# taz.de -- US-Comedian in Berlin zu Trump: „Es ist schwer, jetzt noch zu lachen“
       
       > Der in Berlin lebende US-Comedian Josh Telson über den Schock der
       > Wahlnacht und warum wir lernen müssen, trotzdem über Trump zu lachen.
       
 (IMG) Bild: Da lachten sie noch: Anhänger der Demokraten am frühen Dienstagabend bei einer Wahlparty in Berlin
       
       taz: Glückwunsch, Herr Telson, für Ihre Arbeit als Comedian muss es doch
       gut sein, dass Trump gewonnen hat – die Steilvorlagen für neue Witze
       dürften Ihnen in Zukunft nicht ausgehen. 
       
       Josh Telson: Im Gegenteil. Für mich als Comedian wäre es besser gewesen,
       wenn Hillary Clinton gewonnen hätte. Es ist schwer, über etwas zu lachen,
       während die Welt unter einem Präsidenten Trump vor die Hunde geht. Ich
       hätte nach der Wahl lieber Witze darüber gemacht, was für ein
       buchstäblicher Verlierer Trump ist.
       
       Es ist anders gekommen. Was machen Sie nun als Komiker daraus? 
       
       Ich glaube, es braucht ein bisschen Zeit, bis wir uns wieder zu Scherzen
       aufgelegt fühlen. Aber natürlich müssen wir irgendwie einen Weg finden,
       darüber lachen zu können. Wir müssen uns weiterhin über Trump lustig machen
       und ihn so albern dastehen lassen wie möglich. Andererseits, auch wenn ich
       wünschte, dass die Wahl anders ausgegangen wäre – immerhin sind einige
       meiner liebsten Comedy-Shows in der Bush-Ära entstanden, als die Menschen
       am wütendsten waren: „The Daily Show“, „Lewis Black“, „The Colbert Report“
       zum Beispiel. Insofern mache ich mir keine Sorgen, dass mir nicht bald
       wieder zum Scherzen zumute ist. Aber ich mache mir Sorgen um den Zustand
       der Welt.
       
       Haben Sie schon die ersten Anrufe von Freunden aus den USA bekommen, die
       nun nach Berlin auswandern wollen? 
       
       Zwei Freunde haben mir bereits geschrieben. Beide haben mich gefragt, ob
       sie zu mir nach Berlin kommen können. Einer von ihnen meinte das wohl eher
       ironisch. Aber der andere versucht jetzt offenbar ernsthaft, zum Studieren
       nach Europa zu kommen. Er sucht nun nach Unis in Berlin.
       
       Sie haben gestern Abend im Comedy Club in Neukölln eine komödiantische
       Wahlparty veranstaltet. Wie haben die Amerikaner in Berlin auf Trumps Sieg
       reagiert? 
       
       So gegen zwei Uhr morgens, als es sich langsam abzeichnete, dass Trump
       gewinnen würde, wurde es richtig still im Comedy Club. Die Leute waren
       erschüttert. Ich war zuerst auch ziemlich schockiert – dann kam die
       Enttäuschung. Es ist eigenartig, jetzt gerade in Berlin zu sein. Ich
       verstehe Trumps Sieg als ein Zeichen, länger in Berlin zu bleiben. Ich habe
       einen deutschen Pass, weil meine Mutter Deutsche ist. Aber Amerikaner, die
       irgendwann zurück in die Staaten gehen wollten, sind ziemlich verloren. Sie
       wissen nicht, was sie jetzt tun sollen.
       
       Viele Amerikaner haben nach dem Wahlsieg Trumps schlicht Angst, wie es in
       ihrem Heimatland weitergeht. Und Sie? 
       
       Wir haben jetzt einen republikanischen Senat, deshalb kann die Opposition
       überhaupt nichts tun. Dazu kommt, dass ein Präsident Trump unberechenbar
       ist, deshalb ist es sehr schwer vorauszusagen, was mit den USA passieren
       wird. Ja, es ist unheimlich.
       
       9 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elisabeth Kimmerle
       
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