# taz.de -- Hamburg droht der Verlust eines weiteren Profisportteams: Die Kupfer-Medaille
       
       > Die Kupferhütte Aurubis hat keine Lust mehr, die Hamburger
       > Bundesliga-Volleyballerinnnen zu finanzieren. Und Ersatz ist nicht in
       > Sicht.
       
 (IMG) Bild: Schmerzhaft: der Bänderriss von Karine Muijlwijk, aber auch das drohende Aus des Klubs.
       
       HAMBURG taz | Als hätte er kurz nicht aufgepasst, erlaubt sich Horst Lüders
       eine Erinnerung. „Ich werde 72 Jahre alt im Mai, dann werden es 25 Jahre
       Volleyball hier gewesen sein, gute Jahre mit viel Stress und viel Ärger,
       aber auch mit viel Freude und Zufriedenheit“, sagt der Präsident des
       Frauen-Volleyball-Bundesligisten [1][VT Aurubis] Hamburg. „Was soll ich in
       meinem Alter noch darüber sprechen? Natürlich war da ganz viel Herzblut
       dabei.“ Und dann fügt er trotzig hinzu: „Ich habe immer noch im Kopf, dass
       wir es schaffen.“
       
       „Es“ – das wäre das „Wunder von der Süderelbe“. Die Lage ist sehr ernst.
       Nur noch sieben Wochen bleiben, dann wird feststehen, ob der
       traditionsreiche Verein noch eine Zukunft im Profisport besitzt. Hamburg
       droht nur wenige Wochen nach der Insolvenz des Handball-Bundesligisten HSV
       Hamburg der nächste Niedergang eines Spitzensport-Klubs.
       
       Für die laufende Saison ist der Etat mit 550.000 Euro angesetzt. Der Anteil
       des Namenssponsors [2][Aurubis], eines Kupferkonzerns, beläuft sich auf
       450.000 Euro. Nach dieser Serie steigt der Großsponsor aus – das ist seit
       knapp zwei Jahren bekannt. Das Problem: Lüders und seinem
       Präsidenten-Kollegen Volker Stuhrmann ist es bisher nicht gelungen, die
       sich abzeichnende Lücke im Budget durch Akquise von Sponsoren auszufüllen.
       Es lebt sich nicht leicht für Sportarten im Schatten des Fußballs.
       
       ## Es fehlt eine halbe Million
       
       Drei Szenarien gebe es, sagt Lüders. „Das erste ist, dass wir in der
       Bundesliga bleiben. Wir müssen für die Serie 2016/17 gerne auf 750.000 Euro
       kommen, um eine gute Substanz zu haben. Uns fehlen da etwa 500.000 Euro.“
       Das zweite Szenario sei eine Zukunft in der Zweiten Liga. Kostenpunkt laut
       Lüders 150.000 Euro: „Da müssten wir unsere jetzigen Partner fragen, ob sie
       dann bleiben. Der dritte Fall wäre die Nichtmeldung für Bundesliga und
       Zweite Liga. „Dann würden wir die Geschäfte der GmbH abwickeln. Unter dem
       Namen TV Fischbek wäre es dann reiner Freizeitsport, eventuell in der
       Regionalliga.“
       
       Die unbefristeten Verträge und Wohnungen der Spielerinnen wurden schon
       gekündigt. Das sei „pro forma“ gemacht worden, so Lüders, um für das
       Eintreten des dritten Szenarios, der Nichtmeldung, gerüstet zu sein. „Ich
       glaube noch immer, dass am wahrscheinlichsten eine Zukunft in der
       Bundesliga ist“, sagt Lüders. „Wir haben Signale aus der Wirtschaft
       bekommen. Eine Sache ist schon sehr konkret, zudem gibt es noch einige
       Kontakte.“ Mehr will er dazu nicht sagen.
       
       Auch die Stadt helfe nach Kräften, versichert Hamburgs Sport-Staatsrat
       Christoph Holstein. „Geld können wir aber nicht geben. Wir dürfen den
       Profisport gar nicht fördern“, sagt Holstein. Das gehe aus Gründen des
       EU-Rechts nicht Es ergäbe sich ansonsten ein Wettbewerbsvorteil. „Wir
       können aber versuchen, für den Verein bei der Wirtschaft Türen zu öffnen,
       Kontakte herzustellen.“ Für die Sportstadt Hamburg „wäre es nicht gut, es
       wäre tragisch“, sollte das Ende für einen weiteren Profiverein kommen. „Es
       wäre ja zweimal so, dass es Vereine träfe, die sportlich erfolgreich
       waren.“ Stimmt: Die Volleyballerinnen belegen Platz neun in der Bundesliga,
       gewannen zuletzt bei Serienmeister Schwerin und Pokalsieger Stuttgart.
       
       ## Und dann auch noch Pech
       
       Doch nun hat auch noch die beste Spielerin, die niederländische Kapitänin
       Karine Muijlwijk, beim 1:3 beim Meister Dresdner SC schwer einen Bänderiss
       erlitten und muss vier bis sechs Wochen pausieren. Ohne sie gab es gestern
       im Heimspiel gegen Straubing ein 3:1. Nur wenn VT die Pre-Play-offs
       erreicht, könnte Muijlwijk noch zu Einsätzen kommen.
       
       Auf die Zukunft des Vereins blickt die 27-Jährige – anders als Lüders –
       skeptisch. „Eigentlich habe ich keine Hoffnung mehr“, sagt Muijlwijk.
       „Klar, man denkt schon mal, vielleicht kommt noch ein Sponsor. Im Verein
       geben sie sich auch alle Mühe, aber es ist sehr schwierig. Es geht ja auch
       um einen größeren Betrag.“
       
       7 Feb 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.vt-aurubis-hamburg.de
 (DIR) [2] https://www.aurubis.com/de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Görtzen
       
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