# taz.de -- Kommentar Präsidentschaftswahl USA: Die falsche Kandidatin
       
       > Clinton steht nach Sanders Sieg schlecht da. Und doch wird sie es sein,
       > die gegen Trump antritt. Unterstützung wird sie eher widerwillig
       > bekommen.
       
 (IMG) Bild: Ein Bad in der Menge – aber wie sehr stehen die Wähler_innen wirklich hinter ihr?
       
       Bernie Sanders, der linke Senator aus Vermont, [1][hat noch einmal
       Vorwahlen der Demokraten gewonnen] – in West Virginia. Das bringt ihm fünf
       Delegiertenstimmen mehr ein als Hillary Clinton. Für den Sieg reicht das
       nicht, zu groß ist Clintons Vorsprung. Zum Weitermachen dagegen schon. Und
       um Clinton schlecht aussehen zu lassen, erst recht.
       
       Auf der republikanischen Seite hat Donald Trump hingegen die Kandidatur in
       der Tasche. Es ist paradox: Dort hat es das Parteiestablishment nicht
       geschafft, den Aufstieg Trumps als Kandidat einer Oppositionsbewegung
       aufzuhalten – bei den Demokraten hat es eine Oppositionsbewegung nicht
       geschafft, die Kandidatin des Establishments aufzuhalten.
       
       Im Ergebnis wird eine enthusiastische Trump-Unterstützerschaft – mit der
       bis November garantiert organisierten vollen Unterstützung der
       Republikanischen Partei – einer widerwillig auf Linie gebrachten
       Demokratischen Partei gegenüberstehen, die sich allenfalls darin einig ist,
       Trump verhindern zu wollen, von der eigenen Kandidatin aber nicht viel
       erwartet.
       
       Bei Sanders wäre das anders: Wo Clinton als machtgeiles Designerprodukt
       gilt, beansprucht er Authentizität mit einem radikal anderen
       Politikverständnis – genau wie Trump auf der Gegenseite. Kein Wunder, dass
       Sanders seit vielen Wochen in allen Umfragen viel deutlicher gegen Trump
       gewinnen würde als Clinton. Das kann sich sogar noch weiter verschärfen,
       wenn weitere Details aus Clintons E-Mail-Affäre bekannt werden sollten.
       
       Dennoch: Hillary Clinton wird Kandidatin der Demokraten werden, und sie
       wird die falsche sein. So wie die republikanischen Parteigrößen Trump
       unterschätzt haben, wird Clinton von den demokratischen Strategen
       überbewertet. Das könnte am 8. November ein bitteres Erwachen geben: Wenn
       Trump eine Chance hat, im November zum Präsidenten der USA gewählt zu
       werden, dann gegen Clinton. Und das kann nun wirklich niemand wollen, der
       bei Verstand ist.
       
       11 May 2016
       
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