# taz.de -- Nachbeben in Mittelitalien: Opfer nicht nur menschlicher Natur
       
       > Bei dem Erdbeben in Mittelitalien wurden fast 300 kulturhistorische
       > Bauwerke zerstört. Die Regierung hat bereits einen Präventionsplan
       > angekündigt.
       
 (IMG) Bild: Amatrice, ein beliebter Ferienort in Mittelitalien, wurde fast gänzlich dem Erdboden gleichgemacht
       
       Rom/Amatrice afp/dpa/ap | Ein weiteres schweres Nachbeben hat am
       Freitagmorgen die bereits hart getroffene Region in Mittelitalien
       erschüttert. Dabei soll es in der Ortschaft Amatrice zu weiteren Schäden
       gekommen sein. Die US-Erdbebenwarte gab die Stärke des Nachbebens mit 4,7
       an, das nationale geologische Institut in Italien mit 4,8. Dem Erdstoß um
       06.28 Uhr gingen demnach in der Nacht mehr als ein Dutzend schwächere Beben
       voraus, weitere neun folgten innerhalb einer Stunde.
       
       Seit dem Hauptbeben am Mittwochmorgen wurde die Region von mehr als 500
       Nachbeben erschüttert, einige davon hatten die Stärke 5,1.
       
       Der beliebte Ferienort Amatrice ist besonders schwer von dem Hauptbeben am
       Mittwochmorgen getroffen worden. Die Ortschaft wird vom Kulturministerium
       auf der Liste der schönsten Dörfer Italiens geführt. Vom historischen
       Stadtzentrum ist praktisch kaum noch etwas übrig. So wurde etwa die 1428
       gebaute Kirche San'Agostini komplett zerstört.
       
       Nach Angaben von Kulturminister Dario Franceschini sind bei dem
       verheerenden Erdbeben insgesamt 293 kulturhistorische Bauwerke und Stätten
       Italiens beschädigt worden, davon 50 schwer. „Die Zahl dürfte steigen
       angesichts der Größe der vom Erdbeben betroffenen Region“, sagte der
       Minister am Donnerstagabend vor Journalisten in Rom. Die Orte forderten
       einen Wiederaufbau ihrer Kulturstätten nach historischem Vorbild – „diese
       Herausforderung sollten wir annehmen“, sagte der Minister. Dabei sollte der
       Erdbebenschutz beachtet werden. „Diese Orte müssen wieder so werden, wie
       sie noch vor einigen Stunden waren.“
       
       ## Präventionsplan angekündigt
       
       Italiens Regierungschef Matteo Renzi kündigte nach dem Erdbeben mit
       mindestens 250 Toten einen Präventionsplan an. Er sagte nach einem
       Kabinettstreffen am Donnerstagabend, Italien brauche eine Vision, die sich
       nicht nur auf den Umgang mit Notsituationen beschränke. Nötig sei ein
       Präventionsplan für Erdbeben, fügte er hinzu. Zugleich gab die Regierung
       eine erste Nothilfe im Umfang von 50 Millionen Euro frei.
       
       Renzi räumte ein, dass die Sicherung alter Gebäude in Italien, das eine
       Reihe von Welterbestätten beherbergt, keine leichte Sache sei. Die
       historischen Zentren vieler Städte könnten nicht einfach „dem Erdboden
       gleichgemacht“ werden. Es gebe aber durchaus moderne Technologien zum
       besseren Schutz der Gebäude.
       
       Noch immer werden seit dem Erdbeben etliche Menschen vermisst. Das
       Auswärtige Amt erklärte, bislang gebe es keine Hinweise auf Deutsche unter
       den Opfern. Reisende sollten die gesamte Erdbebenregion weiträumig meiden.
       
       26 Aug 2016
       
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