# taz.de -- Kampf um IS-Hochburg Mossul: Mögliche Folgen einer Eroberung
       
       > EU-Kommissar King befürchtet, dass ein Sieg über den IS Europas
       > Sicherheit bedrohen könnte. Von einem „Massenexodus“ von IS-Kämpfern gehe
       > er aber nicht aus.
       
 (IMG) Bild: Im Falle eines Sieges über den IS in Mossul besorgt um Europas Sicherheit: EU-Kommissar Julian King
       
       Bagdad/Berlin dpa | Angesichts der Großoffensive zur Rückeroberung der
       irakischen Stadt Mossul aus den Händen der Terrormiliz Islamischer Staat
       warnt EU-Sicherheitskommissar Julian King vor möglichen negativen Folgen
       für die Sicherheit in Europa. „Die Rückeroberung der nordirakischen
       IS-Hochburg Mossul kann dazu führen, dass gewaltbereite IS-Kämpfer nach
       Europa zurückkommen“, sagte King der Welt. Das sei eine sehr ernste
       Bedrohung.
       
       Allerdings gehe er nicht von einem „Massenexodus von IS-Kämpfern nach
       Europa“ aus. Wichtig sei jetzt, durch geeignete Maßnahmen Terroristen immer
       weniger Handlungsmöglichkeiten zu geben und „insgesamt unsere
       Widerstandsfähigkeit gegen die terroristische Bedrohung zu erhöhen.“
       
       Die Konfliktparteien wurden unterdessen aufgerufen, die in der Stadt
       lebenden Zivilisten möglichst zu schonen. Das fordert das Komitee vom
       Internationalen Roten Kreuz (IKRK) und Roten Halbmond in Genf. „Es ist
       besonders wichtig, die Gesundheitseinrichtungen und deren Personal zu
       schützen“, teilte das IKRK am Montagabend mit.
       
       Das Rote Kreuz stehe bereit, den bis zu einer Million Flüchtlingen in den
       nächsten Tagen und Wochen beizustehen. Alle Konflikt-Parteien müssten ihr
       Möglichstes tun, um sicherzugehen, dass ihre Ziele rein militärischer Natur
       seien. Allen Bewohnern, die aus der Stadt fliehen wollten, sollte ein
       sicherer Korridor zur Verfügung stehen, forderte das IKRK.
       
       ## 30.000 gegen 4.000 IS-Kämpfer
       
       Ein Militärbündnis unter Führung der irakischen Armee hat am Montag eine
       Offensive auf die nordirakische Stadt begonnen, um die IS-Kämpfer aus ihrem
       wichtigsten Stützpunkt zu vertreiben. Der IS hatte die Millionenstadt
       Mossul im Juni 2014 vollständig unter seine Kontrolle gebracht.
       
       Die seit Monaten vorbereitete Großoffensive zur Rückeroberung der Stadt ist
       die entscheidende Phase im Kampf gegen die Extremisten. Nach
       Medienberichten sollen 30.000 Mann der Allianz 4000 IS-Kämpfern
       gegenüberstehen. Irakische Streitkräfte und kurdische Peschmerga eroberten
       am ersten Tag nach Angaben von Kurden-Präsident Massud Barsani ein Gebiet
       von rund 200 Quadratkilometern.
       
       Sollte die Offensive gegen die letzte IS-Bastion im Land erfolgreich
       verlaufen, wären die Dschihadisten im Irak militärisch weitestgehend
       besiegt.
       
       Amnesty International wiederum warnte vor schweren
       Menschenrechtsverletzungen gegen Flüchtlinge aus Mossul. Tausende
       Zivilisten, die bereits aus Gebieten unter IS-Kontrolle fliehen konnten,
       seien Opfer von Folter, willkürlicher Inhaftierung, Verschwindenlassen und
       außergerichtlichen Hinrichtungen geworden, heißt es in einem am Dienstag
       veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation, der auf Gesprächen
       unter anderem mit ehemaligen Gefangenen und Augenzeugen basiert.
       
       „Nachdem sie den Schrecken des Krieges und der Tyrannei des IS entkommen
       sind, drohen sunnitischen Arabern im Irak brutale Vergeltungsschläge durch
       (vornehmlich schiitische) Milizen und Regierungstruppen. Sie werden für die
       Verbrechen des IS bestraft“, sagte Philip Luther, Experte für die Region
       Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International.
       
       18 Oct 2016
       
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