# taz.de -- Kommentar US-Wahl: Der Sieg des Horrorclowns
       
       > Das Unvorstellbare ist eingetreten: Donald Trump zieht ins Weiße Haus
       > ein. Seine Wahl ist auch das schlimmste Scheitern Obamas.
       
 (IMG) Bild: Stumpf ist Trumpf
       
       Alle haben gewusst, dass das passieren kann, aber wirklich geglaubt haben
       es die wenigsten: [1][Donald Trump wird der nächste Präsident der USA.] Der
       Mann, der die Vorherrschaft des Establishments sprengen zu wollen vorgab
       und dabei doch zunächst einmal alle Grenzen des Anstands sprengte, wird im
       Januar ins Weiße Haus einziehen.
       
       Auf den liberalen, intellektuellen ersten schwarzen Präsidenten des Landes
       folgt einer, der inkohärent daherredet und alle Register des Rassismus und
       des Ressentiments gezogen hat. USA 2008 bis 2016: ein Schritt vor, drei
       Schritte zurück.
       
       Trump hat es verstanden, berechtigte Kritik an den US-amerikanischen
       Systemfehlern in eine Bewegung nicht nur gegen das Establishment, sondern
       gegen alles Nichtweiße, alles Liberale zu verwandeln. Ohne allzu konkrete
       alternative Politikvorschläge hat er den gesellschaftlichen Fortschritt der
       letzten fünf Jahrzehnte als Ursache der Misere ausgemacht, sich selbst als
       Retter und sich damit eine Kernwählerschaft aufgebaut.
       
       Diese Melange aus Globalisierungsverlierern, White Trash,
       Verschwörungstheoretikern, Denkzettelwählern und Rassisten allein aber
       hätte ihm nicht zum Wahlsieg gereicht. So sehr Trump auch in den Vorwahlen
       die Republikanische Partei gegen sich aufgebracht hat, so wenig hat sie ihn
       trotz aller Verärgerung fallengelassen.
       
       Trump brauchte ihre Infrastruktur, um die Wähler an die Urnen zu bringen,
       und er brauchte auch jene Wähler, die ihn selbst ablehnten, aber keine
       Fortsetzung von Obamas Politik wollten und auf keinen Fall eine Präsidentin
       Clinton. Er hat es geschafft, diese Allianz zu schmieden.
       
       Donald Trump stand für Ärger und den Schrei nach Veränderung, Clinton für
       Selbstbeweihräucherung und Status Quo. Es nutzt nichts, jetzt zu beweinen,
       dass das mit Bernie Sanders als demokratischem Kandidaten nicht passiert
       wäre – auch wenn es stimmt. Die Führung der Republikanischen Partei war
       sicher, mit Trump in den Abgrund zu rutschen – jetzt kontrollieren die
       Republikaner das Weiße Haus und beide Kammern des Kongresses. Das unlautere
       Machtspiel der Demokraten hingegen, Hillary Clinton mit allen Mitteln zur
       Kandidatin zu machen, hat in die Katastrophe geführt.
       
       Barack Obama sagte bei seinen Wahlkampfreden für Clinton mehrfach, er
       empfände es als persönlichen Affront gegen das Vermächtnis seiner
       Präsidentschaft, wenn jemand wie Trump ihm nachfolgen würde. Obama sollte
       nicht auf das Volk schimpfen. Er war angetreten, die US-Gesellschaft zu
       verändern, nicht nur durch Gesetze, sondern in ihrem Denken. Donald Trumps
       Wahl zum Präsidenten ist das schlimmste Scheitern, was man Obama
       attestieren kann.
       
       Weltweit werden sich jetzt die neuen alten Rechten ermutigt fühlen. Die
       Auswirkungen dieser Wahlnacht sind noch gar nicht abzusehen. Donald Trumps
       Siegesrede spricht – wie alle Siegesreden in Wahlnächten – davon, das Land
       müsse sich jetzt einen. Aus seinem Mund ist das der Aufruf an die
       Unterlegenen, sich bedingungslos zu unterwerfen. Der Horrorclown bekommt
       jetzt die Chance, tatsächlich Ernst zu machen.
       
       9 Nov 2016
       
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