# taz.de -- Kanzlerin im Sommerinterview: Merkel verteidigt Flüchtlingspolitik
       
       > Im ZDF spricht die Bundeskanzlerin über die Arbeit der Koalition. Sie
       > steht zu ihren Entscheidungen beim Thema Flüchtlinge und glaubt, dass der
       > Brexit kommen wird.
       
 (IMG) Bild: Im Gespräch: Angela Merkel (vor Graffiti) und die ZDF-Journalistin Bettina Schausten
       
       Berlin dpa | Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht die große Koalition trotz
       erheblicher interner Differenzen weiter auf einem gemeinsamen Kurs. „Wir
       treffen doch alle Beschlüsse, die wir zu treffen haben, gemeinsam“, sagte
       sie am Sonntag im Sommerinterview des ZDF über Meinungsverschiedenheiten
       zwischen Union und SPD.
       
       Den Streit mit CSU-Chef Horst Seehofer in der Flüchtlingspolitik sieht sie
       als ausgeräumt an. „Dass es da einen Dissens gab, ist klar, dass wir
       gemeinsam in die Zukunft gucken, ist auch klar.“ Innerhalb der Union gelte,
       dass das Gemeinsame weitaus stärker sei, als das, was unterschiedlich sei.
       
       „Ich stehe zu jeder der Entscheidung, die ich, die wir, die die
       Bundesregierung getroffen haben“, sagte die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende
       mit Blick auf die Flüchtlingspolitik.
       
       Den Vorwurf eines zu strikten Sparkurses in Europa wies sie zurück. „Wir
       wollen auf der einen Seite eine wachstumsorientierte Politik.“ Aber auch
       solide Haushalte seien nötig.
       
       ## „Antrag wird gestellt“
       
       Merkel zeigte sich überzeugt davon gezeigt, dass Großbritannien am Austritt
       aus der Europäischen Union festhält. „Ich befasse mich mit den Realitäten
       und ich gehe davon aus, ganz fest, dass dieser Antrag gestellt werden
       wird“, sagte sie. „Das wollen sie erst machen, wenn sie eine neue
       Premierministerin haben nach menschlichem Ermessen.“
       
       In Großbritannien haben bereits mehr als vier Millionen Menschen eine
       Petition für ein zweites Brexit-Referendum unterschrieben. Die Regierung in
       London hat dem Wunsch vieler Briten nach einer weiteren Abstimmung aber
       eine klare Absage erteilt.
       
       Weiter einsetzen will Merkel sich für ein Aufheben des Besuchsverbots für
       deutsche Abgeordnete auf der türkischen Luftwaffenbasis Incirlik. „Es muss
       weitergearbeitet werden“, sagte sie. „Es ist notwendig, dass unsere
       Abgeordneten nach Incirlik reisen können, dass sie unsere Soldaten besuchen
       können.“ Ein Treffen mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte auf dem
       Nato-Gipfel in Warschau keinen Durchbruch gebracht. „Es ist nicht das erste
       Mal in der Politik, dass ein erstes Gespräch noch nicht reicht“, sagte
       Merkel dazu.
       
       ## Gauck-Nachfolge
       
       Europa muss aus Sicht von Merkel etwas gegen das tausendfache Sterben von
       Flüchtlingen insbesondere im Mittelmeer unternehmen. „Wir können Menschen
       nicht zumuten, dass sie unter unsäglichen Umständen zu uns kommen, und
       Hunderte, im Mittelmeer sogar Tausende ihr Leben verlieren“, sagte sie.
       Deshalb müsse illegale Migration unterbunden werden.
       
       Für die Nachfolge von Bundespräsident Joachim Gauck will Merkel eine
       Entscheidung nach den Landtagswahlen im September. Sie sagte, „dass wir uns
       alle verabredet haben, das nach den nächsten Landtagswahlen zu machen“.
       Merkel betonte: „Es sollte versucht werden, einen Kandidaten oder eine
       Kanditin zu finden, der auf breite Unterstützung zählen kann.“
       
       11 Jul 2016
       
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