# taz.de -- Nach dem Putsch in der Türkei: Ankara wirft EU Fehler vor
       
       > Die Annäherung der Türkei an Russland sei keine Botschaft an den Westen,
       > sagt Außenminister Cavusoglu. Die EU habe falsch auf den Putschversuch
       > reagiert.
       
 (IMG) Bild: Kündigte engere Gespräche mit Russland an: der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu
       
       Ankara reuters/ap/afp | Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat
       der EU vorgeworfen, schwere Fehler bei der Reaktion auf den Putschversuch
       in seinem Land gemacht zu haben. In der Bevölkerung sei die Unterstützung
       für eine EU-Mitgliedschaft von 50 Prozent auf 20 Prozent gefallen, sagte
       Cavusoglu der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
       
       Sollte der Westen die Türkei „verlieren“, dann wegen eigener Fehler und
       nicht wegen der guten Beziehungen der Türkei zu Russland, China oder der
       islamischen Welt. Die Annäherung an Russland solle keine Botschaft an den
       Westen sein, sagte Cavusoglu.
       
       Zuvor waren die Türkei und Russland nach einer monatelangen diplomatischen
       Eiszeit [1][wieder aufeinander zugegangen]. Bei einem Treffen von Präsident
       Recep Tayyip Erdogan mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin äußerten
       sich beide zuversichtlich, die Beziehungen normalisieren zu können. Das
       Verhältnis war im Herbst vergangenen Jahres nach dem Abschuss eines
       russischen Kampfflugzeugs an der syrisch-türkischen Grenze äußerst
       angespannt.
       
       Die Türkei ist erbost über Kritik aus dem Westen, die Reaktion der
       Regierung in Ankara auf den Putschversuch sei überzogen. Nach dem
       versuchten Staatsstreich, bei dem 240 Menschen getötet worden waren, hat
       die Regierung Zehntausende Verdächtige festnehmen lassen. Zudem erwägt sie
       die Wiedereinführung der Todesstrafe. Letzteres würde nach Angaben der EU
       das Ende der Beitrittsverhandlungen bedeuten.
       
       Außenminister Cavusoglu sagte außerdem, eine Delegation aus Vertretern
       seines Ministeriums, sowie von Militär und Geheimdienst werde nun zu
       Gesprächen nach Russland reisen, um mit russischen Kollegen über Wege für
       eine Lösung des Syrien-Konflikts zu beraten.
       
       ## Admiral beantragt Asyl
       
       Unterdessen soll der türkische Konteradmiral Mustafa Zeki Ugurlu einem
       Medienbericht zufolge Asyl in den USA beantragt haben. Ugurlu wird wegen
       des Putschversuches per Haftbefehl gesucht und wurde kürzlich aus den
       Streitkräften ausgeschlossen. Er sei im Rahmen der Nato auf dem
       US-Marinestützpunkt von Norfolk stationiert gewesen, meldete die amtliche
       Nachrichtenagentur Anadolu.
       
       Der Asylantrag des türkischen Admirals in den USA dürfte das ohnehin
       angespannte Verhältnis der Nato-Partner weiter belasten. Für Streit sorgt
       bereits der Antrag Ankaras auf Auslieferung Gülens, der seit 1999 im Exil
       im US-Bundesstaat Pennsylvania lebt. Die US-Regierung will dem Antrag nur
       nachkommen, wenn die Türkei konkrete Beweise für Gülens Verantwortung für
       den Putschversuch liefert. Der 75-Jährige hat den Putsch scharf verurteilt
       und jede Verwicklung entschieden bestritten.
       
       10 Aug 2016
       
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