# taz.de -- Parteitag von Vietnams Kommunisten: Premier verliert KP-Machtkampf
       
       > Im Kampf um die Parteiführung wird der wirtschaftsliberale Nguyen Tan
       > Dung vom bisherigen KP-Chef ausgebootet.
       
 (IMG) Bild: Inszenierte Transparenz beim KP-Zentralkomitee am Dienstag: Parteichef Trong (l.) und Premier Dung (zweiter von r.).
       
       BERLIN taz | Der wirtschaftsfreundliche Ministerpräsident Nguyen Tan Dung
       hat sich auf dem Parteikongress von Vietnams allein regierenden Kommunisten
       nicht durchsetzen können. Er verlor den Machtkampf mit dem bisherigen
       Parteichef Nguyen Phu Trong und gehört dem künftigen Zentralkomitee (ZK)
       nicht mehr an. Das bestimmten die 1.510 Delegierten am Dienstag.
       
       Dung, der zwei Legislaturperioden die Regierung führte, muss dann nach der
       Neuwahl der Nationalversammlung im Mai oder Juni in Pension.
       
       Dung hatte auf dem seit letztem Donnerstag tagenden 12. Parteitag den
       Posten des KP-Generalsekretärs angestrebt. Wegen seiner guten Verbindungen
       – viele Mitglieder der Regierung und des ZK verdanken ihm ihre Jobs – wäre
       er zu Vietnams in dieser Position zu Vietnams mächtigstem Politiker seit 30
       Jahren geworden. Noch vor drei Monaten galt er als klarer Favorit.
       
       Doch der bisherige orthodoxe Parteichef Trong, mit 71 Jahren wie Dung (66)
       jenseits der offiziellen Altersgrenze von 65, mobilisierte in den letzten
       Wochen hinter den Kulissen gegen Dung und brachte sich zudem selbst für
       eine weitere halbe Amtszeit ins Gespräch.
       
       ## Gerangel um die Kandidatenliste
       
       So fehlte Dungs Name auf der am Wochenende vom alten Zentralkomitee
       bestimmten Liste der Kandidaten für das neue ZK. Am Sonntag erweiterte der
       Kongress aber eigenmächtig die Liste um 62 Personen inklusive Dung. Der
       musste die Kandidatur zunächst ablehnen, da er als ZK-Mitglied an dessen
       Beschlüsse gebunden ist.
       
       Der Kongress darf jedoch das ZK überstimmen, was in der nach Konsens
       strebenden Partei allerdings äußerst ungewöhnlich wäre. Doch dabei
       scheiterte Dung jetzt. Er soll am Montag nur 40 Prozent der Stimmen
       erhalten haben.
       
       Trong ist damit bei der am Mittwoch anstehenden Wahl des Parteichefs
       einziger Kandidat. An seiner Wahl zweifelt niemand, obwohl er in der
       Bevölkerung weniger beliebt ist als Dung.
       
       „Dung hat nicht kampflos aufgegeben“, sagte Erwin Schweisshelm vom Büro der
       SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Hanoi zur taz. „Aber Trong war
       stärker als gedacht.“
       
       ## Furcht vor einem zu starken Führer
       
       Es sei weniger um eine Richtungsentscheidung zwischen dem
       chinafreundlicheren Trong und dem US-freundlicheren Dung gegangen als
       vielmehr um die Furcht, dass man mit Dung einen sehr starken Führer
       bekommen hätte, so Schweisshelm. Dem ZK als Machtzentrum sei aber an einem
       schwächeren Parteichef gelegen.
       
       Manche Delegierte dürfte auch Dungs Vetternwirtschaft gestört haben. Doch
       wurde sein Sohn, der Parteichef der südlichen Ferieninsel Phu Quoc ist, ins
       neue ZK gewählt.
       
       Dass der Machtkampf jetzt öffentlicher wurde als sonst, obwohl sich die KP
       wieder um Geheimhaltung bemühte, liegt laut Schweisshelm an den in Vietnam
       boomenden sozialen Medien: „Die Zeit der Konklave ist vorbei.“
       
       26 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
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