# taz.de -- Kolumne Berliner Galerien: Wohin mit der Kunst?
       
       > Kolumnistin Jana J. Bach empfiehlt Malerei bei GNYP, Videokunst in der
       > ACUD Gallery und Architekturaufnahmen im DAZ
       
 (IMG) Bild: Verloren im Nebel – Filmstill aus Henning Fehr & Philipp Rühr „Polyrhythm Technoir Pt. II – An Endless Cigarette“, 2014
       
       Vorzüglich ist der Titel der Ausstellung bei [1][GNYP] gewählt: Onnagata.
       So werden in Japan männliche Kabuki-Darsteller genannt, die weibliche
       Rollen spielen. Wie bei einem Puzzle schmiegen sich in Kour Pours Bildern
       Farbelemente aneinander. Knapp ein Jahr arbeitete der 28-jährige Brite mit
       iranischen Wurzeln in einem nahezu rituellen Prozess an den acht
       Großformaten.
       
       Van Gogh, Gauguin und Degas adaptierten Charakteristiken des japanischen
       Druckverfahrens Ukiyo-e. Ebendieses nutzte Kour Pour für seine „Tectonic
       paintings“. Als Formvorlage nahm er sich hingegen geologische Karten, die
       Veränderungen durch Vulkane und Erdbeben verzeichneten.
       
       Wie schon bei seiner vorherigen Serie, den „persischen Teppichen“,
       offenbaren sich westliche und östliche Kultur, aber vor allem das Fragile
       an Identitäten (bis 25. 6., Knesebeckstr. 96, Do.–Fr. 11–18 Uhr, Sa. 12–17
       Uhr).
       
       ## Provinz-Roadmovie
       
       Die Schalen sind mit Kakadus und Früchten bemalt, hinter einem Kanapee
       stellt der Mann seinen Spiegelklotz ab. Ein andermal trägt er ihn über
       einen Parkplatz. Bei einem Halt klopft er einem Pferd den Hintern.
       
       Wie und wo Kunst platzieren? – In ihrem 93-minütigen Roadmovie „My Language
       is an Unpaved Road“ führt Henning Fehr und Philipp Rühr ihr Suchen bis tief
       in die Provinz. Etwa ins Städtchen Bentonville in Arkansas, wo Alice
       Walton, die milliardenschwere Erbin des Walmart-Konzerns, das Museum
       Crystal Bridge gründete.
       
       Nicht immer ist klar, ob die Künstler sich gerade selbst darstellen oder
       eine Rolle, etwa die des Museumsdirektors. Auch bei den drei anderen
       Videos, die [2][ACUD Gallery] zeigt, irritiert das Duo mit einem Entwerfen
       zwischen den Zeilen, Tonspuren, und Genres – und rührt ganz plötzlich (bis
       3. 7., Veteranenstr. 21, Do.–Sa. 13–18 Uhr).
       
       ## Architektur im Doppelpack
       
       Eindeutig Standbilder – bis sich die Deutschlandfahne im Wind bewegt.
       Daniel Young und Christian Giroux fotografierten 2013 jedes in Berlin
       errichtete Gebäude. In ihrer Zweikanal-Videoinstallation „Berlin
       2013/1983“, so heißt auch die Schau im [3][DAZ], stellen sie aus diesen
       beiden Jahren vergleichbare Bauten vor.
       
       Zwei Stunden lang reihen sich Büro- und Wohnkomplexe, Datschen, Eigenheime
       und Industriehallen tonlos aneinander. Wie einem kleinen Papier an der Wand
       zu entnehmen ist, sind die Kanadier von einem Stadtrand zum nächsten in
       Serpentinensteigung vorangeschritten.
       
       Es ist ein ziemlich interessanter Blick auf die coolste unter den deutschen
       Städten, die, wenn dann das gefühlte 100. Einfamilienhaus im Doppelpack
       seinen Auftritt hat, nur noch so unsäglich daherkommt wie jede andere (bis
       16. 9., Köpenicker Str. 48/49, Mi.–So. 14–19 Uhr).
       
       Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg
       immer donnerstags in der Printausgabe der taz
       
       1 Jun 2016
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jana Janika Bach
       
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