# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Nobelpreise als Mutmacher, süße, unbezahlte Hasen bei der „FAZ“ – und
       > endlich ein Deckel auf der Causa Böhmermann.
       
 (IMG) Bild: Bekam keinen Frieden, dafür einen Friedensnobelpreis: Kolumbiens Präsident Santos (li)
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Lawrow und Kerry gelingt es, Friedensnobelpreis
       abzuwehren.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Syrien. Doch. Muss.
       
       Der Friedensnobelpreis geht an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel
       Santos. Hat er ihn verdient, trotz der verlorenen Abstimmung über den
       Friedensvertrag mit der Farc? 
       
       Sollte die Wiedervereinigung rückgängig gemacht werden, wenn Helmut Kohl
       nicht endlich dafür einen Friedensnobelpreis bekommt? Charmanter Gedanke,
       doch unwahrscheinlich. Und also scheint die Jury der Idee anzuhängen, mit
       dem Preis nicht Wohltaten zu belohnen, die auch ohne Preis stattgefunden
       haben. Sondern ihn als Ölkännchen der Weltgeschichte einzusetzen. Das hat
       bei Obama so halb toll funktioniert. Und auch Santos’ unrühmliche
       Vorgeschichte als Kriegsstratege muss der Preis künftig aushalten. Zudem
       kann der Friedensvertrag auch mit Nobelpreis einfach weiter scheitern.
       
       Eine mysteriöse Krankheitswelle hat die Mitarbeiter von TuiFly erwischt: Am
       Freitag mussten fast alle Flüge der Gesellschaft gestrichen werden, weil
       das Cockpit- und Kabinenpersonal darniederliegt. Was kann das für ein Virus
       sein? 
       
       Auf die Standardfrage „Wünschen Sie einen süßen oder salzigen Snack“ hat
       sich das Tui-Management aber mal gleich den kompletten Tomatensaft auf die
       Hose geschüttet. Salzig: Die Herren aus der Businessklasse dürfen sich
       bestreikt fühlen – die Gewerkschaft jedoch muss nicht in die Streikkasse
       greifen. Denn solange niemand die „smoking gun“ vorweisen kann – etwa einen
       Aufruf, eine gewerkschaftliche Rundmail – bleibt der Betrug
       „Entgeltfortzahlung erschwindelt“ unbewiesen. Die Crews haben den Eindruck,
       eine Viertelstunde nach Absturz der Maschine mit den
       Sicherheitsvorkehrungen an Bord vertraut gemacht zu werden: TuiFly soll mit
       seinem maroden Großkunden AirBerlin verschmolzen werden unter dem Dach der
       Etihad, und das fern des hiesigen Tarif- und Sozialrechtes. Dieses Flugziel
       wüsste man gern, bevor man an Bord geht, und nicht erst, wenn nach der
       Landung der Koffer futsch ist. Inzwischen hat Tui den Standort Hannover und
       die Verträge für drei Jahre garantiert – und wirft damit die Frage auf, ob
       es unterm Strich nicht völlig okay von den Mitarbeitern war, krankzufeiern.
       
       Die Große Koalition hat sich auf ein Gesetz zur Lohngerechtigkeit von
       Frauen und Männern geeinigt: Firmen mit mehr als 200 MitarbeiterInnen
       müssen künftig Gehälter offenlegen. Ist die Genderpay-Gap damit vorbei? 
       
       Allein schon, um die FAZ zu der Qualitätsformulierung hinzureißen: „Die das
       Individuum plattmachende Koalitionswalze“ hat es sich gelohnt. Nachgerade
       eine Feuergarbe freiheitlichen Heckenschusses gegen die Rote Armee formerly
       known as Merkel. Familienministerin Schwesig versucht, Einwände
       vorwegzunehmen: Auch wenn man herausrechne, dass Frauen mehr Teilzeit,
       seltener in Führungspositionen und häufig in schlecht bezahlten
       Sozialberufen arbeiteten, bleibe die Gap. Hätte Henkel das gewusst und
       „süßer, unterbezahlter Hase“ gesagt – es hätte die FAZ sehr verwirrt.
       
