# taz.de -- Christdemokraten entdecken Bestseller: Wachstumskritik mit Bibel-Zitaten
       
       > Die hessische CDU beschäftigt sich neuerdings mit den Thesen des Clube of
       > Rome. Ihr Referent Meinhard Miegel fordert: Umverteilung.
       
 (IMG) Bild: Zum Lachen? Was wohl CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier von den Grenzen des Wachstums hält?
       
       Wiesbaden taz | Gut 45 Jahre nach dem Erscheinen der legendären Studie „Die
       Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome hat das Thema Wachstumskritik auch
       die CDU in Hessen erreicht. Im Wiesbadener Landtag wagte sie sich im Rahmen
       der Veranstaltungsreihe „Große Debatten“, die „auch mal etwas kontroverser
       Themen aufgreifen“, an die Lektüre. Als Gast geladen war der
       Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel.
       
       Ganz das Lieblingsthema der CDU ist es ja nicht, diese Grenzen des
       Wachstums. So fordern auch die hessischen Christdemokraten in ihrem
       Wahlprogramm von 2013 wie selbstverständlich immer noch mehr Wachstum. Aber
       jetzt, wo die Partei sogar gemeinsam mit den Grünen regiert, kann man ja
       über alles mal reden. Vor rund 300 Zuschauern forderte Redner Miegel,
       selbst langjähriger CDUler, ein radikales Umschwenken auf einen
       nachhaltigen Pfad und die Verabschiedung vom Ressourcenraubbau.
       
       Das bedeutet für Miegel auch: Umverteilung. „Unser Wohlstand baut darauf
       auf, dass 40 Prozent der Welt so nicht leben.“ Die Politik habe einen
       Umschwenk bislang zwar versucht, sei dem aber nicht nachdrücklich genug
       nachgegangen, betonte er. Das gilt auch für ihn selbst: In den 1970er
       Jahren war er Mitarbeiter des damaligen CDUGeneralsekretärs Kurt
       Biedenkopf.
       
       Ein wirkliches Lob für die Inhalte konnte sich der Moderator des Abends,
       der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Boddenberg, nicht abringen: „Ist es
       nicht das Problem, dass die internationalen Institutionen zu schwach sind,
       so etwas durchzusetzen?“, fragte er. Miegel konterte trocken: „Kann man
       denn von denen, die von 1,45 Dollar am Tag leben, erwarten da voran zu
       gehen? Das ist unsere Aufgabe.“
       
       Kritische Beiträge bei der anschließenden Debatte waren die Ausnahme, statt
       dessen gab es viel Applaus für Miegel. Schöpfung bewahren und
       Nachhaltigkeit scheinen auch der CDU nicht ganz so fremd. Zweifel gab es
       vor allem daran, wie es zu schaffen sei: „Keiner von uns will doch etwas
       von seinem Wohlstand abgeben“, sagte ein Gast.
       
       Doch auch das ließ sich, so zeigte Miegel, auf eine eher konservative Art
       beantworten: Mit einem Bibelgleichnis des reichen Jünglings, der Gott nahe
       sein wollte, es aber nicht schaffte, sich von seinem Reichtum zu trennen.
       „Und Gott sah ihm traurig nach“, endete Miegel. Auch das fand nickende
       Zustimmung im Publikum.
       
       8 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Leimbach
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Hessen
 (DIR) Wiesbaden
 (DIR) CDU
 (DIR) Wachstum
 (DIR) Degrowth
 (DIR) Club of Rome
 (DIR) Umverteilung
 (DIR) Degrowth
 (DIR) Degrowth
 (DIR) Bundespräsident
 (DIR) Lesestück Meinung und Analyse
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahlen
 (DIR) Hessen
 (DIR) Frankfurt am Main
 (DIR) Hessen
 (DIR) Flüchtlinge
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Aktivist über Degrowth-Konferenz: „Der Planet hat Grenzen“
       
       In Budapest geht die Degrowth-Konferenz zu Ende. Veranstalter Vincent
       Liegey über die Neuigkeiten seit der vergangenen Konferenz in Leipzig.
       
 (DIR) Ökonom über Degrowth-Konferenz: „Wachstum wird immer schwieriger“
       
       32-Stunden-Woche, Mindest- und Maximallohn fordern Teilnehmer der
       Degrowth-Konferenz. Das ist nicht utopisch, sagt der Ökonom Giorgos Kallis.
       
 (DIR) CDU-Mann Volker Bouffier: Hessens Mann fürs Schloss Bellevue?
       
       Mit 64 Jahren ist der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier im besten
       Bundespräsidentenalter. Er würde sich den Job wohl zutrauen.
       
 (DIR) Essay Umverteilung und die Grünen: Ein gutes Leben für alle
       
       Ökologische Moral braucht Gleichheit. Damit tut sich das grüne Bürgertum
       schwer, doch ökologischer Fortschritt geht nur mit allen.
       
 (DIR) Kommentar Grün-Schwarz in Ba-Wü: Das Sehnsuchtsbündnis
       
       Winfried Kretschmann hat mit seiner Koalition die Chance auf eine
       progressive Ökopolitik. Aber er zeigt wenig Rückgrat.
       
 (DIR) Schwarz-Grün in Hessen: Opposition boykottiert Ausschuss
       
       SPD und Linke in Wiesbaden fordern eine Ablösung des CDU-Rechtsaußen
       Hans-Jürgen Irmer. Der bezeichnet den Boykott als „Klamauk“.
       
 (DIR) Flüchtlinge in Frankfurt: Ohne Freiwillige geht gar nichts
       
       Die Organisation „Welcome Frankfurt“ kümmert sich um Flüchtlinge. Ihre
       Mitglieder sehen sich als Helfer – und als politische Aktivisten.
       
 (DIR) Neues Terminal für Frankfurter Flughafen: Ein bitterer Tag für die Grünen
       
       Beim Spatenstich fehlt Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Er hatte einen
       Stopp des Ausbaus versprochen, konnte ihn aber nicht verhindern.
       
 (DIR) Feier zum 3. Oktober in Frankfurt: Gigantismus in der Bankenstadt
       
       Schlaaaaaand! Die Einheitsfeier findet in Frankfurt statt. Das Motto:
       „Grenzen überwinden“. Linke Gruppen rufen zu Gegenveranstaltungen auf.