# taz.de -- Zivile Opfer des Afghanistan-Kriegs: 2016 starben fast 1.000 Kinder
       
       > Der Krieg zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung forderte
       > besonders viele Kinderleben. Auch sonst stieg die Zahl der getöteten
       > Zivilisten.
       
 (IMG) Bild: Kinder sind immer häufiger betroffen: Lager für Binnenvertriebene in Kabul
       
       Kabul dpa | Die Zahl der in Afghanistan getöteten und verletzten Kinder ist
       dramatisch gestiegen. 923 Kinder seien 2016 in dem neu aufgeflammten Krieg
       zwischen radikalislamischen Taliban und afghanischer Regierung ums Leben
       gekommen, heißt es in dem am Montag veröffentlichten [1][Jahresbericht der
       UN] zu zivilen Opfern, 2,589 erlitten Verletzungen. Insgesamt sind das 24
       Prozent mehr als im Vorjahr. Fast jedes dritte Opfer sei nun ein Kind.
       
       Die UN machen dafür vor allem die Zunahme von Gefechten in dicht
       besiedelten Gebieten mit vielen Familien verantwortlich. Erheblich mehr
       Kinder seien deshalb auch durch explosive Überbleibsel von Kämpfen wie
       nicht detonierte Munition zu Schaden gekommen (plus 65 Prozent). Außerdem
       sei die Zahl der Kinderopfer durch die vor allem von Taliban gelegten
       improvisierten Sprengsätze (IEDs) um vier Prozent gestiegen. Und auch
       internationale und afghanische Luftschläge hätten mehr als doppelt so viele
       Kinder getötet oder verletzt wie im Vorjahr (200 Kinder).
       
       Auch die Gesamtzahl der getöteten oder verletzten Zivilisten hat einen
       neuen Höchststand erreicht. Insgesamt sind laut UN-Bericht im vergangenen
       Jahr 11 418 Unbeteiligte getötet oder verletzt worden – ein Anstieg von
       drei Prozent gegenüber 2015. Die Zahl der Verletzten sei um sechs Prozent
       gestiegen (auf 7920 Menschen), die Zahl der Toten um zwei Prozent
       zurückgegangen (auf 3498 Menschen).
       
       Unter den Frauen ist die Zahl der Opfer leicht zurückgegangen (minus zwei
       Prozent). Allerdings weisen die UN „besorgt“ daraufhin, dass die Taliban
       Frauen weiterhin in Selbstjustiz für vermeintlich unmoralisches Verhalten
       bestraften – ein Trend, der sich laut Menschenrechtsaktivisten seit etwa
       zwei Jahren stetig verschärft.
       
       Außerdem habe es sehr viel mehr gezielte Morde von Frauen gegeben (plus 25
       Prozent). Viele weibliche Opfer seien Menschenrechtsaktivistinnen,
       Polizistinnen oder generell „im öffentlichen Leben“ aktiv gewesen.
       
       Am stärksten vom Krieg betroffen waren 2016 die Zivilisten im Süden des
       Landes, heißt es in dem Bericht weiter. Den größten Anstieg von Opfern
       (plus 34 Prozent) verzeichne aber Zentralafghanistan, vor allem wegen
       vieler Selbstmordanschläge in der Hauptstadt Kabul.
       
       ## Islamisten für die meisten Opfer verantwortlich
       
       Die UN machen die Taliban und andere Rebellen- oder Terroristengruppen –
       wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) – für 61 Prozent aller zivilen
       Opfer verantwortlich. Dabei habe der IS fast zehn Mal so viele Zivilisten
       getötet oder verletzt (899) wie noch 2015. 22 Prozent der Opfer gingen auf
       das Konto afghanischer Sicherheitskräfte, zwei Prozent auf das
       internationaler Sicherheitskräfte. Der Rest sei oft nicht eindeutig
       zuzuordnen.
       
       Insgesamt kamen die meisten Zivilisten durch Gefechte zwischen Taliban und
       Sicherheitskräften zu Schaden. Zweitgrößte Todesursache waren die von
       Taliban gelegten IEDs.
       
       Seit Beginn der UN-Zählung 2009 sind mindestens 70 188 Zivilisten getötet
       oder verletzt worden. Angesichts des schrumpfenden Zugangs zu Provinzen
       weisen die UN darauf hin, dass ihre Zahlen möglicherweise zu niedrig sind.
       
       6 Feb 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://unama.unmissions.org/un-calls-parties-take-urgent-measures-halt-civilian-casualties-numbers-2016-reach-record-high
       
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