# taz.de -- Protest gegen drohende Abschiebung: „Ayla soll bleiben“
       
       > Neuköllner GrundschülerInnen demonstrieren gegen die drohende Abschiebung
       > einer Mitschülerin. Die Familie von Ayla M. lebt seit 16 Jahren in
       > Berlin.
       
 (IMG) Bild: Pinnwand an der Sonnengrundschule in Nord-Neukölln.
       
       „Aylas Familie muss bleiben – keine Abschiebung“ steht in roten und grünen
       Buchstaben auf einem weißen Stück Stoff. Um den Schriftzug herum sind
       Herzen und Blumen gemalt. Der Stoff ist zwischen zwei kleine Besen gespannt
       und wird am Montagmorgen von Neuköllner GrundschülerInnen in die kühle Luft
       gehalten.
       
       Mehr als 200 SchülerInnen und Eltern der Sonnengrundschule am südlichen
       Rand von Nord-Neukölln protestieren so gegen die drohende Abschiebung ihrer
       Mitschülerin Ayla M. und deren Familie. Die M.s stammen ursprünglich aus
       Aserbaidschan und leben seit 16 Jahren in Berlin. Ayla und ihre zwei
       jüngeren Geschwister wurden in Deutschland geboren. Dennoch war die Familie
       bislang nur geduldet.
       
       Eine Duldung ist die „vorübergehende Aussetzung der Abschiebung“ und
       garantiert keinen rechtmäßigen Aufenthalt. Geduldete Personen dürfen nicht
       arbeiten. Vergangene Woche wurde bekannt, dass Familie M. Deutschland bis
       zum 23. März verlassen soll.
       
       Auch Lehrkräfte haben sich vor der Schule versammelt. Schulleiterin
       Karoline Pocko Moukoury hat in einem Brief persönlich um Unterstützung bei
       dem Protest gegen die Abschiebung der Familie gebeten. Die M.s seien
       „sprachlich und kulturell“ integriert. Ayla sei Klassenbeste. Sie habe
       „keine Verbindung zu dem Herkunftsland ihrer Eltern“, heißt es in dem
       Aufruf der Pädagogin.
       
       Für ihre MitschülerInnen gehört Ayla nach Berlin. „Du sollst hier bleiben“,
       und „Alle Herzen für Ayla“ steht auf ihren Plakaten, die mit Herzen, Sonnen
       und Deutschlandfahnen verziert sind. Vergangenen Mittwoch hatten die
       SchülerInnen von der drohenden Abschiebung erfahren und gleich am
       Donnerstag mit dem Basteln von Protestplakaten begonnen. Eine
       Fünftklässlerin sagt: „Sie gehört ja zur Schule und wir beschützen unsere
       Schule.“ Von Rasseln und kleinen Trommeln begleitet rufen sie „Ayla soll
       bleiben“. Die Erstklässlerin Ayla selbst steht in ihrer pinkfarbenen
       Steppjacke und der weißen Hello-Kitty-Strickmütze immer ganz dicht bei
       ihrer Mutter und ihren Geschwistern. Sie schaut zu Boden. Die Mikrofone und
       Kameras der zahlreichen Journalisten scheinen sie einzuschüchtern.
       
       Für den Neuköllner Grünen Georg Kössler ist die Protestaktion richtig und
       wichtig. „Kinderstimmen sind meist die lautesten“, sagt er und hofft auf
       ein Handeln des Senats: „Frank Henkel muss beweisen, dass er unabhängig von
       politischen Linien ein Mensch ist.“ AlsInnensenator entscheidet Henkel
       (CDU) über Härtefallanträge.
       
       Hamza El-Khalafs Tochter geht wie Ayla in die Klasse 1a. Sie könne nicht
       verstehen, warum Ayla Berlin verlassen soll, und habe ihren Vater gefragt,
       was Abschiebung eigentlich bedeute, erzählt er. Auch ihm geht das Schicksal
       der Familie nahe und er fragt sich: „Was ist schiefgelaufen in
       Deutschland?“ Zusammen mit anderen Eltern hat El-Khalaf in den vergangenen
       Tagen deshalb „richtig Gas gegeben“. Sie haben die Demo vor der Schule
       organisiert, Politiker und Medien angesprochen und wollen in den nächsten
       Tagen Unterschriften für eine Petition sammeln.
       
       Viel Zeit bleibt dafür allerdings nicht. Reisen die M.s nicht bis zum 23.
       März freiwillig aus, droht der Familie jederzeit die zwangsweise
       Abschiebung. Doch El-Khalaf bleibt positiv: „Ich werde immer optimistisch
       bleiben.“
       
       15 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabienne von der Eltz
       
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 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Abschiebung
       
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