungssucht und narzisstische Störungen attestiert.
Merkwürdige Vorwürfe, die volles Rohr ins Leere zielen. Was in anderen
Berufen vielleicht behandlungswürdig erscheint, ist im
Entertainment-Betrieb Politik schließlich notwendige Voraussetzung.
Dasselbe gilt für die gut entwickelte Fähigkeit, alternative Realitäten zu
kreieren. In dieser Disziplin bringt es Trump zu großer Meisterschaft. Er
ist jederzeit in der Lage, terroristische Anschläge, zum Beispiel in
Schweden, zu halluzinieren. Oder Abhöraktionen Obamas à la Watergate.
Vermutlich ohne zu wissen, wo und was genau Watergate oder Schweden
eigentlich ist. Respekt.
Sollte sich Trump allerdings einbilden, er sei, was Einbildungskraft und
fantasievolle Wirklichkeitsgestaltung angeht, eine einzigartige präsidiale
Erscheinung, müssten ihn seine hoffentlich besser informierten Ärzte mal
behutsam aufklären. Andere große Staatsmänner haben auf diesem Gebiet lange
vor Trump Hervorragendes geleistet. Wer erinnert sich zum Beispiel nicht
gern an George W. Bush, der auf der Grundlage eindeutig alternativer Fakten
jede Menge Massenvernichtungswaffen im Irak gesehen hat. Und zwar so klar
und deutlich, dass sogar die heute von Donald Trump so beschimpfte
amerikanische Lügenpresse ihm jedes Wort geglaubt hat.
7 Mar 2017
## AUTOREN
(DIR) Fritz Eckenga
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