# taz.de -- Pläne zur russisch-türkischen Pipeline: Die alte Freundschaft wiederbeleben
       
       > Die Turkish-Stream-Gaspipeline von Russland über die Türkei nach
       > Griechenland bekommt wohl eine neue Chance. Wen es freut, wen nicht.
       
 (IMG) Bild: Gemeinsame Interessen fördern die Freundschaft
       
       Istanbul taz | Die Türkei und Russland wollen ihre milliardenteuren
       Initiativen im Energiebereich wieder vorantreiben. Zu diesem Zweck hat der
       russische Präsident Wladimir Putin am Montag einen eintägigen Besuch in der
       Türkei absolviert. Nach einem Besuch auf dem 23. Weltenergie-Gipfel in
       Istanbul wollte Putin am Nachmittag mit seinem türkischen Amtskollegen
       Recep Tayyip Erdoğan zusammentreffen.
       
       Dabei ging es wirtschaftspolitisch um die Wiederaufnahme der Verhandlungen
       über die große Gaspipeline Turkish Stream und den Atomreaktor in Akkuyu an
       der türkischen Mittelmeerküste, den ein russisches Unternehmen bauen soll.
       
       Schon vor dem Besuch hatte der russische Energieminister Alexander Nowak
       angekündigt, dass die Präsidenten eine grundsätzliche Vereinbarung über das
       Pipeline-Projekt abschließen könnten: „Alle Vorbereitungen sind so weit
       abgeschlossen“, sagte Nowak.
       
       Den Plänen nach führt Turkish Stream durch das Schwarze Meer und soll neben
       der Türkei auch Süd- und Südosteuropa mit russischem Gas versorgen.
       Ursprünglich war die Leitung unter dem Namen South Stream angedacht und
       sollte vom Schwarzen Meer nach Bulgarien und von dort weiter nach Wien
       führen. Dieses Vorhaben scheiterte, nachdem sich die russisch-europäischen
       Beziehungen wegen der Krimkrise verschlechterten und die EU nicht
       akzeptieren wollte, dass der staatliche russische Gaskonzern Gazprom auch
       die Verteilung des Gases in der EU übernehmen wollte.
       
       Nachdem Putin deshalb im Dezember 2014 das Ende von South Stream erklärt
       hatte, kam die Gasleitung über die Türkei als Alternative ins Gespräch.
       Beide Seiten waren sich grundsätzlich schnell einig. Sie verhandelten aber
       noch über Details, als der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch
       die türkische Luftwaffe an der syrisch-türkischen Grenze dazu führte, dass
       Russland alle Projekte mit der Türkei auf Eis legte. Erst die
       Wiederannäherung von Putin und Erdoğan vor zwei Monaten schuf die
       Voraussetzung dafür, dass Turkish Stream reaktiviert werden kann.
       
       Über zwei Stränge sollen insgesamt jeweils 15,7 Milliarden Kubikmeter Gas
       jährlich in die Türkei gepumpt werden. Die Hälfte davon würde dann über
       Griechenland auf den europäischen Markt fließen. Griechenland erfreut diese
       Aussicht, hofft Athen doch sowohl auf billiges Gas als auch auf Einnahmen
       aus Transitkosten. Die EU-Kommission steht dem Projekt jedoch skeptisch
       gegenüber, weil es die Ukraine als Transitland für russisches Gas
       ausschalten und Europa noch abhängiger von russischem Gas machen würde.
       
       10 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
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