# taz.de -- Friedensvertrag in Afghanistan: Meilenstein oder Affront?
       
       > Seit Monaten ringt die Einheitsregierung in Afghanistan um Frieden mit
       > Rebellengruppen. Jetzt unterzeichnet sie ein Abkommen mit einem der
       > brutalsten Kriegsherren.
       
 (IMG) Bild: Kinder in Afghanistan feiern den Internationalen Weltfriedenstag – ihr Land scheint dem Frieden nun auch ein Stück näher zu sein
       
       Kabul dpa | Vertreter der afghanischen Einheitsregierung haben nach
       monatelangen Verhandlungen einen Friedensvertrag mit der radikalislamischen
       Gruppe Hisb-e Islami unterzeichnet. Laut dem am Donnerstag in Kabul
       geschlossenen Abkommen sollen die Aufständischen unter der Führung von
       Gulbuddin Hekmatjar, einem der brutalsten Kriegsherren in der Geschichte
       des Landes, alle militärischen Aktivitäten einstellen und erhalten dafür
       „rechtliche Immunität“. In Zukunft soll die Gruppe, die nach den Taliban
       als eine der größten Rebellenorganisationen Afghanistans gilt, rein
       politisch agieren.
       
       Damit die Waffenruhe in Kraft tritt, muss der Vertrag noch von dem
       afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani und dem Rebellenführer selbst
       unterschrieben werden.
       
       Das Abkommen sieht vor, dass alle Hisb-e Islami-Mitglieder in afghanischer
       Gefangenschaft binnen zwei Monaten freigelassen werden. Die afghanische
       Regierung will zudem die Vereinten Nationen und andere Organisationen
       bitten, Sanktionen gegen die Rebellen aufzuheben. Hisb-e Islami soll dafür
       auf die Unterstützung terroristischer Gruppen verzichten.
       
       Der Vorsitzende des afghanischen Hohen Friedensrats, Pir Saied Ahmad
       Geilani, und der Sicherheitsberater des Präsidenten, Hanif Atmar, forderten
       alle Rebellengruppen, einschließlich der Taliban, zur Teilnahme am
       Friedensprozess auf. Das Abkommen mit Hisb-e Islami könnte Beobachtern
       zufolge zu einem Meilenstein bei den Bemühungen der Einheitsregierung um
       eine Befriedung des Landes werden.
       
       Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte das Abkommen
       hingegen im Vorfeld als Affront gegen die Opfer der Gewalt verurteilt. Die
       Rückkehr des Rebellenführers Hekmatjar werde die „Kultur des Straffreiheit“
       gegen die Kriegsherren in Afghanistan fördern, kritisierte die Organisation
       in einer Stellungnahme am Mittwoch.
       
       Hisb-e Islami wurde 1977 von Hekmatjar (69) gegründet. Er war in den 1980er
       Jahren der von Saudi-Arabien und den USA am besten finanzierte
       Mudschaheddin-Anführer im Kampf gegen die Sowjets. Im Kampf um die
       Herrschaft in Kabul wurde er für den Tod tausender Zivilisten
       verantwortlich gemacht. Später leitete er mit Hisb-e Islami die nach den
       Taliban größte Widerstandsgruppe gegen die afghanische Regierung und die
       sie unterstützenden internationalen Truppen.
       
       22 Sep 2016
       
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