# taz.de -- Press-Schlag: „Mein Penis ist ein Berg“
       
       > Beim Fed Cup auf Hawaii wurde die erste Strophe des Deutschlandlieds
       > gespielt. Aber im Sport gab es schon andere musikalische Fehlgriffe.
       
 (IMG) Bild: Peinlich, peinlich: „Deutschland, Deutschland über alles“ beim Fed Cup auf Hawaii
       
       Dass das im 21. Jahrhundert passiert, in Amerika und nicht irgendwo in
       Timbuktu, das ist bezeichnend.“ Andrea Petkovic war empört, dass sie in
       Hawaii nicht „Einigkeit und Recht und Freiheit“ hatte hören und mitsingen
       dürfen, sondern „Deutschland, Deutschland über alles“.
       
       Also irgendwie „Germany first“, was nur nicht erfolgreich war, denn Alison
       Riske aus den USA gewann. Das gesamte deutsche Team war außer sich. „Ich
       hätte heulen können“, schimpfte Teamchefin Barbara Rittner, „denn es ist im
       Fed Cup immer ein heiliger Moment, ein Gänsehautmoment, die Hymne zu
       hören“. Petkovic verriet, dass ihre Teamkollegin Jule Görges sofort zu
       weinen begann. „Und ich hatte auch Tränen in den Augen und war wütend.“
       
       Dabei ist ja „Deutschland, Deutschland über alles“ im Sport so selten
       nicht. 1954, als wir im Berner Wankdorfstadion wieder wer waren, sangen
       beinah alle mitgereisten deutschen Fans die erste Strophe des
       Deutschlandlieds.
       
       So waren eben die fünfziger Jahre. Nur in den USA waren sie anders. Dahin
       war 1954 der Kölner Profiboxer Peter „de Aap“ Müller gereist und hatte sich
       vor einem Kampf geärgert, dass nur Star-Spangled-Banner zu hören war; er
       ließ sich eine Mundharmonika geben und intonierte, alleine im Ring stehend,
       „Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen“, das Horst-Wessel-Lied also,
       das er für die Hymne hielt. „Das hatte ich doch noch im Ohr.“
       
       ## „Heidewitzka, Herr Kapitän“
       
       Empört in den USA war 1953 auch Konrad Adenauer. Als der Kanzler in Chicago
       eintraf, spielte die Militärkapelle ein fröhliches „Heidewitzka, Herr
       Kapitän“. Das stammt zwar aus dem Jahr 1936, dürfte aber im Vergleich zu
       „Von der Maas bis an die Memel“ aus dem Deutschlandlied, erste Strophe, ein
       eher ziviles Licht auf Deutschland werfen.
       
       Ähnlich sympathisch also wie Sarah Connor, die 2005 zur Eröffnung der
       Münchner Allianz-Arena ihr legendäres „Brüh im Lichte dieses Glückes“ als
       deutschen Hymnentext feilbot.
       
       So etwas geht auch international. 2007, beim EM-Qualifikationsspiel England
       vs. Kroatien in London, sang der Tenor Tony Henry statt „Mila kuda si
       planina“ sang er „Mila kura si planina“. Plötzlich hieß es in der
       kroatischen Hymne nicht mehr „Du weißt, mein Liebling, wie wir deine Berge
       lieben“, sondern: „Meine Liebe, mein Penis ist ein Berg“.
       
       ## Von deutschem Offiziellen geprüft
       
       Peinlich war es Gastgeber Kuwait 2012, als für eine kasachische
       Sportschützin die „Borat“-Version zu hören war, die der englische Satiriker
       Sacha Baron Cohen verfasst hatte: „Komm her und erfasse die Macht des Penis
       unseres Führers.“ Die kasachische Regierung protestierte, die Kuwaitis, die
       ihre Hymnen aus dem Internet gezogen hatten – kurz vorher war schon die
       falsche serbische Hymne gespielt worden – entschuldigten sich.
       
       Gar nicht schuld waren die Ungarn 2011. Da wurde bei der Kanu-WM für die
       deutschen Sieger die erste Strophe des Deutschlandlieds gesungen, aber die
       Veranstalter erklärten, sie hätten das Lied doch vorab einem deutschen
       Offiziellen vorgespielt, und der hatte nichts zu beanstanden.
       
       Vielleicht war der Mann ja in den achtziger Jahren in Baden-Württemberg zur
       Schule gegangen. Da hatte nämlich Gerhard Mayer-Vorfelder, damals
       Kultusminister, später DFB-Präsident, angeordnet, in den Schulen die erste
       Strophe zu lehren.
       
       Andrea Petkovic könnte heulen, denn das war nicht in Timbuktu.
       
       12 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Krauss
       
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