# taz.de -- Streit in Hongkongs Demokratiewegung: Tiananmen spaltet Aktivisten
       
       > Hongkonger Studentenverbände wollen dem Gedenken ans Tiananmen-Massaker
       > fernbleiben. Sie widmen sich mehr den heutigen Verhältnissen.
       
 (IMG) Bild: Am 4. Juni, dem Jahrestag des Tiananmen-Massakers, gedenken jedes Jahr in Hongkongs Victoria Park Zehntausende der Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung
       
       PEKING taz | Seit 27 Jahren ist Hongkong der einzige Ort auf chinesischem
       Boden, an dem die Erinnerung an die blutige Niederschlagung von Chinas
       Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz von 1989 wachgehalten wird. An
       jedem Jahrestag am 4. Juni versammeln sich Zehntausende Hongkonger im
       Victoria-Park und zünden für die Opfer Kerzen an. An diesem 4. Juni können
       es viel weniger sein.
       
       Denn einige Hongkonger Studentenorganisationen wollen am Samstag nicht an
       der Gedenkveranstaltung teilnehmen. „Wir wollen das Ereignis nicht
       vergessen, aber der 4. Juni sollte nicht dazu genutzt werden, nur einmal im
       Jahr Dampf abzulassen“, erklärt Althea Suen, Vorsitzende des
       Studentenverbands der Hongkong Universität.
       
       Wichtiger sei es, sich mit Hongkongs derzeitigen politischen Verhältnissen
       zu beschäftigen. Der Dachverband der Hongkonger Studentenorganisationen
       spricht von einer „drohenden Ritualisierung“ des Gedenkens und lehnt eine
       Teilnahme ebenso ab.
       
       Junge Aktivisten haben eine andere Prägung 
       
       Die heutige Generation der Hongkonger Studenten war 1989 noch nicht geboren
       und kennt die Ereignisse auf dem Tiananmen-Platz nur aus Erzählungen von
       Lehrern und Eltern. Viel stärker politisch geprägt sind sie von den
       sogenannten Regenbogen-Protesten vor knapp zwei Jahren.
       
       Im Herbst 2014 blockierten über Wochen hinweg Zehntausende meist Schüler
       und Studenten die Hauptstraßen des Regierungs- und Finanzviertels und
       demonstrierten für mehr Demokratie in der chinesischen
       Sonderverwaltungszone.
       
       Die jungen Hongkonger fürchten den zunehmenden Einfluss der kommunistischen
       Führung in Peking, die sich trotz des Sonderstatus immer stärker in
       Hongkongs inneren Angelegenheiten einmischen. Regenschirme wurden zum
       Symbol der Demonstranten, weil sie sich mit ihnen vor dem Tränengas der
       Polizei schützten.
       
       Hongkongs Demokratie-Veteranen fürchten nun um die weitere Existenz der
       Gedenkveranstaltung. Neben dem Entzünden der Kerzen sei die Rede eines
       Studentenvertreters der wichtigste Bestandteil gewesen, bedauert Albert Ho
       Chun-yan, ein Hauptorganisator der Gedenkveranstaltung, die Absage. „Die
       Studenten waren das Gewissen des Protests.“
       
       Das alljährliche Lichtermeer aus Kerzen sei „die stärkte Form, das
       Unrechtsregime in Peking anzuprangern“, sagt Lee Cheuck-yan von der
       oppositionellen Arbeiterpartei und bittet die Studentenverbände, ihre
       Position zu überdenken. „Niemals darf die Niederschlagung auf dem
       Tiananmen-Platz in Vergessenheit geraten.“
       
       Während Hongkongs Demokratiebewegung über den angemessen Umgang mit dem
       Jahrestag streitet, bleibt Chinas Führung ihrer eigenen Art des Gedenkens
       treu: Wie schon in den letzten Jahren erinnert sie an das Ereignis, indem
       sie schon Tage vorher mit einem massiven Polizeiaufgebot den berühmten
       Pekinger Platz weiträumig absperren und Passanten und Touristen nur noch in
       Ausnahmefällen auf das Areal lässt.
       
       3 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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