# taz.de -- Neue Zahlen zu Gewalt gegen Flüchtlinge: Hass unter dem Radar
       
       > In Berlin gab es 2016 bereits fast so viele Angriffe auf Flüchtlinge und
       > Asylheime wie 2015 insgesamt. Die Polizei kommuniziert dazu
       > zurückhaltend.
       
 (IMG) Bild: Ihre Hochzeit ist vorbei, doch Demos gegen Flüchtlinge gibt es in Berlin immer noch, zuletzt am 30. Juli
       
       Selbst die nackten Zahlen allein machen klar, worum es hier geht: 5 Fälle
       2013, 16 Fälle 2014, 57 Fälle 2015, 43 Fälle im ersten Halbjahr 2016. Die
       Fallzahlen rechter Gewalt gegen Flüchtlingsunterkünfte und ihre
       BewohnerInnen steigen weiter, es sieht ganz danach aus, als würde das
       laufende Jahr den Rekord aus dem letzten noch einmal übertreffen. Die
       aktuellen Zahlen, die die Senatsverwaltung für Inneres auf Anfrage der
       Grünen-Abgeordneten Clara Herrmann bekannt gegeben hat, zeigen: Auch wenn
       die Debatte über Flüchtlinge und ihre Unterbringung ihren Aufreger-Zenit in
       Berlin bereits überschritten hat, die Gewalt wird nicht weniger.
       
       Was hinter den Zahlen steht, gibt dabei keine Entwarnung. Fünfzehn Fälle
       von teils gefährlicher Körperverletzung sind darunter, vier
       Bedrohungsdelikte, zweimal Volksverhetzung, zwölf Fälle von
       Sachbeschädigung. In der Antwort zu einer ergänzenden Anfrage des
       Linken-Abgeordneten Hakan Taş werden die Fälle noch näher beschrieben: der
       Schriftzug „Sniper Position“ auf einer Mauer am Tempelhofer Feld, daneben
       ein Pfeil in die Richtung der Hangars, in denen Flüchtlinge untergebracht
       sind. Mit Fäkalien beschmierte Eingänge und Klingelschilder an Unterkünften
       in Weißensee. Pflastersteine, die durch die Fenster einer Unterkunft in
       Marzahn fliegen und neben dem Bett eines darin schlafenden Bewohners
       aufschlagen.
       
       Überhaupt Marzahn: Wieder nimmt der Stadtteil in der Aufzählung, die
       Herrmann verlässlich alle sechs Monate abfragt, einen Spitzenplatz ein. 17
       der 43 Fälle haben sich hier ereignet. Danach folgt der Treptower Ortsteil
       Altglienicke – wo eine CDU-Abgeordnete die Proteste gegen
       Flüchtlingsunterkünfte unterstützt – mit sechs Delikten.
       
       43 Fälle in den letzten sechs Monaten, darunter Taten, bei denen die Opfer
       nur mit Glück schweren Verletzungen entgingen: Diese Zahlen decken sich
       zwar mit der bundesweiten Tendenz, wo es im ersten Halbjahr 2016 ebenfalls
       noch mehr Angriffe gab als im Vorjahreszeitraum, überraschen aber trotzdem.
       Denn Berlin ist – anders als die anderen ostdeutschen Bundesländer – in der
       öffentlichen Wahrnehmung kein Hort flüchtlingsfeindlicher Gewalt.
       
       Woran das liegt? Hier findet sich in der Antwort auf Taş' Anfrage ein
       Hinweis: Nur zu drei der dort aufgeführten 30 Delikte hat die Polizei
       demnach eine Pressemitteilung herausgegeben. Dass im März ein Unbekannter
       in Marzahn eine Waffe zog und diese mit den Worten „Du bist ein Moslem“ auf
       einen Flüchtling richtete, dass im April Buttersäure auf dem Hof einer
       Unterkunft in Friedrichshagen verteilt oder im Mai der Bauzaun eines
       entstehenden Heims in Altglienicke in Brand gesetzt wurde – von der
       Berliner Polizei hörte die Öffentlichkeit darüber kein einziges Wort.
       
       2 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malene Gürgen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Unterbringung von Geflüchteten
 (DIR) Rechter Populismus
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Polizei Berlin
 (DIR) Rechte Gewalt
 (DIR) Schwerpunkt Neonazis
 (DIR) Flüchtlinge
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) BKA-Statistik 2016: 921 Anschläge auf Asylunterkünfte
       
       Das Bundeskriminalamt hat Zahlen zu Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte
       veröffentlicht. Sie liegen leicht unter denen des Vorjahres, könnten aber
       noch steigen.
       
 (DIR) Containersiedlung für Flüchtlinge: Immerhin Haselnüsse in Altglienicke
       
       Seit Montag wohnen Flüchtlinge in einem Containerdorf in Berlins Südosten.
       Wohl fühlt sich kaum einer von ihnen und willkommen sind sie auch nicht.
       
 (DIR) Gewalt gegen Flüchtlinge in Berlin: Die nächste Attacke
       
       Unbekannte werfen Feuerwerkskörper in ein Flüchtlingsheim in Adlershof –
       nur Stunden nach einem Brandanschlag im Ortsteil Buch.
       
 (DIR) Seltenes Schauspiel in Berlin-Mitte: Applaus für die Polizei!
       
       War es Neid? War es Genugtuung? Wieso zwei Berliner Polizisten für eine
       Fahrzeugkontrolle laut beklatscht werden.
       
 (DIR) Rechte Gewalt in Berlin: Böser Boom Rassismus
       
       Die Zahl rassistischer Vorfälle nimmt berlinweit stark zu, melden Reachout
       und die Berliner Register. Es gebe einen deutlichen Bezug zur
       Flüchtlingsdebatte.
       
 (DIR) Rechtsextreme Rekorde: Hetzen und Angreifen
       
       Nie zuvor gab es in Berlin so viele rassistische Demonstrationen und
       Angriffe auf Flüchtlingsheime wie 2015. Für dieses Jahr wird ein weiterer
       Anstieg erwartet.
       
 (DIR) Neue Zahlen für Berlin: Hass gegen Heime
       
       Gegen Flüchtlingsunterkünfte und ihre Bewohner werden immer mehr Straftaten
       mit rechtsextremem Hintergrund begangen.