# taz.de -- Parlamentswahl im Iran: Gemäßigte liegen vorn
       
       > Ersten Auszählungen zufolge gewinnen Reformkräfte fast alle Sitze. Vor
       > allem in der Hauptstadtregion in und um Teheran schneiden die Moderaten
       > sehr gut ab.
       
 (IMG) Bild: Iranische JournalistInnen warten auf die Ergebnisse der Wahl.
       
       Teheran afp | Bei der Parlamentswahl im Iran haben die Reformer und
       Gemäßigten um Präsident Hassan Ruhani wichtige Erfolge errungen. In der
       Provinz Teheran konnten sie laut Teilergebnissen auf nahezu alle Sitze
       hoffen. In den übrigen Regionen der Islamischen Republik zeichnete sich am
       Samstagabend noch keine klare Tendenz ab. Ruhani und sein Verbündeter,
       Ex-Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani, wurden zudem mit deutlicher
       Mehrheit in den einflussreichen Expertenrat gewählt.
       
       Nach Angaben des Innenministeriums gaben 33 von 55 Millionen
       Wahlberechtigten und damit rund 60 Prozent ihre Stimme ab. Wegen des großen
       Andrangs blieben die Wahllokale am Freitagabend einige Stunden länger
       geöffnet.
       
       Am Samstagabend zeichnete sich in der wichtigen Hauptstadtregion ein Sieg
       für die Reformer ab: In der Provinz Teheran konnten sie laut Auszählung von
       44 Prozent der Stimmen auf 29 der 30 zu vergebenden Sitze hoffen, die
       bislang komplett mit Konservativen besetzt waren.
       
       Auf der Spitzenposition in der Region Teheran landete den Angaben zufolge
       der Reformkandidat Mohammed Resa Aref. Er war 2013 als
       Präsidentschaftskandidat angetreten, hatte sich aber dann zugunsten des
       heutigen Staatschefs Ruhani zurückgezogen und ihm damit den Sieg bereits im
       ersten Wahlgang ermöglicht. Für den Anführer der konservativen Liste,
       Gholam-Ali Hadad Adel, zeichnete sich der siebte Platz ab.
       
       ## Bündnis der Moderaten
       
       In den übrigen Regionen gab es keine klare Tendenz. Die halbamtliche
       Nachrichtenagentur Isna berichtete, von den 56 Wahlkreisen außerhalb der
       Hauptstadtregion seien 19 an die Konservativen, neun an Ruhani-Anhänger und
       14 an unabhängige Kandidaten gegangen. Bei den übrigen 14 zu vergebenden
       Sitzen war der Ausgang unklar, so dass eine Stichwahl im April oder Mai
       nötig werden dürfte.
       
       4844 Kandidaten, darunter knapp 500 Frauen, waren zur Parlamentswahl
       zugelassen. Der konservative Wächterrat hatte von den ursprünglich mehr als
       12.000 Kandidaten bei der Parlamentswahl rund 60 Prozent ausgeschlossen,
       insbesondere Reformkandidaten.
       
       Die verbliebenen Kandidaten aus diesem Lager verbündeten sich mit den
       Moderaten und gründeten unter Arefs Führung die Liste „Hoffnung“. Die
       Ex-Präsidenten Mohammed Chatami und Rafsandschani riefen zur Wahl der
       Kandidaten aus dem Lager Ruhanis auf, um dem „Extremismus“
       entgegenzutreten.
       
       Das von den Konservativen dominierte Parlament hatte in den vergangenen
       Jahren immer wieder Reformen blockiert oder – wie im Fall der
       Atomverhandlungen – Ruhanis Politik zu hintertreiben versucht.
       
       ## Ruhani in Expertenrat gewählt
       
       Gewählt wurde neben dem Parlament auch der Expertenrat, der im Falle des
       Todes des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei dessen Nachfolger
       wählen würde. Die Mandate im Parlament werden für vier Jahre vergeben, die
       Mandate im Expertenrat für acht Jahre. Womöglich werden die Mitglieder des
       neuen Expertenrats einen Nachfolger des 76-jährigen Chamenei zu bestimmen
       haben.
       
       Bei der Wahl des 88-köpfigen Expertenrates lagen Ruhani und Rafsandschani
       nach der Auszählung von einem Drittel der Stimmen in der Provinz Teheran
       vorn. Insgesamt schafften es demnach 13 Vertreter der Liste von Ruhani und
       Rafsandschani sowie drei Konservative unter die besten 16.
       
       Ruhani erklärte am Samstag, der politische „Wettstreit“ sei nun beendet. Es
       sei nun an der „Zeit, einen neuen Weg zu beschreiten, indem wir uns auf die
       nationalen und internationalen Kapazitäten stützen, ein neues Kapitel
       aufzuschlagen für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand“.
       
       Das endgültige Wahlergebnis, das vom mächtigen Wächterrat abgesegnet werden
       muss, wird erst in einigen Tagen erwartet. Unklar war, in welchem Ausmaß
       die jüngste Einigung über das iranische Atomprogramm den Wahlausgang
       beeinflussen würde.
       
       Nach jahrzehntelangem Streit war im Januar das historische Atomabkommen
       zwischen dem Iran und den UN-Vetomächten sowie Deutschland in Kraft
       getreten. Der Westen hob daraufhin seine Sanktionen gegen das Land auf.
       
       28 Feb 2016
       
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