# taz.de -- Landwirtschaft in Brasilien: Keine Vermarktung von illegalem Soja
       
       > Trotz Bemühungen der Agrarlobby im Parlament bleibt das Soja-Moratorium
       > erhalten. Es ist eine Ausnahme in der brasilianischen Landwirtschaft.
       
 (IMG) Bild: So, ja so, sieht Soja von oben aus
       
       Rio de Janeiro taz | Ein kleiner Lichtblick inmitten des Rollbacks in der
       brasilianischen Landwirtschaft: Soja, das auf illegal abgeholzten Gebieten
       in der Amazonas-Region angebaut wurde, darf weiterhin nicht
       kommerzialisiert werden. Das Soja-Moratorium, auf das sich
       Umweltorganisationen, Agrarverbände und die Bundesregierung 2006 einigten,
       ist im Mai auf unbestimmte Zeit verlängert worden.
       
       Nach Angaben von Greenpeace hat das Moratorium dazu beigetragen, die
       Abholzung in den betroffenen Regionen seit 2006 um 86 Prozent zu mindern.
       Dieser Zahl steht eine Steigerung der Sojaproduktion in den 76 vom
       Moratorium erfassten Bezirken um 200 Prozent gegenüber. „Dies zeigt, dass
       es durchaus möglich ist, mehr zu produzieren, ohne zugleich abzuholzen“,
       erklärt Paulo Adario von Greenpeace Brasilien.
       
       Der Anteil der Sojabohnen, die auf illegal gerodeten Gebieten angebaut
       wurden, liegt offiziellen Angaben zufolge heute bei unter einem Prozent.
       2004, zwei Jahre vor Unterzeichnung der Initiative, lag dieser Wert noch
       bei rund 30 Prozent. Eine Studie der Zeitschrift Science aus dem Jahr 2015
       zeigt, dass das Moratorium die Abholzung fünfmal effektiver einschränkt als
       alle brasilianischen Umweltgesetze zusammen.
       
       Soja und seine Nebenprodukte sind das wichtigste Agrarexportgut
       Brasiliens. Der südamerikanische Flächenstaat führte 2015 Soja im Wert von
       über 30 Milliarden US-Dollar aus. Für Greenpeace und andere Umweltgruppen
       ist das Moratorium ein richtungsweisender Bestandteil der Kampagne „Null
       Abholzung“, mit der 1,4 Millionen Unterzeichner versuchen, die illegale
       Rodung im riesigen Amazonasgebiet zu beenden.
       
       ## Allerorten wird abgeholzt
       
       Ein hochgestecktes Ziel, da trotz einiger Erfolge im vergangenen Jahrzehnt
       noch immer allerorten abgeholzt wird. Grund dafür sind die rechtlich
       zweifelhafte Ausweitung von Landwirtschaft und Holzindustrie sowie große
       Infrastrukturprojekte wie das Wasserkraftwerk Belo Monte, mit denen die
       Regierung die Region ökonomisch erschließen will.
       
       Der Konsens über das Soja-Moratorium ist allerdings eine Ausnahme in der
       brasilianischen Landwirtschaft. Die konservative Agrarlobby verfügt über
       großen Einfluss im Kongress und blockiert Umweltvorhaben und Maßnahmen, die
       Kleinbauern oder Indigene gegen Großgrundbesitzer und das Agrobusiness
       schützen könnten.
       
       Seit der vorläufigen Absetzung von Präsidentin Dilma Rousseff im Mai
       wittert die Lobby Morgenluft und setzt auf schnelle Umsetzung ihrer
       Agrarpolitik. So will sie zunächst die Zuteilung von Land an Gemeinden von
       Indigenen und ehemaligen Sklaven, die Rousseff kurz vor ihrer Absetzung
       unterzeichnete, rückgängig machen. In einem zweiten Schritt soll die Macht
       der Agrarier zementiert werden: Per Verfassungszusatz soll die
       Landzuteilung in Zukunft der Regierung entzogen und dem Kongress
       unterstellt werden.
       
       21 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Behn
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Soja
 (DIR) Brasilien
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Abholzung
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Regenwald
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Brasilianische Händler verlängern Boykott: Soja ohne Amazonas-Regenwald
       
       Die wichtigsten Agrarhändler Brasiliens haben ihren Boykott von Soja aus
       neu gerodeten Regenwaldgebieten am Amazonas um ein Jahr verlängert. Und
       danach?
       
 (DIR) Brasilianischer Sojaexport: Kuhfutter aus dem Regenwald
       
       Brasiliens größte Agrarexporteure wollen Soja aus neu gerodeten Gebieten am
       Amazonas verkaufen. Greenpeace warnt deshalb vor weiterer Abholzung.