# taz.de -- EnergieAgentur.NRW: Fragwürdige Interessenverflechtung
       
       > Ein privates Unternehmen nimmt für das Land NRW staatliche Aufgaben wahr.
       > Die taz und das ARD-Magazin Monitor enthüllen die Gefahr von
       > Vorteilsnahme.
       
 (IMG) Bild: Energieagentur.NRW klingt nach gutem Klima - dahinter steckt ein schwer durchschaubares Firmengeflecht.
       
       BERLIN taz/Monitor | Experten kritisieren Interessenkonflikte und die
       Gefahr von Vorteilsnahme bei der größten Energieagentur Deutschlands, der
       EnergieAgentur.NRW. Sie reagieren damit auf Recherchen der taz und des
       ARD-Magazins Monitor, die fragwürdige Eigentümerstrukturen und eine
       Doppelrolle im Zusammenhang mit der Vergabe öffentlicher Gelder aufdecken.
       
       Die Energieagentur.NRW kümmert sich für das Land NRW um Themen wie
       Energieforschung und Weiterbildung. Sie beraten Kommunen und kleine und
       mittelständische Unternehmen, wie diese Energie einsparen können. Sie ist
       aber keine Landeseinrichtung, sondern profitiert als privates Unternehmen
       von öffentlichen Geldern.
       
       Dabei betrieb ein Gesellschafter der EnergieAgentur.NRW, die „Agiplan GmbH“
       über Jahre auch ein Büro im Wirtschaftsministerium und nutzten
       Email-Adressen der Behörde. Sie war dort zuständig für die Steuerung eines
       milliardenschweren EU-Förderprogramms. In diesem Zusammenhang war Agiplan
       unterstützend für das Ministerium tätig.
       
       Gleichzeitig profitierte die Firma als Mitbetreiber der EnergieAgentur.NRW
       selbst von dem Programm. Allein seit 2008 flossen insgesamt rund 84
       Millionen Euro öffentlicher Gelder.
       
       ## Kritik von Experten
       
       Experten wie Hans-Peter Schwintowski von der Humboldt-Universität Berlin
       kritisieren eine solche Doppelrolle als Einfallstor für Vorteilsnahme: „In
       einer solchen Konstruktion ist eine Interessenkollision kaum aufzulösen.
       Sie bedeutet zugleich, dass man sich Vorteile verschaffen kann, von denen
       andere nichts wissen“, sagte Schwintowski.
       
       Ministerium und Agiplan sehen dagegen keinen Interessenkonflikt. Sie
       dementieren, dass das von Agiplan betriebene Büro die Vergabe von Geldern
       gesteuert habe. Die Energieagentur.NRW wird seit ihrer Gründung im Jahr
       1990 als privates Unternehmen betrieben, seit 2008 als GmbH mit
       verschiedenen Gesellschaftern.
       
       Selbst Experten zeigten sich über die Eigentumsstrukturen der
       EnergieAgentur.NRW erstaunt. Sie gingen von einer teilstaatlichen
       Einrichtung aus. Für Kritiker ist die Nähe des Eigentümers der
       EnergieAgentur.NRW zum Land auch deshalb besonders problematisch, weil
       Agiplan nach den Recherchen von Monitor und taz fragwürdige Verflechtungen
       mit der Industrie aufweist.
       
       So gehört Agiplan zu einem Viertel Mitgliedern der Unternehmerfamilie
       Knauf, die wiederum an einem der weltweit größten Hersteller von
       Dämmmaterialien beteiligt sind. „Auch das riecht nach einem
       Interessenkonflikt“, urteilt Christina Deck von Lobbycontrol. „Die
       Energieagentur berät unter anderem im Bereich energetischer
       Gebäudesanierung. Die Firma Knauf stellt Dämmstoffe her. Es besteht der
       Verdacht, dass hier Lobbyarbeit gemacht wird.“ Die Knauf-Gesellschafter
       streiten das ab. Und auch die EnergieAgentur.NRW und Agiplan weisen jeden
       Einfluss auf ihre Arbeit zurück. Das zuständige Umweltministerium betont,
       laut Vertrag dürften Interessen Dritter „bei der Leistungserbringung keine
       Rolle spielen“.
       
       Die Recherche lesen Sie auf zwei Seiten in der taz vom 17. März 2016
       
       16 Mar 2016
       
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