# taz.de -- Parlamentskolumne Berliner Luft: Operation Frohsinn
       
       > Sie sei „willens, fröhlich in den Wahlkampf zu gehen“, hatte Angela
       > Merkel in der Fraktionssitzung gesagt. Nun denn: Supergut drauf ist nun
       > die Union.
       
 (IMG) Bild: Frohsinn, wohin man auch schaut
       
       Kalt und warm war die zurückliegende Parlamentswoche. Morgens eisiges
       Bibbern, das sich im Schein der steigenden Wintersonne zu einer nahezu
       frühlingshaften Fröhlichkeit entwickelte. Am Spreeufer saßen mittags
       Bundestagsmitarbeiter, Securitys und Journalisten mit Heißgetränken und
       nahmen den Obdachlosen die Plätze weg. Viel zu viele gibt es von denen.
       Kaum zu fassen, dass im politischen Zentrum dieses reichen Landes Menschen
       hausen müssen, die nichts schützt als ihr Schlafsack und die Betonmauer am
       Garten des Kanzleramts.
       
       Doch dazu ein anderes Mal. Hier soll es ausschließlich um Fröhlichkeit
       gehen. Die war von der Hausherrin des Kanzlerinnenamts als Wochenparole
       ausgegeben worden. Sie sei „willens, fröhlich in den Wahlkampf zu gehen“,
       hatte Angela Merkel in der Fraktionssitzung gesagt. Das ist ja wohl auch
       das Mindeste, möchte man entgegnen. Schließlich haben ihre Leute sie gerade
       zur gemeinsamen Kanzlerkandidatin gemacht. Dass die nicht mit
       Sauertopfmiene und Bedenkenträgerei gegen lovely Schulz ankommt, sollte
       klar sein.
       
       Doch so recht scheinen Merkels Leute der Überzeugungskraft ihrer
       Spitzenfrau nicht zu trauen. Auffallend oft purzelten im Laufe dieser Woche
       Textbausteine der guten Laune aus CDU- und CSU-Mündern. Er nehme die
       Kanzlerin als ausgesprochen „fröhlich“ wahr, erklärte der Parlamentarische
       Geschäftsführer der Unionsfraktion Michael Grosse-Brömer gleich mehrfach.
       Auch CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt meinte die Fröhlichkeit
       betonen zu müssen, die seit dem Erscheinen der Würselener Wunderwaffe unter
       Merkels und Seehofers Abgeordneten Raum greife.
       
       Man könnte den Eindruck gewinnen, bei der Union seien sie alle supergut
       drauf. Kein Wunder, wenn man so eine knalllustige Angela hat. Nur ist es
       eher eine Art stakkatohaftes HAHAHA mit Ausrufezeichen, das Merkels Leute
       senden. Als Berichterstatterin schaut man sich das an, ist zugleich aber
       deutlich genervt von derlei plumper Stimmungsmache.
       
       Dass die Union gerade den Bundespräsidentenposten der SPD überlassen
       musste, dass die Stimmung zwischen Merkel und Seehofer der von
       Trennungseltern ähnelt, ist bekannt. Die Berichterstatter mit einem
       Feuerwerk der guten Laune vom Gegenteil überzeugen zu wollen fühlt sich
       blöd an. Die Ostberliner Abteilung Agitation und Propaganda hat bekanntlich
       vor 27 Jahren ihre Arbeit eingestellt. Dabei wollen wir es bitte belassen.
       
       19 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Maier
       
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