       Die polnische Regierung kippt überraschend das Abtreibungsverbot, das sie
       bis vor Kurzem noch rigoros durchsetzen wollte. Woher die Kehrtwende? 
       
       Der Gesetzentwurf überholt die katholische Kirche rechts, da er selbst bei
       Schwangerschaften nach Vergewaltigung oder Inzest Frauen keine Entscheidung
       lässt. Vielleicht ist es ein Beispiel für die Tücke des Rechtspopulismus:
       Man fordert Sachen, die man im Ernstfall selber irre findet. Doch Obacht:
       Auch ohne diesen Gesetzentwurf liegt das polnische Abtreibungsrecht
       außerhalb europäischer Menschlichkeit.
       
       Die Staatsanwaltschaft Mainz hat die Ermittlungen gegen Jan Böhmermann
       eingestellt. Damit ist sein Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten
       Edoğan vom Grundgesetz gedeckt. Wen könnte er sich also als Nächstes
       vornehmen? 
       
       Das war das Ermittlungsverfahren nach dem
       „Majestätsbeleidigungsparagrafen“, das die Bundesregierung
       herbeigetollpatscht … toll herbeigepatscht … verschuldet hatte. Anhängig
       bleibt Erdoğans Zivilklage in Hamburg, wo bereits Teile des Werkes
       untersagt wurden. Böhmermann hat in seinem Statement auf die unvergleichbar
       miesere Lage von Satirikern und Journalisten in der Türkei hingewiesen, da
       wehte erstmals in der ganzen Affäre ein blaues Licht von Sinn am Horizont.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       „Alles, was ihr selbst noch anziehen würdet, ist willkommen“: Das
       vorzügliche Fanportal schwatzgelb.de sucht Spochtzeuch für Flüchtlinge.
       
       FRAGEN: ANNE FROMM
       
       9 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumbien
 (DIR) Friedensnobelpreis
 (DIR) Tuifly
 (DIR) Manuela Schwesig
 (DIR) Jan Böhmermann
 (DIR) Frank-Walter Steinmeier
 (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel
 (DIR) Michelle Obama
 (DIR) Wallonien
 (DIR) Margot Käßmann
 (DIR) Nobelpreis
 (DIR) Juan Manuel Santos
 (DIR) Sexismus
 (DIR) Polen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Papa muss ins Veteranenheim, die Medien sind am allensten schuld und die
       Linkspartei sucht den Bundespräsidenten.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Keine Sanktionen gegen die Türkei und keine Witze auf Kosten von Alexander
       Dobrindt. Und die Pkw-Maut? Die gibt's eh nicht mit Merkel.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Günther Oettinger brilliert als Gruselclown, Michelle Obama als Präsidentin
       der Herzen und Wallonien sagt am Ende doch „Ja“ zu Chlorhähnchen.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Die Grünen-Homepage sieht aus wie von der FDP gehackt, Weidmannsgeil für
       „Reichsbürger“ in Bayern und Touri-Schwindel um Eva Braun.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Wie die NSU-Ermittlungen immer mehr demolieren, warum Bob Dylan den
       Nobelpreis verdient hat und: Maschi als Präsident?
       
 (DIR) Nobelpreis für Wirtschaft: Forschen zu Vertragskonstrukten
       
       Vertragskonstruktionen gerade für Top-Manager sind komplex. Dazu forschen
       die in den USA lehrenden Wissenschaftler Hart und Holmström.
       
 (DIR) Friedensnobelpreis 2016: Kolumbiens Präsident Santos geehrt
       
       Der Friedensnobelpreis geht an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel
       Santos. Er erhält ihn für seine Anstrengung, den Bürgerkrieg im Land zu
       beenden.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Sexistische Tierliebe bei der CDU, Verschwörungstheorien bei Springer und
       die immer noch offene Frage der Gauck-Nachfolge.
       
 (DIR) Protest gegen Abtreibungsverbot: In Polen streiken die Frauen
       
       Die Polinnen treten im ganzen Land in den Ausstand. So wollen sie gegen die
       geplante Verschärfung des Abtreibungsgesetzes vorgehen.