# taz.de -- Kommentar Nordirland-Wahl: Vorsichtiger Fortschritt
       
       > Die protestantische Democratic Unionist Party verliert Stimmen und muss
       > nun koalieren. Sie hatte als einzige Partei für den Brexit gestimmt.
       
 (IMG) Bild: Demokratie, ausgeschüttet: Die katholisch-nationalistische Sinn-Féin-Partei legte bei der nordirischen Regionalparlamentswahl zu
       
       Die [1][Wahl zum nordirischen Regionalparlament am Donnerstag] hat die
       politische Landschaft der ehemaligen Krisenprovinz verändert. Die
       protestantische Democratic Unionist Party (DUP) hat einen Dämpfer erhalten
       und kann nicht mehr länger regieren, ohne Rücksicht auf den
       katholisch-nationalistischen Koalitionspartner Sinn Féin zu nehmen.
       
       Es ging ja nicht nur um die absurden Subventionen für grüne Energie, die
       der DUP geschadet haben – sondern auch um den Brexit, den die DUP als
       einzige nordirische Partei befürwortet hat. Die Mehrheit der Nordiren
       befürchtet, dass der aufgrund des Friedensprozesses erreichte Aufschwung
       und die offenen inneririschen Grenzen durch den Brexit zunichtegemacht
       werden könnten. Das erklärt die hohe Wahlbeteiligung, die Sinn Féin zugute
       kam, weil sich die Partei für den Verbleib in der EU einsetzt.
       
       Zum ersten Mal gab es auch vorsichtige Anzeichen, dass die Trennlinien
       zwischen den katholisch-nationalistischen und protestantisch-unionistischen
       Lagern überschritten worden sind. Die Social Democratic and Labour Party
       (SDLP) und die Ulster Unionist Party (UUP), die vor nicht allzu langer Zeit
       die Politik in Nordirland dominierten, hatten vor der Wahl dazu aufgerufen,
       in bestimmten Wahlkreisen die Zweitstimme der jeweils anderen Partei zu
       geben, um die gemäßigten Fraktionen im Regionalparlament zu stärken.
       
       Das hat bedingt geklappt. Es waren nur wenige Wähler, die dem Aufruf
       gefolgt sind, aber diese haben in einigen Wahlkreisen den Ausschlag
       gegeben, sodass die DUP dort Sitze verlor.
       
       Positiv ist auch zu vermerken, dass die DUP nicht die für ein Veto
       notwendigen 30 Mandate bekommen hat. Nun könnte Nordirland theoretisch ins
       21. Jahrhundert eintreten und zum Beispiel gleichgeschlechtliche Ehen sowie
       Abtreibung legalisieren, was die DUP bisher verhindert hat. Aber: Sinn Féin
       hat sich in solchen Fragen in der Vergangenheit bisweilen ebenfalls wenig
       fortschrittlich verhalten.
       
       5 Mar 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Archiv-Suche/!5389267&s=irland/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Sinn Fein
 (DIR) Democratic Unionist Party
 (DIR) Nordirland
 (DIR) Nordirland
 (DIR) Nordirland
 (DIR) Nordirland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nach Wahl in Nordirland: Drei Wochen Zeit
       
       Die Nordiren haben ein neues Parlament gewählt. Doch die beiden großen
       Parteien sind zerstritten – und sollen nun wieder eine Regierung bilden.
       
 (DIR) Regionalparlament in Nordirland: Keine Regierung ist auch keine Lösung
       
       Im Schatten des Brexit wird in Nordirland eine neue Regionalregierung
       gewählt. Oder auch eine alte. Sinn Féin hat nun die EU für sich entdeckt.
       
 (DIR) Regierungskrise in Nordirland: McGuinness tritt zurück
       
       Inmitten eines Showdowns an der Spitze der Einheitsregierung hört der
       Vize-Premier McGuinness auf. Nun könnte es Neuwahlen geben.