# taz.de -- Anschlag auf afghanisches Parlament: Mindestens 30 Tote
       
       > Die Taliban haben einen Doppelanschlag auf ein Parlamentsgebäude in Kabul
       > verübt. Dabei starben mindestens 30 Menschen, mindestens 80 sind
       > verletzt.
       
 (IMG) Bild: Feuewehrautos in Kabul
       
       Kabul afp | Die radikalislamischen Taliban haben einen Doppelanschlag auf
       ein Parlamentsgebäude in der afghanischen Hauptstadt Kabul verübt und
       mindestens 30 Menschen getötet. Mindestens 80 weitere Menschen wurden durch
       einen Selbstmordanschlag und die anschließende Explosion einer Autobombe
       verletzt, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Dienstag sagte.
       Die Taliban übernahmen die Verantwortung für die Tat. Das Auswärtige Amt in
       Berlin verurteilte den Anschlag.
       
       Die Anschläge wurden vor einem Anbau des Parlamentsgebäudes verübt, in dem
       Abgeordnetenbüros untergebracht sind. Zur Zeit der Explosionen am späten
       Nachmittag (13.30 Uhr MEZ) beendeten viele Angestellte ihre Arbeit.
       
       Waheed Madschroh, Sprecher des Gesundheitsministeriums, sagte der
       Nachrichtenagentur AFP, einige der 80 Verletzten schwebten in Lebensgefahr,
       weshalb die Opferzahl vermutlich weiter steigen werde. Unter den Toten
       waren mindestens vier Polizisten, die durch die zweite Explosion getötet
       wurden, als sie Opfern des ersten Anschlags zu Hilfe eilten, wie ein
       Vertreter der Sicherheitsbehörden mitteilte.
       
       Der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki, sagte, die erste
       Explosion sei von einem Selbstmordattentäter vor einem Kleinbus ausgelöst
       worden, der vor dem Gebäude auf Mitarbeiter wartete. Er sei zu Fuß
       unterwegs gewesen.
       
       Ein Augenzeuge namens Sabi, der als Wachmann am Parlament arbeitet, sagte
       AFP, der Selbstmordattentäter habe sich „zu Fuß den Angestellten genähert,
       die ihr Büro verließen“ und habe seinen Sprengsatz „mitten in der
       Menschenmenge gezündet“. „Zahlreiche unschuldige Mitarbeiter wurden getötet
       und verletzt.“ Die zweite Explosion sei durch eine Autobombe ausgelöst
       worden. Das Auto habe auf der anderen Straßenseite geparkt. Die Wucht der
       Explosion habe ihn mitgerissen, berichtete Sabi.
       
       ## Häufiges Ziel von Anschlägen
       
       Nach Angaben eines AFP-Fotografen handelte es sich bei dem explodierten
       Fahrzeug um einen Geländewagen. Der Parlamentsanbau liegt gegenüber der
       Amerikanischen Universität von Kabul, die im September Ziel eines schweren
       Attentats mit 16 Toten war. Auch das Parlamentsgelände war bereits Ziel von
       Anschlägen.
       
       Der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid erklärte, bei den Opfern handele
       es sich überwiegend um afghanische Geheimdienstagenten. Die
       Taliban-Rebellen hatten zuletzt im ganzen Land trotz des Winters ihre
       Angriffe verstärkt. Am Dienstag sprengte sich auch in Laschkar Gah in der
       südlichen Provinz Helmand ein Selbstmordattentäter in die Luft und tötete
       nach Polizeiangaben sieben Menschen.
       
       Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, es verurteile „den hinterhältigen
       Doppelanschlag“ auf das Schärfste. „Unser ganzes Mitgefühl gilt den Opfern,
       ihren Familien und ihren Freunden.“ Die Gewalt der Taliban gegen das
       afghanische Volk sei durch nichts zu rechtfertigen.
       
       ## Trumps Position ist unklar
       
       Die wiederholten Angriffe verstärken die Sorge um die Verschlechterung der
       Sicherheitslage in Afghanistan. Die Nato hatte ihre Kampftruppen Ende 2014
       vom Hindukusch abgezogen. Die US-Armee hat aber noch rund 10.000 Soldaten
       im Land stationiert, um die afghanischen Truppen in ihrem Kampf gegen die
       Aufständischen zu unterstützen.
       
       Die USA kündigten vergangene Woche die Entsendung von 300
       Marineinfanteristen nach Helmand an. Sie sollen ab dem Frühjahr die Nato
       bei der Ausbildung von afghanischen Soldaten unterstützen.
       
       Wie viel Aufmerksamkeit der künftige US-Präsident Donald Trump Afghanistan
       widmen wird, ist noch unklar. Im Wahlkampf spielte das Land kaum eine
       Rolle. Trump hat sich bislang kaum über seine außenpolitischen Pläne
       geäußert.
       
       10 Jan 2017
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Taliban
 (DIR) Islamismus
 (DIR) Terrorismus
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) USA
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Ehemaliger Übersetzer der US-Armee: Nur ein gewisses Maß an Krieg
       
       Hanif Frotan aus Afghanistan kündigte seinen Job, als ihm die Drohungen zu
       viel wurden. Heute lebt er in Konstanz und hofft, dass er bleiben darf.
       
 (DIR) Kriegsvertreibung in Afghanistan: Die Binnenflucht steigt weiter
       
       Ein aktueller UN-Bericht zählt 620.000 Binnenflüchtlinge in Afghanistan,
       40.000 mehr als im Dezember. Über die Hälfte davon seien Kinder, sagen
       humanitäre Helfer.
       
 (DIR) Frauen in Afghanistan erschossen: Angreifer auf Motorrädern
       
       In Kandahar wurden fünf Flughafenmitarbeiterinnen erschossen. Sie sollen
       schon zuvor Morddrohungen erhalten haben – weil sie arbeiteten.
       
 (DIR) Sicherheitslage in Afghanistan: Bundesregierung will abschieben
       
       Einem Bericht zufolge will die Bundesregierung 12.500 Geflüchtete mit
       afghanischem Pass zurückschicken. Im Oktober wurde ein Rücknahmeabkommen
       beschlossen.
       
 (DIR) Größter US-Stützpunkt in Afghanistan: Vier Tote nach Explosion
       
       Erst das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Scharif, jetzt der
       US-Stützpunkt in Bagram – Afghanistan kommt nicht zur Ruhe. Wieder gab es
       Tote und Verletzte.