# taz.de -- Kommentar Kurden-Demo in Köln: Mustergültige Gelassenheit
       
       > Politik und Medien haben gelassen auf das Fest reagiert. Schade, dass das
       > nicht immer so ist, wenn Einwanderer für ihre Sache auf die Straße gehen.
       
 (IMG) Bild: Flagge zeigen für Öcalan: Ein junger Mann schwenkt bei der Kundgebung in Köln eine Fahne
       
       Tiefenentspannt bis verständnisvoll, andere eher gleichgültig bis
       desinteressiert – so haben Politik und Medien [1][auf die Großkundgebung
       von 30.000 PKK-Anhängern am Samstag in Köln] reagiert. Niemand ließ sich
       davon aus der Ruhe bringen, kaum jemand fühlte sich davon gestört. Und das
       ist auch gut so, denn die Demonstranten hielten sich ganz überwiegend an
       Recht und Gesetz.
       
       Vom CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer war diesmal nicht zu hören: Wer
       sich in der türkischen Innenpolitik engagieren wolle, könne „gerne unser
       Land verlassen“. Der CDU-Lautsprecher Jens Spahn verzichtete darauf, die
       Kurden anzublaffen, „unser Präsident“ heiße Gauck und nicht Öcalan, und die
       Kanzlerin stellte die Loyalität der Deutschkurden nicht infrage. Selbst die
       Grünen blieben leise. Cem Özdemir nutzte den Anlass nicht, um vor einer
       „kurdischen Pegida“ zu warnen, und Volker Beck verlangte von den Tausenden
       Pro-Öcalan-Demonstranten auch kein „klares Bekenntnis zur Demokratie“.
       
       Dabei konnte man den Reden in Köln entnehmen, dass viele dort
       terroristische Gewalt in bestimmten Fällen für entschuldbar halten. Doch
       Linken-Chef Riexinger forderte sogar unverdrossen, die PKK in Deutschland
       wieder als legale Kraft zuzulassen: ein steiler Vorstoß in einer Zeit, in
       der sich die PKK in der Türkei wieder offen zu blutigen Anschlägen bekennt.
       
       Erstaunlich, wie entspannt die deutsche Öffentlichkeit reagiert, wenn ein
       deutscher Politiker offen Sympathien mit einer hierzulande verbotenen
       Terrororganisation äußert, die in einem Nato-Partnerland einen bewaffneten
       Kampf führt. Das muss man aushalten, es gehört zur Meinungsfreiheit dazu.
       Es wäre aber schön, wenn man in Deutschland auch sonst so entspannt
       reagieren würde – etwa, wenn Menschen gegen einen vereitelten Putsch und
       für das gewählte Staatsoberhaupt eines verbündeten Landes auf die Straße
       gehen – egal, ob einem dieses nun gefällt oder nicht. Sonst macht man es
       all jenen zu leicht, die deutschen Politikern und Medien einen doppelten
       Maßstab vorwerfen.
       
       4 Sep 2016
       
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